2008 war das Jahr der Jubiläen: Zahlreiche Trainingsanbieter haben einen runden Geburtstag gefeiert. Training aktuell hat sich bei den Feiernden umgehört: Was war der größte Flop und was der größte Erfolg der bisherigen Tätigkeit? Was hat sich der anstrengendste Kunde gewünscht? Und was ist das nächste große Ziel?
Mag. Sonja Radatz ist Vorsitzende der Geschäftsführung des Instituts für systemisches Coaching und Training (ISCT), Wien. Das ISCT, das vor 10 Jahren gegründet wurde, hat sechs fest angestellte Mitarbeiter.
Was war das erste große Projekt? Der erste Weltkongress für systemisches Management in Wien 2001 – 1.200 Teilnehmer und mehr als 160 Workshops mit der Crème de la Crème an Vortragenden aus der ganzen Welt.
Was ist das nächste große Projekt? Die Gründung einer Privatuniversität, die nach systemisch-konstruktivistischen Gesichtspunkten funktioniert: Lernen in einer neuen Dimension.
Was war Ihr größter Erfolg? Davon gab es viele: Die Gründung des Zeitschrift LO Lernende Organisation; jeder unserer Kongresse; einige Strategie- und Change-Projekte in großen Unternehmen.
Was war Ihr größter Flop? Das Angebot mancher Lehrgänge, mit denen wir einfach viel zu früh dran waren.
Wie sah Ihr außergewöhnlichster Auftrag aus? Ein Kunde wünschte sich die Umsetzung einer Strategie, zu der allerdings nicht einmal der Vorstand stand. Diesen Auftrag haben wir gelassen.
Was würden Sie nie wieder tun? Etwas, das ich auch bislang nie getan habe: All das, was keinen Spaß macht und/oder meiner Denkphilosophie widerspricht.
Heidrun Englert ist 2. Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der deutschen inlingua Schulen. Die inlingua International AG wurde vor 40 Jahren gegründet und bietet Sprachkurse und weitere, mit dem Thema Fremdsprachen verwandte Dienstleistungen an. In Deutschland sind 600 Mitarbeiter fest angestellt.
Was war das erste große Projekt? Die Wurzeln von inlingua liegen in Deutschland, ganz sicher war es der Schritt über den 'deutschen Tellerrand' hinaus, der den weiteren internationalen Durchbruch begründete. 1968 unterschrieben 16 Schulinhaber aus sieben europäischen Ländern die in der inlingua-Geschichte so bezeichnete 'Frankfurter Konvention'.
Was ist das nächste große Projekt? Das Qualitätsmanagementsystem weiter ausbauen.
Welches Geschäftsjahr war das beste? 2007 – ein Rekordjahr, das im wesentlichen auf drei Faktoren zurückzuführen ist: Expansion in neue Märkte, Entwicklung neuer Trainingsmaterialien und der Erfolg der weltweit etablierten Trainingscenter.
Welches Geschäftsjahr war das schwierigste? Ganz allgemein 2001. Das weltwirtschaftlich so benannte 'Annus Horribilis' hat auch die Sprachbranche getroffen und innerhalb von zwei Jahren ging der Umsatz von inlingua International um 20 Prozent zurück. Davon konnten sich die Trainingscenter nach und nach erholen.
Dr. Werner Kohn ist Geschäftsführer der VIWIS GmbH, München. VIWIS ist Spezialist für die Entwicklung und den Einsatz von E-Learning-Lösungen. Das Unternehmen wurde vor 10 Jahren gegründet und beschäftigt zehn fest angestellte Mitarbeiter.
Was war das erste große Projekt? Mitte der 90er Jahre haben wir für DAS Versicherungen die Lernprogramme für die Fachmann-Ausbildung entwickelt. Die Lernprogramme fanden branchenweit großen Anklang und wurden über die Jahre kontinuierlich weiterentwickelt. Heute gelten sie als Standardwerk für die Ausbildung zum Versicherungsfachmann IHK.
Was ist das nächste große Projekt? Wir betreiben bereits erfolgreich eine Hygiene- und eine HealthCare-Plattform. Hier ist es unser Ziel, das Angebot weiter auszubauen, so dass die VIWIS-Komplettlösungen den gesamten Bedarf der Zielgruppen umfassend abdecken.
Welches Geschäftsjahr war das beste? 2007 war ein sehr erfolgreiches Jahr: Es war bisher das umsatzstärkste Jahr, und wir hatten sehr große und interessante Projekte.
Welches Geschäftsjahr war das schwierigste? Wir hatten bisher keine schwierigen Jahre. Selbst im schwierigen Jahr 2001 sind wir sehr erfolgreich im Markt gewesen.
Was würden Sie nie wieder tun? Da wir auf zehn erfolgreiche Jahre zurück blicken würden wir in Summe alles wieder so tun, wie wir es getan haben, Kleinigkeiten ausgenommen.
Michèle Neuland ist Geschäftsführende Gesellschafterin von Neuland & Partner, Fulda. Das Unternehmen mit 32 fest angestellten Mitarbeitern wurde in diesem Jahr 10 Jahre alt. Neuland & Partner bietet Dienstleistungen zur Methodenaus- und -weiterbildung, zur Führungskräfteentwicklung und zur Organisationsentwicklung an.
Was war das erste große Projekt? Wir haben bei dem Deutschen Akademischen Austauschsdienst in Bonn ein Zielvereinbarungssystem eingeführt.
Was ist das nächste große Projekt? Wir werden unsere internationalen Geschäfte weiter forcieren, vor allem auf den Kompetenzfeldern Beratung und Führungsthemen.
Welches Geschäftsjahr war das beste? Das letzte Geschäftsjahr 2007 war das beste, da unsere Strategie aufgegangen ist und wir die Gewinnziele erreichen konnten.
Welches Geschäftsjahr war das schwierigste? Das Geschäftsjahr 2001, da die eintretende Rezession mit unserer Wachstumsorientierung kollidiert ist.
Was war Ihr größter Flop? Die Gründung einer Niederlassung in Dublin, Irland.
Brigitta Vochazer ist Geschäftsführerin der Studiengemeinschaft Darmstadt (SGD), die vor 60 Jahren gegründet wurde. Das Fernlerninstitut beschäftigt 130 fest angestellte Mitarbeiter.
Was war das erste große Projekt? Der erste Lehrgang der SGD hieß 1948 'Fernkurs für freie und angewandte Zeichenkunst'. Firmengründer Werner Kamprath ging damals auf das Bedürfnis nach Bildung in der Nachkriegszeit ein.
Was ist das nächste große Projekt? Um unseren Teilnehmern noch schneller aktuelle Lerninhalte und -materialien zur Verfügung stellen zu können, werden wir ab 2009 eine Druckerei im Haus haben.
Welches Geschäftsjahr war das beste? Jedes Jahrzehnt in der Geschichte der SGD hatte seine Höhepunkte: angefangen beim Fernstudium zum Ingenieur über die Einführung von Abitur und zahlreichen Informatiklehrgängen bis hin zur Gründung einer Hochschule.
Welches Geschäftsjahr war das schwierigste? Die deutsche Einheit stellte für die SGD eine große Herausforderung dar, denn die Bevölkerung der ehemaligen DDR hatte einen hohen Bedarf an betriebswirtschaftlichem Wissen.
Was würden Sie nie wieder tun? Unsere interne Druckerei auslagern.
Wolfgang Rosenkranz ist Vorstandsvorsitzender der Team Connex AG, Altdorf. Team Connex wurde vor 25 Jahren gegründet und beschäftigt heute 14 fest angestellte Mitarbeiter.
Was war das erste große Projekt? Im Gründungsjahr 1983 haben wir das Unternehmen Grundig mit einer konzeptionellen Vertriebsqualifizierung unterstützt und schon im ersten Jahr ein Trainingsvolumen von mehr als 100 Manntagen realisiert.
Was ist das nächste große Projekt? Die Umsetzung unserer Internationalisierungs-Strategie innerhalb Europas. In der vergangenen Woche haben wir unser Büro in Istanbul eröffnet.
Was war Ihr größter Erfolg? Dass wir als erstes und einziges deutsches Unternehmen den ASTD-Award für 'Excellence in Practice' für ein umfangreiches Return on Investment-Projekt bekommen haben.
Was war Ihr außergewöhnlichstes Projekt? Wir sind mit einer Gruppe von 90 Teilnehmern durch Asien gereist und haben die Trainingsmaßnahmen während der Reisezeiten durchgeführt. Die Trainings fanden im Flugzeug, in der Bahn und an verschiedenen sehr originellen, aber nicht immer geeigneten Locations statt.
Was würden Sie nie wieder tun? Niemals wieder Nie sagen!
Hansjörg Fetzer ist Geschäftsführer Haufe Akademie GmbH, Freiburg. Die Haufe Akademie hat die ersten Veranstaltungen vor 30 Jahren durchgeführt, 2006 wurde sie als eigenständige GmbH aus dem Haufe Fachverlag ausgegründet und beschäftigt heute 103 fest angestellte Mitarbeiter.
Welches Geschäftsjahr war das beste/das schwierigste? In den dreißig Jahren ihres Bestehens ist die Haufe Akademie kontinuierlich gewachsen. Insofern war bislang stets das jeweils zurückliegende Geschäftsjahr das beste – entsprechend betrachten wir immer die vor uns liegenden Geschäftsjahre als die 'schwierigsten', denn auch dann gilt es wieder unsere Ziele von kontinuierlichem Wachstum und stetigem Ausbau umzusetzen.
Was war ihr größter Erfolg? Eine der größten Erfolgsgeschichten schreibt unsere 'Jahresschluss-Tagung Personalbüro'. Unter Personalern gilt die Tagung – auch der eingeschworenen Referententeams wegen – inzwischen als Kult: Von November bis Februar bieten wir 86 Termine in 41 Städten und erwarten über 8.000 Teilnehmer.
Was würden Sie nie wieder tun? Wer ausprobiert, macht Fehler, das gilt auch für mich – glücklicherweise hat mir noch keiner dieser Fehler eine Lektion fürs Leben erteilt. Insofern würde ich wohl vieles wieder genau so machen.