Schafft sie es oder schafft sie es nicht? Es gab im Vorfeld viele Vermutungen, ob sich die Messe halten können werde und ebenso gab es die Vermutung, daß sich dies spätestens im dritten Anlauf entscheiden wird. Nun also ist die Qualifikation 96 zu Ende gegangen. Doch die notwendige Klarheit über deren Zukunft hat sich nicht eingestellt. Stimmen und Stimmungen waren geteilt, ja beinahe gegensätzlich. Von Seiten der Deutschen Messe AG und des Q-Verbandes gab es jedenfalls bereits vor Ende der diesjährigen Messe das deutliche Statement, weitermachen zu wollen, obwohl sich die Qualifikation in dieser Form als Verlustbringer erweist (siehe S. 5).
Liegt es nun am schlecht durchdachten Messekonzept, an der bereits häufig kritisierten Zersplitterung der Bildungsmessen, am 'falschen' Fachpublikum, an den Ausstellern oder an der auch für Bildungsanbieter recht trostlosen Wirtschaftslage, daß die Messe nur mit knirschendem Sand im Getriebe läuft? Beginnen wir mit einer ersten Spurensuche.
Kommunikationskonzept statt Messestände
Das große Manko einer Bildungsmesse - und das trifft nicht nur die Qualifikation - besteht in der mangelhaften konzeptionellen Unterstützung, um abstrakte Inhalte für das Publikum attraktiv und hautnah zu präsentieren. Und da stellt sich die Frage, ob Dinge wie Lernen, Qualifizieren und Trainieren mit einem konventionellen Standkonzept überhaupt zu bewerkstelligen sind. Einige Aussteller bringen durchaus Bewegung und Aktion in ihren Stand - mit entsprechenden Nebenwirkungen: Wird das Publikum aktiv in das Geschehen eingebunden, ist am Nachbarstand aufgrund zunehmender Lautstärke kein Gespräch mehr möglich. So mußte Sven Ziehr von der Nitor GmbH einige Male bei seinem Standnachbarn Volkswagen Coaching AG intervenieren, deren Verstärkeranlage durchaus geeignet war, Konzertsäle zu beschallen. Sein Trost: Die Wolfsburger hatten starkes Interesse an der von Nitor neu entwickelten CD-ROM zur Moderationsmethode. So zeigte er sich dann auch mit der Messe insgesamt durchaus zufrieden.
Das eigentliche Problem hingegen bleibt: Wie schafft man in unmittelbarer Nähe unterschiedliche Zonen, die einerseits ein ruhiges Gespräch mit Fachbesuchern zulassen, aber andererseits die Form von aktiver, lebendiger Workshopatmoshäre ermöglichen, die eine derartige Messe auszeichnen müßte? Anschauungsunterricht liefert in dieseDoch was sich für ihn und seine längst etablierte Idee des Trainertreffens als nützlich erweist, wurde für einige Aussteller zum Ärgernis. Idealerweise sollte eine Messe das Forum sein, auf dem sich Angebot und Nachfrage treffen. Doch in Hannover sahen sich die Aussteller beinahe häufiger als mit potentiellen Kunden mit dem eigenen Überangebot konfrontiert. Viele freie Trainerinnen und Trainer nutzen die Präsenz der Aussteller zur mehr oder weniger verdeckten Form der 'Konkurrenzanalyse' oder fragten schlichtweg nach Aufträgen. Mit einer gewissen Portion Humor konnte man noch diejenigen 'bedienen', die in einer drolligen Naivität fragten, wie sie denn ihre Seminarunterlagen und Präsentationsmappen gestalten sollten. Hart an der Grenze zur Seriosität bewegten sich hingegen jene 'Semiprofessionellen', die sich zunächst einmal als potentielle Kunden ausgaben und den Aussteller nach Referenzen, eigener Arbeitsweise und Trainingsinhalten ausfragten - so geschehen am gemeinsamen Stand von Jutta Rubach & Partner sowie metatalk. Dennoch zeigte sich Dr. Cornelia Topf von metatalk persönlich mit dem Messeverlauf zufrieden. Sie hatte einige neue Aufträge so gut wie in der Tasche. Vielleicht lag es an der günstigen Plazierung ihres Standes, da das direkt gegenüber gelegene Forum Personalentwicklung und Training viel Publikum anzog.
Über die Qualität des dort Dargebrachten konnte sie allerdings häufig nur den Kopf schütteln: 'Wenn das die Weiterbildung des Jahres 2000 ist, dann können wir die Standortdiskussion endgültig begraben.' Frontalunterricht, überfrachtete Folien, farblose Referenten. Der Einsatz von interaktiven Medien blieb dem Forum 'Qualification Highway' am anderen Ende der Halle 2 vorbehalten. Es gibt sie also: Die Angst des Trainers vor dem Computer.
Weniger über die Qualität der Vorträge als über die Art und Weise, wie diese Vorträge von den Organisatoren des Forums ausgewählt wurden, ärgerte sich Horst Dammer, Geschäftsführer der Deutschlandzentrale der DDI, Meerbusch. Der ehemalige Leiter Trainingszentrum und Vertrieb der imaka - diese fehlte übrigens dieses Jahr ebenso wie die große Mutter AKAD - hatte wie in den Jahren zuvor seinen Themenvorschlag eingereicht. Die Antwort: Er könne darüber gerne referieren, die halbe Stunde koste in diesem Jahr aber 1.700,- Mark. Da winkte er dann doch dankend ab. Es war wohl seine letzte 'Qualifikation'. In Zukunft wird er sich auf den DGFP-Kongreß konzentrieren. Denn eine ganz simple und gleichwohl plausible Erkenntnis hatte er gewonnen: In der Weiterbildungsbranche gibt es nicht so viele Innovationen, als daß sie Jahr für Jahr genügend Besucher auf eine Messe zu locken vermögen.
Rudi Neuland hingegen dürfte es weiterhin in den Fingern jucken. Seit einiger Zeit brütet er bereits an der Idee, in einer Interessengemeinschaft die 50 wichtigsten Aussteller für ein eigenes Messekonzept zu gewinnen. Und in diesem Sinne bot die Qualifikation eine gute Gesprächsplattform untereinander. Man will sich jetzt wohl öfter treffen.m Sinne bereits seit Jahren der Stand der Neuland GmbH, Eichenzell, dessen ständiger Besucherandrang sicher kein Zufall ist. Wenn die Qualifikation für Trainerinnen und Trainer attraktiver werden soll, diese sich als Einzelpersonen jedoch keine 30 qm-Fläche leisten können, muß eine Architektur für Gemeinschaftsstände geschaffen werden. Daß diese eine funktionierende Alternative darstellen, bewies einmal mehr der von Bernhard S. Laukamp organisierte Gemeinschaftsstand des Trainertreffens. Der freute sich über viele neue Kontakte und interessante Gespräche.
Zwischen Nabelschau und Konkurrenzanalyse