Reflexion

Kolumne
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Eine Frage des Anspruchs

Irgendwie durchwursteln und gerade mal die Leistung erbringen, die von einem verlangt wird – für Matthias Kolbusa ist das keine gute Strategie. Der Berater plädiert dafür, einen hohen Anspruch an sich selbst zu haben. Denn nur so kann man über sich hinauswachsen.

Sicher kennen Sie den alten Spruch: „Ein Pferd springt nur so hoch, wie es muss.“ Der Legende nach stammt er vom ehemaligen SPD-Minister Georg Leber, der die Politik in den 60er- bis 80er-Jahren mitgeprägt hat. Dass einiges dran ist an seinem Bonmot, lässt sich kaum bestreiten. Dafür gibt es zu viele Beispiele, und fast alle kennen jemanden, der so tickt, ohne sich selbst für ein Opfer dieser Energiesparsamkeit zu halten.

Wer in unserer facettenreichen Branche unterwegs ist, sollte daran gewöhnt sein, den Klientinnen und Klienten mehr abzuverlangen, als diese bequem finden. In der Beratung weiß ich schon lange, dass eine Strategie zu anspruchslos ist, wenn die Betroffenen alles super finden, was ihnen abgefordert wird. Meistens ist dann noch eine Menge Luft nach oben.

Wenn die Betroffenen alles super finden, was ihnen abverlangt wird, ist die Strategie zu anspruchslos.

Beim Training und Coaching im beruflichen Umfeld ist das nicht anders. Ein Muskel wird nur stärker, wenn man ihn überanstrengt, ohne ihn kaputt zu trainieren. Dabei darf man ruhig mehr fordern, als geleistet werden kann, um maximale Leistung herauszukitzeln. Aber nicht nur dafür: Wenn alles bisher Dagewesene in den Schatten soll, muss auch die Denkweise geändert werden. Denn ein bisschen mehr Leistung geht immer, indem man die Trainingsdosis erhöht. Aber vom Kreis- zum Weltmeister wird nur, wer nach einem ganz anderen Konzept trainiert als jemals zuvor.

Knackpunkt ist der Anspruch an uns selbst

Kommen wir zum springenden Punkt: der Anspruch an uns selbst, der uns jedes Jahr vielleicht backfrische, aber weitaus kleinere Brötchen liefert, als tatsächlich drin wären. Wenn wir schon beim Vorsatz auf „to play it safe“ gehen, werden wir häufig nicht so viel Gas geben, wie wir könnten, werden später ins Ziel kommen und schließlich die Hände in den Schoß legen, um das Jahr mit einem trügerischen Lächeln abzuschließen.

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Deshalb sollte unser Schlüssel zu mehr Erfolg niemals der Sachzwang sein und der Glaube, sich Jahr für Jahr mit ein paar Prozentpünktchen mehr durchwursteln und zufriedengeben zu können. Wir sollten unsere Träume verfolgen und das, was wir uns als Zukunft ersehnen. Allein das lässt uns nicht nur im Arbeitspensum, sondern auch im disruptiven Denken und Handeln über uns hinauswachsen.

Was es dazu allerdings braucht, ist genau die Fehlerkultur, die wir uns für unsere Kunden wünschen. Ein hohes Ziel zu verpassen, ist nämlich vollkommen okay, wenn wir alles dafür gegeben haben. Nicht okay ist es, uns für Siege zu beglückwünschen, die wir leicht und locker eingefahren haben. Finden wir also heraus, wie hoch wir wirklich springen können.

Der Autor: Der Strategie- und Veränderungsexperte, Vortragsredner und Autor (jüngst: „Die Berater-Bibel“) Matthias Kolbusa berät Konzerne wie Daimler und die Telekom sowie High-Performance-Mittelständler. Als Kopf und Inhaber von Consulting Mastery teilt er sein Wissen in einer Online-Akademie, bei Live Events und in Vier-Augen-Coachings mit seinen Kolleginnen und Kollegen. Kontakt: kolbusa.de

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