Stefan Lauer ist neuer Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP). Der Arbeitsdirektor der Deutschen Lufthansa AG löst damit Günther Fleig, Ex-Personalvorstand der Daimler AG, ab. Bekannt gegeben wurde die Personalie auf dem DGFP-Kongress. Dort traf ihn Training aktuell zum Interview.
Herr Lauer,was sind Ihre Ziele für die DGFP?Stefan Lauer: Die DGFP ist führend und erfolgreich und mit klarem Profil aufgestellt. In den vergangenen Jahren ist sehr gute Arbeit im Vorstand und durch die Geschäftsführung geleistet worden. Primär gilt es, den Erfolgskurs fortzusetzen und ihn auszubauen. Es gibt schließlich weitere Potenziale, die wir heben können.
Was sind das für Potenziale?Lauer: Zum Beispiel das Netzwerk, das wir hier in Deutschland angelegt haben, noch weiter zu verbreitern. Wir nehmen ja jedes Jahr im Mitgliederstamm zu. Gerade heute haben wir das Young Professional Network gelauncht, wovon wir uns eine höhere Attraktivität bei Nachwuchskräften versprechen. Zudem werden wir uns Gedanken machen über neue Ideen, Produkte und Angebote. Innovation ist ein Schlüsselwort, allerdings nicht mit dem Ziel, modisch angepasst zu agieren, sondern mit dem Ziel, einen Mehrwert für unsere Mitglieder und Kunden zu erwirtschaften.
Sie haben in der Pressekonferenz erwähnt, dass die DGFP das Personalmanagement noch stärker als bisher prägen möchte. Was heißt das? Lauer: Ich denke, Personalmanagement hat noch ein Problem mit dem Selbstbewusstsein, damit, sich laut genug in Diskussionen einzubringen. Personalmanagement ist von größter Wichtigkeit, aber für viele nicht fassbar: Man kann Personalmanagement nicht auf eine mathematische Formel reduzieren, es geht sehr viel um Psychologie, es geht sogar um Philosophie, wenn Sie beispielsweise an Wertediskussionen denken. Ich bin davon überzeugt, dass angesichts der demografischen Entwicklung das Personalmanagement in Zukunft das Asset-Management des neuen Jahrhunderts sein wird. Daher müssen wir ein Stück vernehmbarer werden, deutlicher artikulieren, worum es geht, uns mit Selbstbewusstsein einbringen in die Diskussionen und Vorschläge machen – es gibt keinen Grund, mit einem Minderwertigkeitskomplex unterwegs zu sein.
Es gibt die These, die Wirtschaftskrise sei auch eine Krise des Personalmanagements, schließlich haben die Personaler die Manager hervorgebracht, die die Krise verantworten. Wo sehen Sie die Verantwortung der Personalfunktion?Lauer: Wir wollen die Finanz- und Wirtschaftskrise nicht zu einer Personalmanagementkrise machen, das wäre völlig falsch. Aber natürlich muss sich auch das Personalmanagement kritisch die Frage stellen: Was haben wir möglicherweise an eigenen Fehlentwicklungen gehabt? Wo haben wir uns zu sehr zurückgenommen, so dass bestimmte Dinge eintreten konnten? Nennen kann man beispielsweise die Bezahlungssysteme, die im Moment ja heftig diskutiert werden. Keiner im Personalmanagement kann sagen, dass das völlig ohne Beteiligung von Personalmanagern geschehen ist, also sind wir mit von der Partie. Oder denken Sie an die Diskussion: Hat das Management noch das richtige Wertegerüst im Tornister oder ist es möglicherweise auf einem Egotrip und im Sinne einer Selbstmaximierung unterwegs gewesen? Diese Themen können wir nicht wegdelegieren.
Wie kann das Personalmanagement die Krise für sich nutzen?Lauer: Wir müssen dafür sorgen, dass Unternehmungen nicht nur wirtschaftlich erfolgreich sind, sondern auch im Gesellschaftsgefüge akzeptiert sind. Wir dürfen nicht zulassen, dass Unternehmen bzw. das Management zu Hassobjekten werden. Dann haben wir etwas falsch gemacht. Darüber mit nachzudenken, was wir hier an Repositionierung vornehmen können, das muss auch Aufgabe einer DGFP sein.
Dann darf man erwarten, dass sich die DGFP häufiger als in der Vergangenheit zu solchen Themen zu Wort meldet?Lauer: Das haben wir vor, wenn wir wirklich etwas zu sagen haben. Nur marktschreierisch unterwegs zu sein, bringt es nicht, wir müssen erst die Diskussionen führen, wir müssen diese Themen bearbeiten, und wenn es dann etwas zu sagen gibt, dann bin ich allerdings auch der Meinung, muss es hörbar sein.