Eine Situation aus dem Coaching-Alltag: Der Coachee kommt mit dem klar abgegrenzten, beruflichen Anliegen ins Coaching, dass er seine Arbeitskraft zuverlässiger und konstanter einbringen möchte. Das Coaching verläuft soweit erfolgreich: Der Coachee erarbeitet realitätsnahe Zeitpläne, was bis wann geschafft sein soll. Er setzt konkrete Arbeitsziele und entwickelt Wege, effektiv dorthin zu gelangen. Nach fünf Terminen äußert der Coachee auf einmal, er fühle sich, als hätte das alles gar nichts gebracht, er stehe wie am Anfang. Er wirkt niedergeschlagen und antriebslos.
Ein ganz normaler Rückschlag in einem ganz normalen Coachingprozess? Vielleicht. Aber vielleicht ist das Problem auch grundlegender: Ins Coaching kommen immer wieder Menschen, die an einer psychischen Störung leiden. Wie häufig das genau der Fall ist, darüber gibt es keine verlässlichen Daten. Dass eine beträchtliche Zahl anzunehmen und eine Zunahme zu erwarten ist, zeigen jedoch allgemeine Erhebungen: So belegt eine Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS) aus dem Jahr 2012, dass etwa jeder Dritte in unserer Gesellschaft innerhalb eines Jahres an einer psychischen Störung erkrankt.
Dabei wird die Mehrzahl der Betroffenen nicht psychotherapeutisch versorgt: Die Behandlungsquote liegt bei lediglich 36 Prozent. Geht man nun davon aus, dass die psychische Störung mit Schwierigkeiten in der Lebensführung einhergeht (denn dies ist ein Merkmal für ihre Definition), dann ist anzunehmen, dass hiervon auch die Arbeit und das Erreichen der beruflichen Ziele betroffen ist. Daraus leitet sich für diese Gruppe ein erhöhter Coaching-Bedarf ab, was annehmen lässt, dass Vertreter dieser Gruppe vermehrt im Coaching erscheinen.
Extras:- Infokasten: Psychische Störungen
- Termintipp: Workshop für Trainer und Coachs
- Literaturtipp: Hinweis auf ein Arbeitsheft über Psychopathologie für Trainer, Coachs und Berater