Fragen Sie einen Coach in Santiago de Chile, welchen Coachingansatz er gelernt hat, wird sehr wahrscheinlich die Antwort sein: 'ontologisches Coaching'. Von NLP, systemischer Arbeit oder anderen Verfahren, die in Deutschland und Europa Ausgangspunkt von Coachingansätzen sind, haben auch angesehene Coachs in Südamerika oft kaum etwas gehört. Unter ontologischem Coaching (OC) dagegen wird sich hierzulande kaum einer etwas vorstellen können: Wegen der unübersichtlichen Vielfalt der Angebote ist der in Süd-, aber auch Nordamerika und Australien durchaus verbreitete Ansatz in Europa bisher nicht bekannt geworden.
Das mag aber auch daran liegen, dass das ontologische Coaching auf der anderen Seite des Atlantiks entstand: Die Begründer des Ansatzes – der Philosoph Fernando Flores und die Coachs Rafael Echeverria und Julio Olalla – stammen aus Chile und flüchteten nach dem Sturz der Allende-Regierung 1973 zunächst in die USA. Ein weiterer chilenischer Dissident, Humberto Maturana, lieferte mit seinem biologisch-konstruktivistischen Ansatz wesentliche Impulse für das ontologische Coaching. Einen großen Einfluss hatten auch die sprachwissenschaftlichen Überlegungen und die 'Theorie des Geistes' des amerikanischen Philosophen John Searle – aber auch die Arbeit von Martin Heidegger.
Damit liegen die Wurzeln des ontologischen Coachings – anders als bei vielen bekannten Coachingansätzen – nicht in der Psychologie oder der Managementlehre, sondern eher in der phänomenologischen und existenziellen Philosophie, der Sprachphilosophie sowie der Biologie der Kognition und ihrer Anwendung in einem breiten pädagogischen Kontext. Das spiegelt sich auch im Namen des Ansatzes wider: Das Wort 'Ontologie' bezeichnet die philosophische oder philosophisch-theologische Lehre vom Sein.
Extras:- Infokasten: Grundgedanken des ontologischen Coachings
- Das Menschenbild: Abbildung des 'Way of Being'
- Linktipps: Zwei weiterführende Webseiten