Traditionelle Unternehmen haben ausgedient, die Zeit der Netzwerke bricht an. So lautet - überspitzt formuliert - die Überzeugung von Ken Everett. Der australische Trainer ist Teil der Think on Your Feet®-Community, eines international vertriebenen Trainings-Konzeptes, und weiß aus eigener Erfahrung, wie die Zusammenarbeit in einem weltweit agierenden Netzwerk funktioniert. Dieses Wissen will er im Rahmen eines neuen Workshops-Konzeptes auch anderen vermitteln. Der Name des Ansatzes: Deep Simplicity.
Mr. Everett, was genau hat es mit 'Deep Simplicity' auf sich?
Ken Everett: Einige der erfolgreichsten Unternehmen weltweit sind nicht gerade das, was man als traditionelle Organisationen bezeichnen kann. Visa oder Ebay tragen keine der Charakteristiken formaler Organisationen, sie setzen auf einen anderen organisationalen Aufbau: die so genannte chaotische Organisation. Im Zentrum steht dabei eine kleine Anzahl an Personen. Die restlichen Mitarbeiter arbeiten in einem Netzwerk und schöpfen - innerhalb gewisser Regeln - diese Freiheit aus. Diese Community funktioniert nur, wenn ihre Mitglieder etwas gemeinsam haben. Das kann ein gemeinsames Ziel oder ein gemeinsames Interesse, das können aber auch gemeinsame Werte sein. 'Deep Simplicity' ist dieser Kern, die Gemeinsamkeit, die Menschen in einer Community vereinigt und ihre Zusammenarbeit auch ohne Hierarchie ermöglicht. Wie man den Kern findet und anhand welcher Regeln die Kooperation innerhalb von Netzwerken funktioniert, darum soll es in dem neuen Workshop gehen.
Und das funktioniert?
Everett: Absolut! Sie kennen Vogelschwärme? Sehr komplizierte und schöne Muster. Aber wenn man sie mit Hilfe von Computerprogrammen analysiert, erkennt man, dass es nur ein Minimum an Regeln ist, das einen Vogelschwarm in der Luft hält. Zunächst haben alle Vögel eine gemeinsame Zielsetzung: überleben. Das ist das vereinigende Element. Welche Regeln gibt es? Ich setze mich in Bezug zu den Vögeln um mich herum. Ich halte einen minimalen Abstand zu den Vögeln neben mir. Ich stimme meine Geschwindigkeit auf sie ab und folge ungefähr der Richtung, die die beiden Vögel vor mir einschlagen. Alles sehr einfach.
Lassen sich diese Erkenntnisse ohne Weiteres auf Menschen übertragen?
Everett: Meiner Erfahrung nach, ja: In einem Seminar habe ich zwei Gruppen aus jeweils 15 Personen den Auftrag gegeben, sich von einer Stelle zu einer anderen zu bewegen und am Ziel dieselben Positionen einzunehmen wie am Ausgangspunkt. Dazu habe ich zwei Gruppenleiter ernannt. Einer von ihnen hat versucht, den Prozess von außen zu kontrollieren: 'Jetzt zwei Schritte nach rechts, dann alle einen Schritt nach vorne...' Natürlich sind trotzdem etliche Leute aneinander gestoßen. Der andere sagte nur: 'Wir sehen uns da drüben' und hat allen die Möglichkeit gegeben, ihren eigenen Weg zu finden. Ergebnis: Die einzelnen Mitglieder der Gruppe haben individuell Hindernisse überwunden und sich im Endeffekt wieder so aufgestellt wie am Anfang. Diese Vorgehensweise funktioniert auch bei Organisationen: Man gibt den Mitarbeitern die Freiheit, Dinge auf ihre Weise zu erledigen, und es ist erstaunlich, welches Commitment, welche Unterstützung und welche Freundschaft man dadurch erfährt. Ich bin der Meinung, dass es keinen besseren Weg gibt, Arbeit zu organisieren. Und angesichts der Schnelligkeit, mit der sich die Geschäftswelt verändert, haben Unternehmensleiter auch keine andere Wahl, als ihre Organisationen in Zukunft anders als in der traditionellen Form aufzustellen.
Wann soll Ihr neues Workshop-Konzept auf den Markt kommen?
Everett: Wir haben bereits einen sehr erfolgreichen Testlauf in Thailand durchgeführt. Im Prinzip steht das Workshop-Konzept. Allerdings wollen wir auf vier Kontinenten gleichzeitig starten - in Australien, Kanada, Singapur, Großbritannien und Deutschland - und das gestaltet sich relativ schwierig. Wir hoffen aber, dass wir 'Deep Simplicity' im Laufe dieses Jahres auf den Markt bringen können.
Infos über den Start von 'Deep Simplicity' in Deutschland erteilt Roland Spinola per E-Mail.