Rezension: Kontextuelle Organisationsberatung

Die beiden in Deutschland noch wenig bekannten Autoren Alfred Janes und Karl Prammer stellen in ihrem Buch Theorien, Methoden, Instrumente und Fallbeispiele aus der „Wiener Schule“ vor, die erstmals gemeinsam auf der EXPO im Jahr 2000 auftrat. Zu diesem gruppendynamischen und systemischen „Beraterbiotop“ gehören u.a. auch Roswitha Königswieser, Rudolf Wimmer und Axel Exner.

Die Autoren legen einen integrativen Beratungsansatz vor, der ihre Erkenntnisse aus 40 Jahren Theorie- und Beratungsarbeit vorstellt. Zudem beschreiben sie auch die ersten Arbeiten im Kontext Organisationsberatung aus den 1930er-Jahren kurz und setzen sie mit den aktuellen Entwicklungen zu Agilität und Holokratie in Beziehung.

Laut Janes und Prammer zeigt sich die Komplexität von Organisationen u.a. auch in den Kommunikationsmustern innerhalb dieser. Die Autoren unterscheiden hier fünf Muster, die jeweils einen anderen Fokus haben: Struktur, Ressourcen, Personen, Handlungen oder Reflexion.

Nachvollziehbar sind die jeweiligen Kernelemente und Spannungsfelder dieser Kommunikationsmuster beschrieben, wie etwa Machtkämpfe darüber, neue Strukturen zu erschaffen oder alte zu erhalten. Neben kurzen Fallbeispielen aus Beratungsprozessen stehen am Ende ausführliche Reflexionen großer Veränderungsprozesse, die neue Entgeltsysteme oder neue Strukturen nach einer Fusion in Profit- oder Non-Profit-Organisationen thematisieren.

Die Stärke des Buchs liegt in einer umfassenden Theoriebildung, die sowohl soziologische wie organisationspsychologische Konzepte integriert. Damit ausgestattet lässt sich Auftragsklärung, Allparteilichkeit und die Gestaltung von Beratungsformaten auf ein theoretisch abgesichertes Fundament stellen.

TA-Fazit: Wer sich intensiv mit der aktuellen theoretischen Diskussion der Organisationsberatung auseinandersetzen will, findet hier wertvolle Anregungen.

Alfred Janes, Karl Prammer: Kontextuelle Organisationsberatung, 341 Seiten, Carl-Auer 2021, 59 Euro.