Komplexe Zusammenhänge erfassen, Klarheit schaffen, Balance finden – für all das steht der Organisationskompass. Das Instrument wurde von Open-Space-Pionierin Birgitt Williams in den USA entwickelt und wird nach und nach auch von deutschsprachigen Beratern entdeckt. Zwei Dinge sind bei der Veränderungsarbeit in Organisationen angesagt: Werkzeuge und ein roter Faden für den Ablauf. Folgt man Dr. Isabella Klien, bietet der Organisationskompass beides – und darüber hinaus noch mehr: 'Er eignet sich für unterschiedliche Phasen eines OE-Prozesses: für die Diagnose, die Durchführungsphase und die Evaluation. Man kann ihn auf die gesamte Organisation beziehen, ihn im Team anwenden und im Einzelcoaching', preist die Beraterin aus Salzburg/Österreich das Instrument.
Basis des Tools: Das Medizinrad indigener VölkerGrund für die Allumfassenheit ist der ganzheitliche Ansatz, auf dem der Kompass basiert. Das Instrument fußt auf den Medizinrädern indigener Völker. Diese gehen davon aus: Alle Menschen haben Zugang zu vier Archetypen, die eine bestimmte Haltung verkörpern, nämlich: 1. Krieger (Führungsfähigkeiten), 2. Seher (Visionen), 3. Heiler (Erhaltung), 4. Lehrer (Kommunikation). Jeder trägt Anteile dieser Archetypen in sich, gleichzeitig gibt es in jedem Team/jeder Organisation Personen/Bereiche, die unterschiedliche Archetypen besonders ausgeprägt verkörpern. In schamanischen Traditionen gilt es als Ausdruck von Gesundheit, wenn sich alle vier Bereiche im Gleichgewicht befinden. Übersetzt auf Change-Projekte bedeutet das: Sämtliche Aspekte der Archetypen müssen systematisch einbezogen werden, um zu gesunden Ergebnissen zu kommen. Damit dies in der modernen Organisationswelt praktikabel geschehen kann, hat die amerikanische Beraterin Birgitt Williams die vier Medizinrad-Felder modifiziert sowie ergänzt um die Kernfrage des Sinn und Zwecks (Worum geht es uns?) und um Beziehungen als verbindende Tangente aller Bereiche.
Vorgehen: So navigieren Berater mit dem KompassAusgehend vom alles beeinflussenden Unternehmenssinn geht der Berater mit seinen Fragen und Überlegungen von Norden (Führung) nach Westen (Management) durch den Kompass. Beispiel: In der Diagnosephase fragt er die Beteiligten laut Isabella Klien etwa: Ist der Zweck der Organisation klar (Kern)? Führt die Führung durch klare Werte (Norden)? Gibt es ein diese Werte integrierendes Zukunftsbild (Osten)? Verfügt die Organisation über ein Umfeld, das das Erfüllen von Zweck und Vision erlaubt (Süden)? Stellt das Management die nötigen Ressourcen bereit (Westen)? Werden hilfreiche Beziehungen wahrgenommen (Tangenten)? Entsprechende Fragen stellt der Berater dann auch in allen anderen Phasen des Change-Prozesses.
Nutzen: Man hat alles im Blick'Der Kompass hilft, bei jeder Problemstellung alles im Blick zu haben und dabei nicht verschiedene Bereiche zu vermischen', schildert der Kölner Berater Andreas Terhoeven, der das Tool seit einigen Jahren nutzt. Oft werde z.B. der Fehler gemacht, Management und Führung in eins zu setzen. Dabei gehe es bei Führung um Wertefragen, beim Management hingegen um handfeste Strategien.