Medienmix, modular aufgebaute Lerninhalte, webbasierte Lernplattformen und Bildungsportale - in Kurzform geben die Schlagworte die Themen der Learntec in Karlsruhe wieder. Erneut erfreute sich die Fachmesse plus Kongress zum Thema Informations- und Bildungstechnologie vom 8. bis 11. Februar 2000 großer Beliebtheit: Rund 5.000 Besucher trafen auf 160 Aussteller.
Der Zuwachs an Besuchern und Ausstellern darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass computergestütztes Lernen kein Breitenthema ist. Stärker als in den Jahren zuvor schien die Euphorie des Online-Lernens einer nüchtern-realistischen Sicht gewichen zu sein. Bevor der Einzug der neuen Medien in die Weiterbildung auf breiter Front zum Siegeszug wird, sind noch viele Flaschenhälse zu überwinden.
Bottleneck Medienkompetenz
So machte Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn auf die Notwendigkeit aufmerksam, Menschen frühzeitig auf den Umgang mit der neuen IT-Technologie vorzubereiten. Ihr Appell, in der Schule anzusetzen, schien zwar angesichts der erstmaligen Ausklammerung dieses Bereichs auf der Learntec fehlplatziert zu sein, wies aber auf einen deutlich erkennbaren Flaschenhals hin: die Medienkompetenz. Neben Schreiben, Rechnen und Lesen müsse sie zur vierten Kulturkompetenz werden.
Mit dem Thema Medienkompetenz - in diesem Fall die von Trainern - beschäftigt sich auch ein erstmals auf der Messe vorgestelltes Projekt der Firmen Deutsche Bahn, Lufthansa, Deutsche Post, IBM, Metro, Synergie und VW Coaching. Es handelt sich dabei um ein CBT, das über Möglichkeiten des Online-Lehrens aufklären und mediendidaktische Kompetenzen vermitteln will. Hintergedanke: Der Trainer ist mit seiner Angst vor dem Medieneinsatz der eigentliche Knackpunkt bei der Weiterbildung mit CBT & Co. Das Lernprogramm ist Bestandteil einer ebenfalls neuen Ausbildung, mit der Synergie, Telekom und Bonner Akademie die Trainer modular auf ihre Prozessbegleiterschaft bei der Kombination von Netz- und Präsenztrainings vorbereiten wollen.
Bottlenecks gibt es aber nach wie vor auch auf technischer Seite: So sind die dem Lernenden zur Verfügung stehenden Bandbreiten oft noch zu gering, um große Datenmengen für Trainings mit Videosequenzen und dergleichem zu übertragen. Einen neuen Lösungsansatz stellte die Firma InterWise, ein seit kurzem auf dem deutschen Markt agierender israelischer Anbieter von E-Learning-Technologien, mit der webbasierten Plattform 'Millennium' vor. Die integrierte Push-Technologie verschickt Kursmaterialien zu Zeiten geringer Netzauslastung bereits vor Seminarbeginn an den Arbeitsplatz und minimiert dadurch die benötigten Bandbreiten. So sind webbasierte Live-Trainings in Echtzeit möglich, bei denen Text, Audio und Video zum Einsatz kommen können. Viele Unternehmen, vor allem die mit vielen Außendienstlern, setzen aber nach wie vor auf CBTs statt WBTs. Die sind immerhin portabel.
Bottleneck Anwender und Inhalt
Auch der Anwender selbst stellt einen nicht zu unterschätzenden Flaschenhals dar. Hans-Rudolf Albrecht von der albit GmbH in Mühlheim an der Ruhr brachte es auf den Punkt: 'Das Selbstlernen am Computer hat keinen Incentive-Charakter.' Daher fehlt es den Lernenden an Motivation, sich mehrere Stunden lang am Computer durch die Lerninhalte zu klicken. Kurze, leicht rezipierbare, komprimierte Inhalte sind gefragt, ist sich zumindest Wolfgang Lang, Geschäftsführer der birkenbihl-gruppe, sicher. In seinem Human Performance Professional-Programm, einer Art Wissensdatenbank, die ab Sommer 2000 erhältlich sein soll, hat er Wissenspakete von drei bis fünf Minuten Länge geschnürt. Diese Videosequenzen von Trainern wie Hans-Uwe Köhler, Brian Tracy und Lothar Seiwert ergeben jeweils insgesamt 30-Minuten-Seminare.
Die birkenbihl-gruppe war übrigens einer von wenigen Ausstellern, die sich um den so genannten Content für Plattformen und Bildungsportale kümmern. Obwohl 'Bildungsportal' das Wort der Worte auf der Messe war, schien kaum einer zu wissen, woher die Weiterbildungsinhalte denn kommen sollen. So schloss Felix Wenger von HQ, Weil am Rhein, der unter www.hrgate.com ein Portal für HR-Professionals aufbauen will, mit dem Satz der Sätze der Messe: 'Wir suchen noch nach Partnern, die professionellen Inhalt liefern können.'