Neuer Ansatz: Wissen verteilen nach ethischen Regeln

Ein Instrument, das die schnelle Weitergabe von Wissen innerhalb von Gruppen bewirken soll, hat Mario Gust, Inhaber der AB & F Personalberatung, Kleinmachnow, entwickelt. Beim Verfahren 'Knowledge Diversity®' geht es darum, dass eine Gruppe Themen zielgerichtet bearbeitet und die zu diesen Themen vorhandenen Informationen nach bestimmten Regeln der Gesprächsführung untereinander austauscht.

Bei der Herleitung seines Modells hat sich Gust in die Tiefen mathematischer Formeln, geometrischer Formen und philosophischer Gedanken eingearbeitet. Das Konzept in Kürze: Die ideale Gruppengröße liegt nach Ansicht Gusts bei 30 Personen. Daher erklären sich die Regeln des Wissensaustausches anhand eines Dodekaeders (ein Körper mit zwölf Flächen, 30 Kanten und 20 Ecken). Die Kanten stehen für die Anzahl der Teilnehmer, die Ecken beziffern die Anzahl der Arbeitsschritte, die absolviert werden müssen, und die Flächen symbolisieren Gust zufolge die Unterthemen, die die Gruppe bearbeiten will. Das bedeutet: Jeder muss ein-mal mit jedem über jedes Unterthema sprechen. Die Ermittlung, wie die einzelnen Gesprächsrunden besetzt werden, übernimmt ein Computerprogramm.
In welcher Form die Gespräche geführt werden, ist eben-falls festgelegt. Gust stützt sich hierfür auf die Prinzipien diskursiver Willensbildung, die der Philosoph Jürgen Habermas aufgestellt hat. Habermas‘ Annahme: Wahre Erkenntnis entsteht durch die Argumentation nach bestimmten ethischen Regeln. So sollen die Redner ihre egozentrische Perspektive überwinden und sich solidarisch in die Rollen der anderen einfühlen, um zu einem klaren Ja oder Nein zu gelangen. Zudem müssen Entscheidungen im Konsens getroffen werden. Gusts Annahme: Werden die mathematischen Regeln und philosophischen Prinzipien befolgt, ist nach drei Tagen das Wissen in der Gruppe optimal verteilt.