Die nächste Generation der EU-Programme zur Bildungsförderung soll übersichtlicher, effizienter und benutzerfreundlicher sein. Das geht aus dem kürzlich vorgelegten Positionspapier zur Zukunft der EU-Bildungsprogramme hervor.
In einer Fragebogenaktion hatte Bundesminister Dr. Jürgen Rüttgers die wichtigsten betroffenen Stellen in Deutschland um ihre Meinung zur Nachfolge von Leonardo da Vinci und Sokrates gebeten. Beide Programme laufen Ende 1999 aus. Parallel zu dieser Befragung erarbeitete die Ständige Konferenz der Kultusminister der deutschen Bundesländer Leitvorstellungen zur Fortentwicklung der Programme. Die Ergebnisse beider Verfahren sind - nach Abstimmung mit den Sozialpartnern - in das Papier eingeflossen, mit dem sich Deutschland nun an der Debatte des EU-Ministerrats über die Zukunft der Bildungsprogramme beteiligt.
Nach Auffassung deutscher Bildungsexperten müsse die im Jahr 2000 beginnende neue siebenjährige Periode von einer zielgerichteten Strategie, einer Konzentration der Inhalte und einer Vereinfachung der Verfahren geleitet werden. Zwei Aufgaben sind durch das zentrale Ziel 'Entwicklung der europäischen Dimension des Bildungswesen' bereits vorgegeben: die Verstärkung von Begegnung und Zusammenarbeit sowie die Erarbeitung gemeinsamer Konzepte und Problemlösungen.
Die künftige Förderung soll sich nach Meinung der Fachleute auf drei Programme für Schule, Hochschule und Berufsbildung sowie auf ein übergreifendes Programm mit dem Schwerpunkt Informationsaustausch bzw. Transparenz von Bildungsnachweisen konzentrieren. Dabei sind verschiedene Aktionen vorgesehen, um den Austausch von Lehrenden und Lernenden, Pilotprojekte und andere Vorhaben zu realisieren. An Profil gewinnen sollen dieses Aktionen durch die Ausrichtung auf sieben Schwerpunkte: Fremdsprachen, Vielfalt der Kulturen, Qualitätssicherung, Multimedia, Berufsvorbereitung, lebenslanges Lernen sowie Zusammenarbeit von Bildungseinrichtungen und Unternehmen.
Laut Positionspapier sollen 45 Prozent der Fördergelder Austauschaktionen vorbehalten sein, die sich nur begrenzt auf die sieben ausgemachten Schwerpunkte beziehen. 35 Prozent will man in eine Mehrjahresplanung zur Umsetzung der Schwerpunkte fließen lassen. Je zehn Prozent sind nach Ansicht der Experten für eventuell entstehende zusätzliche Themenbereiche sowie für übergreifende Aufgaben zu reservieren.
Die Antrags- und Entscheidungsverfahren sollen nach Wunsch deutscher Experten dezentraler, einfacher und schneller ablaufen. Zudem bräuchten diese eine wirksame Effizienzkontrolle und Evaluation. Vorschlag: Während die Mitgliedstaaten dezentral Austauschprojekte verwalten, soll für Pilotprojekte ein einheitlicher Antragsweg gelten. So könnte eine Koordinierungsstelle der Mitgliedstaaten die Anträge annehmen, die dann das jeweilige Mitgliedsland und die EU gleichgewichtig bewerten. Verfahren und Abläufe der Einzelprogramme sollten gemeinsamen Regeln folgen, jährliche Berichte die Fortschritte ausweisen.
Das Positionspapier in deutscher, englischer und französischer Sprache ist kostenlos erhältlich.