Der Europäische Qualifikationsrahmen hat ein Gesicht bekommen – zumindest für die Weiterbildungsbranche: Bildungsforscher haben Ende September 2010 den 'Kompetenzrahmen für Erwachsenenbildner' vorgestellt. Zusätzlich stellen sie ein kostenloses Tool vor, mit dem Trainer ihre eigenen Kompetenzen ermitteln können.
Welche Kompetenzen haben Europas Weiterbildner? Diese Frage hat das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE), Bonn, im Rahmen des EU-geförderten Projekts Flexi-Path beantwortet. Gemeinsam mit Universitäten und Forschungseinrichtungen aus sechs europäischen Ländern wurde von Oktober 2008 bis September 2010 untersucht, über welche Kompetenzen Erwachsenenbildner in Rumänien, Italien, Großbritannien, Estland, der Schweiz und Spanien verfügen.
Die Vorlage liefert der Europäische Qualifikationsrahmen
'Hauptziel des Projekts war es nicht, die Situation in den verschiedenen Ländern zu vergleichen', beschreibt Dr. Anne Strauch vom DIE. Den Bildungsforschern war vielmehr daran gelegen, ein System zu entwickeln, in dem die Kompetenzen der Weiterbildner abgebildet werden können – unabhängig davon, auf welchem Weg und in welchem Land sie erworben wurden. Grundlage des entwickelten Kompetenzkatalogs für Erwachsenenbildner war der Europäische Qualifikationsrahmen (European Qualification Framework, EQF), in dem Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen in acht Niveaustufen unterteilt werden – aber unabhängig von einzelnen Berufen. Aufgabe des Projekts Flexi-Path war es, die allgemeinen Definitionen des EQF für das Berufsfeld Weiterbildung zu spezifizieren. Konzentriert haben sich die Bildungsforscher auf die EQF-Niveaustufen sechs und sieben, die im universitären Bereich dem Bachelor- und Master-Abschluss zugeordnet werden. Der Grund: 'Wir vermuten, dass es viele Erwachsenenbildner gibt, deren Kompetenzen diesem Niveau entsprechen, ohne dass sie eine einschlägige Qualifikation in diesem Bereich vorweisen können', erklärt Strauch. Der Kompetenzrahmen, der im Rahmen des Projekts Flexi-Path entwickelt wurde, richtet sich demgemäß an hoch qualifizierte 'Senior Adult Educators', die Strauch im Bereich Managementtraining vermutet.
33 Kompetenzen werden abgefragtEntstanden ist ein stark ausdifferenzierter Kompetenzrahmen für hoch qualifizierte Trainer. Er definiert Kompetenzen in drei Dimensionen (Learning/People/Practice Cluster) und liefert Beschreibungen, mit deren Hilfe die vorhandenen Kompetenzen der Weiterbildner den Niveaus sechs oder sieben zugeordnet werden können. Ein Beispiel: Im Punkt 'Lernressourcen' entspricht der Einsatz von flexiblen und innovativen Lernmethoden wie etwa E-Learning der Stufe sechs, die Stufe sieben erreichen Dozenten, die selbst an der Entwicklung und Implementierung eines solchen Systems mitgearbeitet haben.
Ein Toolkit ermöglicht die SelbstanalyseZwei Jahre haben Universitäten und Bildungseinrichtungen an der abstrahierten Systematik gearbeitet; Trainer sollen den Rahmen nun mit Leben füllen. 'Wir haben ein Toolkit entwickelt, mit dessen Hilfe Weiterbildner selbst erarbeiten können, in welcher Kompetenzstufe sie sich befinden', erklärt Dr. Anne Strauch vom DIE. Seit Oktober 2010 steht ein 63-seitiges Handbuch zum Download bereit, das sowohl den Kompetenzrahmen erläutert als auch die selbstständige Standortbestimmung ermöglichen soll. Weiterbildnern soll die Selbstanalyse in zweierlei Hinsicht nutzen: 'Zum einen vergegenwärtigen sie sich ihre eigenen Kompetenzen und machen sie für andere transparent. Zum anderen sehen sie, wo Weiterbildungsbedarf herrscht, um dem Niveau der höheren Stufe zu entsprechen', erklärt die Programmverantwortliche.
Das Toolkit steht zum kostenlosen Download bereit, ab November 2010 soll die englische Ausgabe von einer deutschen ergänzt werden.