Das klassische Sprachtraining hat ausgedient. Das wurde auf der Konferenz 'Sprachen & Beruf 2006' deutlich. In Zukunft gilt es nicht mehr allein, Grammatik und Redewendungen zu vermitteln. Im Vordergrund steht vielmehr, kulturspezifische Kommunikations-Strategien aufzuzeigen - und zwar nicht mittels Training, sondern durch Coaching.
Unternehmen, deren Mitarbeiter im Training für Business English nur Grammatikregeln lernen und mit Vokabeln gefüttert werden, sollten sich nach einem neuen Englischtrainer umgucken. Das legen zumindest die Vorträge auf der Konferenz 'Sprachen & Beruf 2006' vom 8. bis 10. Mai in Düsseldorf nahe. Denn, so wurde auf der von der ICWE GmbH, Berlin, veranstalteten Konferenz deutlich, zu einem zeitgemäßen Fremdsprachentraining gehört mehr als die Vermittlung von Grammatik, Vokabeln und Redewendungen. 'Korrekt und verständlich in einer Fremdsprache zu sprechen, ist nur die halbe Miete. Genauso wichtig ist es, die so genannten unsichtbaren Regeln zu beherrschen', erläuterte etwa Dr. Rudolf Camerer, Geschäftsführer des Anfang dieses Jahres gegründeten Trainingsunternehmens elc European Language Competence mit Sitz in Frankfurt/M. Mit unsichtbaren Regeln meint Camerer die für ein Land typischen Kommunikationsstrategien. 'Widerspruch in angelsächsisch geprägten Kulturen wird anders geäußert, als wir es in Deutschland gewohnt sind', gab Camerer ein Beispiel. In Frankreich indes sei die Eröffnungsphase formeller Gespräche sehr viel länger als hier zu Lande.
Die 'kritischen Szenarien' müssen beschrieben werden
Camerers Fazit: 'Man kann Sprachvermittlung und interkulturelles Kommunikationstraining nicht länger voneinander trennen.' Die künftige Arbeit von Fremdsprachentrainern besteht seiner Meinung vielmehr darin, Verhaltenssicherheit im interkulturellen Sinne zu trainieren. Hierzu sei es notwendig, die Szenarien zu beschreiben, die sich in der Kommunikation mit fremden Kulturen oftmals als kritisch erweisen - etwa Gesprächseröffnung, Smalltalk, Vereinbarungen treffen, Kritik äußern sowie Einladungen aussprechen, annehmen und ablehnen. Danach gelte es, Trainings-Einheiten zu entwickeln, mittels derer die Kommunikations-Strategien vermittelt werden können.
Coachen statt Trainieren
Bob Dignen, Direktor von York Associates, einem Beratungsunternehmen für Sprache, Kommunikation und interkulturelle Kompetenz, plädierte für Coaching, um Kommunikationsstile bewusst zu machen. 'Für interkulturelles Lernen ist Coaching geeigneter als interkulturelles Training', sagte er. Schließlich gehe es in erster Linie darum, über den Aufbau und den Erhalt positiver Beziehungen nachzudenken. Dies sei durch persönliche Reflexionseinheiten am besten zu erreichen. Eine Ansicht, die auch Rebecca Sprengel vom Trainings- und Beratungsunternehmen International Communication, Schönaich, teilte: 'Cross-Cultural Coaching bietet den passenden Rahmen, um Erfahrungen zu reflektieren, Kommunikationsmuster zu analysieren und sich interkulturelles Feedback einzuholen.' Sprengel betonte zudem, dass Coaching ermöglicht, sich auf die konkreten Anforderungen des Mitarbeiters zu konzentrieren.
Trainingsmanagement-Kompetenzen sind gefragt
Dass Fremdsprachentrainer nicht nur hinsichtlich ihrer Methodik umdenken müssen, machte indes Dr. Matthias Jung deutlich. 'Sprachtrainer brauchen vermehrt Kompetenzen als Trainingsmanager', so der Geschäftsführer des Instituts für Internationale Kommunikation, Düsseldorf. Da die Firmen ihre Sprachabteilungen in den vergangenen Jahren outgesourct bzw. extrem verschlankt haben und die Trainings nun meist dezentral von einzelnen Abteilungen verantwortet werden, müssten die Sprachtrainer zunehmend Personalentwicklungs-Aufgaben übernehmen. Die Konsequenz: Nicht mehr der Lerner-, sondern der Kundennutzen muss in Zukunft in den Fokus der Sprachtrainer rücken.