Um dem Coachee und seinem Anliegen wirklich gerecht zu werden, muss der Coach auf mehreren Ebenen arbeiten. Das betont der britische Psychologe Dr. Stephen Palmer. Er plädiert daher für die Methode des 'Multimodalen Coachings'.
Den besten Zugang zum Klienten zu finden und nachhaltig wirksam zu helfen – diesem Anspruch von Coaches entspricht ein in Deutschland noch wenig verbreiteter Ansatz: das Multimodale Coaching. Die Methode knüpft an die von Arnold Lazarus in den 70er Jahren entwickelte Multimodale Therapie an und dient dazu, alle Dimensionen einer Persönlichkeit zu erfassen und Ansatzpunkte für die Wahl der richtigen Coaching-Technik(en) zu finden.
Nach Lazarus gehören zur menschlichen Persönlichkeit sieben Modalitäten (Dimensionen), die aufeinander bezogen sind und sich gegenseitig beeinflussen, nämlich: Verhalten, Gefühle, Körperwahrnehmung, bildhaftes Vorstellungsvermögen, bewusst wahrgenommene Schwierigkeiten, soziale Kompetenz und Lebensumstände. Die Anfangsbuchstaben der englischen Begriffe für diese Dimensionen ergeben zusammengesetzt das Akronym BASIC I. D., zu deutsch: grundlegende Persönlichkeit. Da die Dimensionen der Persönlichkeit in Wechselwirkung zueinander stehen, reicht laut Lazarus ein einzelner Therapieansatz und die Arbeit auf einer einzelnen Ebene nicht aus, um dem Klienten und seinem konkreten Problem nachhaltig gerecht zu werden.
Wie die sieben Dimensionen voneinander abhängen, beschreibt ein weiterer Psychologe – genauer: Stephen Palmer von der City University in London –, der die Methode aufs Coaching übertragen hat und sie u.a. im Führungskräftecoaching und im Stressmanagement erforscht: Ein Coaching mit dem konkreten Anliegen 'Verbesserung der Arbeitsleistung' etwa könnte folgende Kettenrektion in Gang gesetzt haben: Der Coachee hat ein Bild (Image) von sich, das ihm eine schlechte Arbeitsleistung suggeriert. Das führt für ihn zu der Erkenntnis (Cognitive) 'Ich bin ein Versager', die schließlich im emotionalen Zustand (Affect) einer Depression gipfelt.
Im Coaching wegen derartiger Abhängigkeiten jedoch auf allen sieben Ebenen im gleichen Ausmaß anzusetzen, wäre der falsche Weg. Vielmehr sprechen Klienten je nach Persönlichkeit auf jede Ebene unterschiedlich stark an. Zudem erstrecken sich die Coaching-Anliegen in unterschiedlicher Ausprägung über die einzelnen Dimensionen.
Ausgangsbasis fürs Coaching: Das BASIC I. D.-Profil Erster Schritt im Multimodalen Coaching ist daher die Erstellung eines Modalitäten- bzw. BASIC I. D.-Profils. Dazu zerlegen Coach und Coachee zunächst gemeinsam das spezifische Anliegen in die sieben Dimensionen. Das heißt, sie untersuchen z.B.: Was hat die Arbeitsüberlastung des Coachees mit dessen Verhalten zu tun, mit dessen Gefühlen, dessen bewusst wahrgenommenen Schwierigkeiten, etc.?
Auf Grundlage dieses Profils entwickelt der Coach dann sein Coaching-Konzept: Er überlegt, welche Dimension er wie lange anspricht, und mit welchen Interventionen und Coachingtechniken er auf welcher Ebene agiert.
Mehr Informationen in: Stephen Palmer: 'Multimodal coaching and its application to the workplace, life and health coaching' (in: The Coaching Psychologist, April 2008).