'Dieses Buch handelt von dem dornigen Weg, Organisationsentwicklung als Methode zu verstehen', schreibt Roderich Heinze in der Einleitung zu seinem Buch 'Keine Angst vor Veränderungen! Change-Prozesse erfolgreich bewältigen'. Heinze geht es nämlich darum, die im Unternehmen vorherrschenden Mythen, Sagen und Legenden methodisch aufzuspüren: Aus den Geschichten, die im Unternehmen kursieren, lassen sich seiner Meinung nach Normen, Regeln und Prinzipien ableiten, die die Arbeitsweise und Einstellung von Management und Mitarbeitern gleichermaßen definieren und erklären. Um Veränderungsprozesse also anstoßen und begleiten zu können, müssten Berater und Change-Manager diese Geschichten genau unter die Lupe nehmen. Analysiert und entmythologisiert sollen die Geschichten dazu beitragen, geeignete Schritte auf dem Weg zur Veränderung zu finden.
Zu Beginn seiner Analyse richtet Heinze den Blick auf den Menschen: Wer sind die so genannten Veränderer, und welche 'Heldentugenden' werden ihnen zugeschrieben? Heinze zeigt nicht nur, was hinter den von der Managementliteratur viel beschworenen Kernkompetenzen wie etwa Verantwortung, Wille und Vertrauen steckt und wie sie wirken. Er demonstriert auch, auf welche Weise Führungskräfte diese Kompetenzen erwerben und glaubhaft vermitteln können - z.B. indem sie eingefahrene Denk- und Handlungsmuster über Bord werfen und wieder den Status eines Lernenden einnehmen.
Im nächsten Schritt wendet sich der Autor 'den großen Veränderungstheorien' und ihren Lösungswegen zu. Für Heinze sind das in erster Linie Metaphern, wie etwa die Metapher von der Organisation als Maschine oder die Metapher der lernenden Organisation. Laut dem Autor prägen diese Geisteshaltungen, Erklärungsprinzipien und Managementtheorien das Unternehmen und damit auch dessen Umgang mit Veränderungen. Heinzes mit Zitaten gespickte Ausführungen lesen sich dabei wie ein Who is Who aus Management und Philosophie: Drucker, Malik und Senge werden ebenso angeführt wie Kant, Nietzsche oder die zeitgenössischen Querdenker Houellebecq und Sloterdijk.
Zum Abschluss macht der Autor deutlich, dass der Einfluss eines Veränderers begrenzt ist: Der Veränderungsmanager, so schreibt er, gibt in erster Linie Anstöße. Dann zieht er sich zurück und beobachtet, wie die Organisation von selbst zu einer neuen Ordnung gelangt. Diese systemtheoretische Einsicht nimmt dem Change-Manager möglicherweise die Angst vor Veränderungsprozessen. Was bleibt, ist der dornige Weg. Denn: Keine Veränderung ohne Widerstände und Probleme. Eine Auseinandersetzung mit den Mythen und Legenden im Unternehmen sollte Führungskräfte und Berater nach Ansicht Heinzes jedoch dazu befähigen, geeignete Lösungswege und Intervention zu finden.
Fazit: Die Lektüre fordert eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Change-Management. Nichts für Leser, die sich simple Checklisten und praktische Tipps erhoffen.
Von Roderich Heinze, 191 S., geb., Carl-Auer-Systeme Verlag, Heidelberg 2004, ISBN 3-89670
-435-4, 29,90 Euro.