Von wegen Bleistiftbesteller: Unternehmen erkennen neuerdings das wertschöpfende Potenzial der Einkaufsabteilung und investieren in Qualifikationen. Doch die Weiterbildung global agierender Beschaffungsteams ist aufwendig – wie das Beispiel eines ausgezeichneten Trainingsprogramms zeigt.
Eine Einkäufer-Schulung steht im Rampenlicht: Im Juni 2010 hat Siemens Transformers den internationalen 'Procurement Leaders Award' in der Kategorie 'People Development' für sein globales Trainingsprogramm für Einkaufsexperten gewonnen. Der Preis, der vom englischen Fachmagazin 'Procurement Leaders' vergeben wird, wirft ein Schlaglicht auf eine Zielgruppe für Weiterbildner, die gerade erst entdeckt wird: die Einkäufer. Während Führungskräfte, Vertriebler und Marketing-Experten in der Vergangenheit ein Seminar nach dem nächsten durchliefen, war die Beschaffungsabteilung – neudeutsch Supply Chain-Management-Team – lange ein Stiefkind der Personalabteilung, weil man in ihrer Arbeit wenig wertschöpfendes Potenzial vermutete. Diese Einschätzung hat sich geändert: 'In einer globalisiserten Welt liegen die größten Optimierungspotenziale in einem Unternehmen entlang einer Lieferkette', erklärt Nicole Gaiziunas, Managing Director Executive Education des Supply Chain Management Institute (SMI) der European Business School (EBS). Sie hat das prämierte Trainingskonzept konzipiert.
Talentsuche inklusiveBeim Transformatorenhersteller wurden von Oktober 2008 bis Oktober 2009 über 100 Mitarbeiter weltweit qualifiziert. Zusätzlich zur Steigerung des Teilnehmer-Know-hows sollte das Qualifizierungsprogramm auch die größten Talente unter den Einkäufern identifizieren. Vom Betriebsrat ist die Leistungsbewertung durch Externe jedoch nicht gern gesehen. Die Lösung: 'Projektarbeiten, die von einem Gremium bewertet wurden, basierten auf Freiwilligkeit', so Gaiziunas. Eine weitere Herausforderung für den Trainingsanbieter: Siemens Transformers erwartete einen schnellen Return on Investment des Qualifizierungsprogramms. Das SMI konnte diesen bereits zwölf Monate nach Trainingsstart belegen und beeindruckte damit auch die Jury. Sie hob den schnellen 'Return on Education', den das Programm durch einen hohen Bezug zum Arbeitsalltag ereiche, besonders hervor. Dass die Qualifizierung der Einkäufer sich generell lohnt, erkennen offenbar immer mehr Unternehmen: 'Die Umsatzzahlen des SMI sind in den vergangenen zwei Jahren um 40 Prozent gestiegen', berichtet Nicole Gaiziunas.
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Das TrainingskonzeptTeilnehmer: Rund 100 Mitarbeiter des strategischen und operativen Einkaufs aus 13 Ländern, darunter Deutschland, Kroatien, Mexiko, Brasilien, China und Abu Dhabi.
Trainingsziele: 1. Stärkung des Mitarbeiter-Know-hows; 2. schneller 'Return on Education' durch hohen Bezug der Inhalte zum Arbeitsalltag; 3. Identifizierung von Talenten.
Trainingsdesign:
1. Fünftägiges Präsenztraining an zehn Standorten. Maximal 15 Teilnehmern pro Gruppe werden in ihrer Landesprache zu Grundlagen des Supply Management geschult. Themen etwa: Strategisches Einkaufsmanagement, Einkaufs- und Warengruppenstrategie, Risikomanagement. Abends Coaching und Kamingespräche mit der Leitungsebene.
2. Zweimonatige Projektphase. Freiwillige Erstellung einer ca. 15-seitigen Projektarbeit, in der rund 45 Trainingsteilnehmer das bisher Gelernte (etwa Portfoliomanagement oder Lieferantenbewertung) in ihrem Arbeitsbereich untersuchen.
3. Fünftägiges Präsenztraining für alle Teilnehmer. Themen u.a.: Verhandlungsführung, Konflikt- und Vertragsmanagement. Zusätzlich: Die Autoren der Projektarbeiten stellen ihre Ergebnisse einem Gremium vor.
4. Spezifisches Einkaufs-Development-Center für 15 Teilnehmer, die sich sowohl durch ihre Projektarbeit als auch durch den bisherigen Personalentwicklungsprozess hervorgetan haben.
5. Drittes fünftägiges Präsenztraining mit dem Fokus auf Persönlichkeitsentwicklung für die Talente. Zusätzlich: Einkaufsstrategie, Leadership, Arbeiten in globalen, virtuellen Netzwerken.