Mittlerweile sind die Erkenntnisse der Hirnforschung in aller Munde – und stoßen auch bei Weiterbildnern zunehmend auf Interesse. Wie das menschliche Gehirn Informationen bewertet, verarbeitet und speichert, ist schließlich hochspannend für alle, die Wissen vermitteln möchten. Doch sind viele der Fakten, die neuerdings aus dem Hirnscanner kommen, gar nicht so neu. Vera Felicitas Birkenbihl hat – durch Intuition und logische Ableitung – schon seit den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts ähnliche Erkenntnisse darüber gesammelt, wie unser Gehirn lernt.
Die Bildungsexpertin war sich sicher: 'Das Gehirn ist ein Lernorgan par excellence.' Es lernt immer – nur nicht unbedingt das, was Lehrer oder Vorgesetzte gerne vermitteln möchten. Sie suchte nach allgemeingültigen Regeln, nach denen jedes Gehirn bei der Aufnahme und Verarbeitung von Informationen vorgeht, und fand dabei Hinweise, wie sich diese Vorgänge gezielt unterstützen lassen. Daraus entwickelte Birkenbihl ihr Konzept des gehirn-gerechten Lernens, mit dem ihr Name immer verbunden sein wird.
Ihr Ausgangspunkt sind die natürlichen Bedürfnisse des Gehirns, die die Lernexpertin Neuromechanismen nannte. Sie helfen dem Kopf nicht nur, neues Wissen zu verarbeiten. Sie reizen das Gehirn geradezu, sich mit einer Sache eingehender zu beschäftigten, zu lernen. So mag das Gehirn Birkenbihl zufolge unter anderem:
1. Assoziatives Denken: Die natürliche Art des Denkens ist assoziativ. Jede neue Information wird im Gehirn abgeglichen mit vorhandenen Inhalten, die in vernetzten Strukturen organisiert sind – und nicht linear-logisch, wie es in der Lehre meist vermittelt wird. Durch Assoziationen erschließen wir diese Netzwerke und bekommen so auch Zugang zu unserem passiven und unbewussten Wissen.
2. Bedeutungen und Sinn zu suchen: Bei jeder Aufgabe oder Frage interpretiert das Gehirn automatisch die verfügbare Information, versucht Zusammenhänge herzustellen, füllt Lücken, vergleicht. Ist ein Sinn nicht erkennbar, ist das Gehirn frustriert, der Lernprozess gestoppt.
3. Abstrahieren: Dabei leitet das Gehirn auch vollautomatisch und unbewusst Regeln ab. Besser als Menschen mit Regeln zu füttern ist es also, ihnen die Gelegenheit zu geben, sie selbst zu entdecken – vor allem beim Einstieg in eine Thematik.
4. Muster suchen und finden: Ebenso automatisch versucht das Gehirn, ein Schema hinter den Dingen zu begreifen: Ist ein solches gefunden, reduziert sich die Unsicherheit, nächste Schritte lassen sich vorhersehen.
5. Sofortiges Feedback: Wenn das Gehirn eine Aufgabe löst, möchte es sofort wissen, ob es richtig liegt. Je länger es auf Feedback warten muss, desto mehr schwindet sein Interesse an der richtigen Lösung – und damit seine Lernbereitschaft.
Extras:- Von ABC-Listen bis zu Stadt-Land-Fluss-Spielen: Beispiele für vier assoziative Technike
- Spannung, Imitation, Feedback ... Fünf Tipps fürs Training
- Literaturtipps für den Einstieg: Ein Buch über Vera Birkenbihl und zwei Werke von ihr