Kooperativ und transparent Entscheidungen treffen – und das auch noch blitzschnell. Unmöglich? Kirsten Dierolf und Christian Mühldorfer haben es versucht und einen lösungsfokussierten Moderationsprozess entwickelt, der innerhalb von ein bis zwei Stunden zu einer Entscheidung und konkreten Aktionsplänen führen soll.
Entscheidungen zu treffen, kostet Zeit. Und zwar umso mehr, je größer die Anzahl der Beteiligten ist. Deshalb entscheiden Manager, wenn es schnell gehen muss, häufig alleine und versuchen, ihre Entscheidung dann an die Betroffenen zu verkaufen – mal mehr, mal weniger erfolgreich. Das muss nicht so sein, findet Kirsten Dierolf und hat gemeinsam mit ihrem Kollegen Christian Mühldorfer den Kurzworkshop Performance Enhancement Tool (PET) entwickelt. Er soll helfen, Problemlösungsprozesse effizient zu gestalten. 'Auch ganz entgegengesetzte Positionen lassen sich mit PET strukturiert zusammenbringen, um schließlich konkrete Aktionspläne zu erarbeiten', ist die Trainerin aus Bad Homburg überzeugt.
Der Ablauf: Sieben Schritte in zwei Stunden
Dies gelingt, so Dierolf, innerhalb von nur ein bis zwei Stunden mithilfe einer vollgepackten Agenda: Die kurzen PET-Workshops sind minutiös durchgeplant, um den Entscheidungsprozess effizient voranzutreiben. Schritt für Schritt begleiten die Moderatoren die zehn bis maximal 30 Teilnehmer zu einer Lösung ihres aktuellen Problems:
Schritt 1 – Zielsetzung: Wofür soll der Workshop nutzen?
Schritt 2 – Stakeholder: Wer ist von der Entscheidung direkt betroffen?
Schritt 3 – Teilziele: Was müssen wir hinbekommen? Was sind die entscheidenden Themen?
Schritt 4 – Bestandsaufnahme: Was funktioniert hier schon?
Schritt 5 – Future Perfect: Phantasiereise in die ideale Zukunft. Was wäre anders?
Schritt 6 – Einzelmaßnahmen: Was müssen wir tun, um einen Schritt in diese Richtung zu tun?
Schritt 7 - Aktionsplan: Die Maßnahmen werden priorisiert und zu einem Paket geschnürt.
Jeder Schritt dauert maximal 15 Minuten, die ersten drei sind deutlich kürzer. Diskussionen sind deshalb nur in einem sehr engen Zeitrahmen möglich – und ausschließlich in Kleingruppen (etwa bei Schritt 3, 4 und 7).
Konsequente Visualisierung
Nach jedem Schritt pinnen die Teilnehmer ihre Antworten – möglichst schon thematisch geclustert – auf Moderationskarten an Stellwände. Falls nötig, wird eine Auswahl getroffen und visualisiert, beispielsweise indem Punkte geklebt werden. So sind die Fragen und Zwischenergebnisse während des Workshops permanent sichtbar. Für mehr Übersichtlichkeit werden Icons in verschiedenen Farben hinzugefügt – etwa für die verschiedenen Stakeholder oder Teilziele. Zusätzlich dekorieren die Moderatoren den Seminarraum mit passenden Bildern und Zitaten, die Assoziationen wecken und bei der Informationsverarbeitung helfen sollen. Das können Bilder vom Firmengelände sein, ebenso wie thematisch passende Filmplakate. 'Eben alles, was die Kreativität befördert', erklärt Dierolf.
Der Nutzen: Strukturierter Austausch ohne Diskussion
Die Visualisierungselemente ebenso wie die meisten anderen Workshop-Tools sind aus dem lösungsfokussierten Beratungsansatz bekannt. Neu an PET ist die Kombination der Elemente – und der radikale Verzicht auf Diskussionen in der Großgruppe. Entscheidend ist deshalb die strenge Moderation: So gewährleistet der Trainer, dass die Teilnehmer strikt bei der Sache bleiben. 'Jede Abschweifung muss man elegant abbügeln', weiß Dierolf. Für Grundsatzdebatten, Haarspaltereien oder Selbstdarstellung ist in diesem Kurzworkshop schlicht keine Zeit. Bei den Teilnehmern kommt dies in der Regel gut an, hat die PET-Erfinderin beobachtet: 'Für die meisten ist es eine große Erleichterung, wenn die ewigen Diskussionen aufhören und es endlich vorwärts geht.'