Die neue STRAM-Methode soll helfen, den Transfer von Trainingsergebnissen in den Unternehmensalltag zu sichern. Insofern ist sie vor allem für Personalentwickler und Führungskräfte interessant. Aber auch Trainer und Bildungsanbieter können das neue Konzept nutzen. Ein Seminar kann noch so gut gewesen sein, was unterm Strich bleibt, ist trotzdem oft dürftig: Sobald die enthusiastischen Teilnehmer wieder in ihrer Firma angekommen sind, nimmt ihnen die harte Unternehmensrealität den Wind aus den Segeln. Eine neue Lösung für dieses altbekannte Problem schlägt nun Silke Wöhrmann vor. Gemeinsam mit der Handwerkskammer Hamburg hat die Inhaberin der Agentur für Potenzialanalyse und Trainings, Hamburg, die STRAM-Methode entwickelt – einen Methodenkoffer zur Steigerung der Bildungsrendite.
Fünf Phasen für den TransferDer STRAM-Methodenkoffer soll es Personal- und Weiterbildungsverantwortlichen erleichtern, firmenspezifische Leitlinien für den Bildungstransfer zu entwerfen. Sie sollen dabei strategische Überlegungen ('Welches Ziel verfolgen wir mit der Weiterbildung?') ebenso miteinbeziehen können, wie z.B. konkrete Transferhindernisse ('Wo sind die größten Widerstände zu erwarten?').
Dafür hat Wöhrmann wirtschafts- und lernpsychologische Instrumente sowie betriebswirtschaftliche Ansätze in ein neues Gesamtsystem eingeordnet, das fünf Transferstufen umfasst:
1. Saving: Die Sicherung des erworbenen Wissens.
2. Training: Auffrischung des Wissens und Einbeziehung des beruflichen Umfelds.
3. Reaktion: Umgang mit den zu erwartenden Widerständen.
4. Activation: Maßnahmen zum praktischen Einsatz des Wissens.
5. Mentoring: Langfristige Begleitung, Mentoring.
Für jede Stufe wählen die Weiterbildungsverantwortlichen einer Firma unter Wöhrmanns Anleitung die passenden Instrumente aus. Mit ihrer Hilfe definieren sie dann konkrete Transferhilfen, die in einem Handbuch festgeschrieben werden.
Begleitbuch für BildungDieses Wissenshandbuch ist das Herzstück der STRAM-Methode. Es wird für jedes Unternehmen individuell entwickelt und anschließend von Führungskräften und Personalentwicklern abgearbeitet. Die Schritte, die sie dabei gehen sollen, können ganz klein sein: So soll beispielsweise der Abteilungsleiter seine Mitarbeiter nach einem Training ausführlich befragen, wie ihnen ein Seminar gefallen hat. Oder er soll sie bitten, mit roten Klebepunkten die wichtigen Themen im Seminarhandbuch zu markieren. So regen Führungskräfte ganz einfach zur Rekapitulation des Wissens an ('Saving'). In der Stufe 'Training' können Seminarteilnehmer zum Beispiel in der monatlichen Besprechung referieren, was sie aus der Weiterbildung mitgenommen haben – und so ihr Wissen auffrischen und verbreiten.
Alte Ansätze für eine neue SystematikDie einzelnen Instrumente, die der Methodenkoffer anbietet, sind bewährte Modelle aus Psychologie und BWL. Darunter sind etwa das Evaluationsmodell von Donald Kirkpatrick, die SWAT-Analyse, die Vergessenskurve von Hermann Ebbinghaus oder das Konzept des Situativen Führens nach Ken Blanchard. Neu ist die Systematik, in der die Ansätze präsentiert werden. Ein zentrales Ziel von Wöhrmann war es dabei, die Methode möglichst flexibel zu halten: Es soll möglich sein, die einzelnen Transferschritte in existierende Strukturen – wie Karrierepläne, Mitarbeitergespräche oder Zielvereinbarungen – zu integrieren. So soll der Aufwand gering bleiben. Denn: 'Ein völlig neues Instrument würde bei Führungskräften kaum auf Akzeptanz stoßen', ist Wöhrmann sicher.
Eine gewisse Resonanz will die Methode auch bei Trainern und Bildungsanbietern finden: Zum einen will sie ihnen helfen, Seminarinhalte auf die Transferbedingungen bei ihrem Kunden abzustimmen. Zum anderen könnte der Transferansatz mittelfristig auch selbst als Seminarinhalt interessant werden: Weil die Nachfrage groß ist, überlegt Wöhrmann derzeit, Lizenzen für die Vermittlung der STRAM-Methode zu vergeben.
Vom 16. bis 17. September 2010 stellt Wöhrmann ihre Methode erstmals in einem offenen Workshop in Hamburg vor.