Mehr Symbolwert hätte die Eröffnung der 17. Learntec gar nicht haben können: Auf die Wand hinter dem Rednerpult war das Logo 'Learntec. Wissen, was kommt' projiziert – nicht jedoch gerade oder nach oben gekippt, nein, das Logo fiel schräg nach unten ab. Es befand sich sozusagen im freien Fall und verlieh damit dem Slogan eine selbstoffenbarende Bedeutung. Und so kam das, was das projizierte Logo vorweggenommen hatte: Die Learntec erlitt mit der diesjährigen Auflage einen erneuten Tiefpunkt. Die Aussteller schmolzen von letztjährig 220 auf 170 zusammen, statt 6.000 Besuchern im vergangenen Jahr konnten dieses Jahr nur 5.200 gezählt werden.
Als Debakel müssen die Zahlen dennoch nicht gelten. Durch die aktuelle Wirtschaftslage werden viele Unternehmen ihre Reisebudgets zusammen gestrichen haben, was erklären kann, warum weniger Besucher den Weg nach Karlsruhe gefunden haben. Auch der Rückgang der Aussteller kann auf die Marktveränderungen zurückzuführen sein, da vor allem viele kleinere Anbieter weggeblieben sind. Dem gegenüber stehen allerdings Überlegungen, dass die aktuelle Wirtschaftssituation E-Learning eher beflügeln denn bedrohen dürfte. In Zeiten wie diesen sind die Unternehmen schließlich mehr denn je gefordert, so effizient wie möglich weiterzubilden. Ein Argument mehr für E-Learning.
Mit der Suche nach möglichen Erklärungen für den Aussteller- und Besucherrückgang begnügte man sich in Karlsruhe daher auch nicht. Britta Wirtz, seit Januar 2009 neue Geschäftsführerin der Karlsruher Kongress- und Messe-GmbH, stellte bereits auf der Pressekonferenz am ersten Messetag klar, dass sich die Learntec verändern muss und wird. 2010, so kündigte die Nachfolgerin von Gerald Böse an, werde sie sich thematisch ausweiten – und zwar auf das Gebiet der nicht technologiebasierten Bildungsangebote.
Konsequent ist die neue Ausrichtung vor allem mit Blick auf den die Messe begleitenden Kongress. Spätestens seit Sabine Seufert die wissenschaftliche Leitung des Kongresses verstärkt, schließt der Kongress nicht nur anverwandte Themen wie Wissensmanagement und Simulationen ein, sondern greift auch Erkenntnisse aus der Hirnforschung, Instrumente des Talentmanagements und Überlegungen zum Lerntransfer auf. Die neue Ausrichtung der Learntec soll das Kerngeschäft der Messe – E-Learning – dennoch nicht verwässern. 'Die Learntec ist und bleibt die Leitmesse für technologiegestütztes Lernen', stellte Wirtz klar.
Ob der Spagat gelingt, die Messe für weitere Themen zu öffnen, ohne dass sie ihr Profil verliert? Zumal sie mit der neuen Positionierung neue Konkurrenz durch die Personalermessen bekommt: Auch auf denen werden nicht-technologiebasierte Lernangebote und technologiegestützte Bildung präsentiert. Für Wirtz ist die Neupositionierung dennoch unausweichlich: 'Schon im Logo ist das Learn fett geschrieben, das tec dagegen normal.'
Vielleicht also wollte das projizierte Logo symbolisieren: Lernen steht an der Spitze, die Technologie folgt.