Seit März 2009 bietet die ArtSet Qualitätstestierung, Hannover, ein Qualitätsmanagementsystem für Beratungsorganisationen an. Training aktuell sprach mit dem Vater des Verfahrens, Prof. Dr. Rainer Zech, über das Modell – und darüber, dass jede Organisation für sich selbst definieren muss, was gute Beratung ausmacht.
Warum haben Sie eine Testierung für Beratungsunternehmen entwickelt?Prof. Dr. Rainer Zech: Weil es einen großen Bedarf gibt. Zum einen fragen viele Auftraggeber von Beratungen nach einem Qualitätsmanagementsystem, zum anderen wollen die Organisationen selbst ihre internen Prozesse optimieren.
Gab es solche Qualitätsmanagementsysteme für Beratungsorganisationen bislang nicht?Zech: Mir sind keine bekannt. Natürlich gibt es branchenunabhängige Qualitätsmanagementsysteme wie etwa die ISO-Zertifizierungen oder EFQM. Wir sind aber der Meinung, dass man ein System aus der inhaltlichen Logik der Branche heraus entwickeln muss – deshalb haben wir die Kundenorientierte Qualitätstestierung für Beratungsorganisationen (KQB) entwickelt.
Wie sieht der Testierungsprozess aus? Zech: Dass System ist vergleichbar mit dem Verfahren der Lernerorientierten Qualitätstestierung in der Weiterbildung (LQW), welches wir im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung entwickelt haben. Seit 2004 haben sich 609 Bildungsunternehmen einer LQW-Testierung unterzogen. Der Ablauf ist bei beiden Testierungsverfahren gleich: Zuerst erstellen die Unternehmen einen Selbstreport. Dabei orientieren sie sich an elf Qualitätsbereichen, die wir definiert haben. Dazu gehören etwa Leitbild, Bedarfserschließung, Infrastruktur und Controlling. Wir begutachten den Report und besuchen die Organisation vor Ort. Dann gibt es das Testat.
Welche Anforderungen müssen die Unternehmen erfüllen?Zech: Wir haben die Beschreibung der Anforderungen sehr formal gehalten. Im Qualitätsbereich „Beratungsprozess“ lautet etwa eine Anforderung: 'Die Organisation beschreibt, woran sie feststellt, dass Beratung gelungen ist.' Wir geben Hilfestellung, aber wir geben nicht vor, wie eine gelungene Beratung auszusehen hat. Die Organisation soll ihre Kriterien selbst definieren.
Warum lassen Sie den Unternehmen so viel Freiraum?Zech: Weil wir uns als Unterstützer sehen, nicht als Überwacher. Wir wollen der Organisation helfen, ihre eigenen Stärken auszubauen. Das gelingt nicht, wenn man ein von außen gesteuertes Testsystem zugrunde legt.
Für welche Beratungsorganisationen eignet sich die KQB, für welche nicht?Zech: Neben klassischen Beratungsprofessionen, wie Steuerberater oder Ärzte, eignet es sich auch für Organisationen, die Coaching anbieten, Konflikt- oder Organisationsberatung. Bildungsberatern empfehlen wir, beim System der Lernerorientierten Qualitätstestierung in der Weiterbildung (LQW) zu bleiben, weil sie dann die gleiche Sprache sprechen wie die Bildungsunternehmen, mit denen sie zusammenarbeiten.
Was kostet die Testierung?Zech: Bei Organisationen bis zu fünf Mitarbeitern 4.200 Euro, über 50 Mitarbeiter 5.600. Es muss sich aber auch nicht jeder testieren lassen.
Sie bieten eine Testierung an, sagen im gleichen Atemzug aber, dass nicht jeder ein externes Urteil braucht?Zech: Es gibt Unternehmen, die die Unterlagen nur dazu nutzen, ihre Prozesse selbst unter die Lupe zu nehmen. Das ist von uns auch so gewollt. Deshalb verkaufen wir den 81-seitigen Leitfaden auch für acht Euro und stellen die Arbeitshilfen zu den Qualitätsbereichen auf unserer Homepage kostenlos zur Verfügung. Ein Testat ist schön, muss aber nicht sein. Wichtig ist die selbstbestimmte Motivation zur Verbesserung.