Seit 2002 treffen sie sich, die HR-Beaufragten aus der Community von HRnetworx - und das inzwischen in über 30 Städten Deutschlands, in der Schweiz, in Österreich und den USA. Im Mai 2007 war der Bonner Verlag managerSeminare Gastgeber für das HR-Netzwerktreffen. Bei Saft und Brötchen verfolgten neun HR-Praktiker einen Vortrag zum Talent-Management-System von TNT Express. Über die Realitäten des Networkings und ein innovatives Talent-Management-Modell.
Manche Dinge erfordern den Einsatz von Zeit und Ressourcen, machen sich aber dennoch nicht für jeden Einzelnen sofort in Euro und Cent bezahlt - und trotzdem: Sie lohnen sich! Unter dieses Fazit lässt sich das HRnetworx-Treffen stellen, das am 24. Mai 2007 in Bonn stattfand. In den Räumen des Verlags managerSeminare trafen sich am frühen Abend knapp zehn Mitglieder der Networking-Community HRnetworx, um Erfahrungen im Human-Resources-Management auszutauschen und einen Vortrag zu hören.
Als Referentin geladen war Melanie Ring, die bis Ende Mai bei TNT Express im 'People & Organisational Development' gearbeitet hat. Ebenfalls dabei: zwei Mitarbeiter von Dr. Geke & Associates. Die bislang in Bonn ansässige Unternehmensberatung für HR-Business-Management organisierte bis zu ihrem demnächst stattfindenden Umzug nach Köln für das Branchennetzwerk sämtliche Netzwerk-Treffen im Bonner Raum.
Vom Leiter Arbeitsrecht bei Ford bis zur Praktikantin bei Autobahn Tank & Rast - sie alle haben den Verlockungen des warmen Frühlingsabends widerstanden: Statt im Biergarten bei einem Kölsch den Feierabend zu genießen, verlängerten sie ihren Arbeitstag bei Saft und belegten Brötchen. Die 'Kontakt-Ausbeute' hielt sich für die 'HRnetworxer' an diesem Abend jedoch in Grenzen. Die Hälfte der Teilnehmer kam sehr spät und ging sehr früh, von einem intensiven, persönlichen Austausch war nicht allzu viel zu sehen.
Darum lohnen sich die Treffen
Allerdings: Über die Zeit gesehen rechnen sich die HRnetworx-Treffen und auch der 'ehrenamtliche' Einsatz als regionaler Veranstaltungsorganisator, betont Regina Münzfeld, Assistant to Managing Director bei Dr. Geke & Associates: 'Aus den Treffen sind zwar meines Wissens nach noch keine konkreten Aufträge für uns entstanden - aber ein gutes Netzwerk.' Die Teilnehmer wiederum dürften von den Veranstaltungen schon deswegen profitieren, weil sie in den Genuss eines Fachvortrags kommen - und das kostenlos; selbst ein Mitgliedsbeitrag ist nicht nötig, um bei HRnetworx mitzumischen und an den Treffen teilzunehmen.
Nutzen für den Teilnehmer, Aufwand für den Referenten... - und der 'Lohn' für denselben? Auch er ist nach der allgemeinen Formel des Networkings nicht in Heller und Pfennig auszurechnen.
Dazu passend handelte der Vortrag des Bonner Abends ebenfalls von einem Aufwand, der sich nicht garantiertermaßen für alle Seiten in barer Münze auszahlt - und sich trotzdem immer lohnt. Unter der Überschrift 'Fördern ohne Beförderungsgarantie' stellte HR-Expertin Melanie Ring das von ihr verantwortete Talent-Management-Programm des Logistik-Konzerns TNT Express vor.
TNT Express: Neue Wege im Talent-Management
'Wir merken jetzt schon den Fachkräftemangel. Und auch Führungspositionen zu besetzen fällt uns nicht leicht', kommentierte Ring den Ausgangspunkt für das 2005 gestartete Talent-Management-Programm. Weil der Kurier-, Express- und Paketdienstleister nicht genügend Top-Kräfte auf dem freien Markt findet - Ring: 'die Konkurrenz zu bekannteren Arbeitgebern ist zu groß' - entwickelt er mit hohem Einsatz Potenzialträger aus den eigenen Reihen.
Das Besondere: Jeder kann sich für das Programm bewerben - der Middle-Manager genauso wie der Mann oder die Frau am Band. Ring: 'Wir sprechen Leute an, die bei Fördermaßnahmen bislang durchs Raster gefallen sind. Leute, die meinen, dass sie bislang verkannt wurden.' Ohne Einschaltung ihrer Führungskraft können sie sich zum Aufnahme- und Auswahlverfahren anmelden.
Extrem flexibel: Beide Seiten dürfen jederzeit abspringen
Eine weitere Besonderheit: Das über 18 Monate laufende Förderprogramm ist nicht bindend, das heißt: Jede Partei kann zu jedem Zeitpunkt aussteigen: Der Teilnehmer darf ebenso abspringen, wie TNT Express die Maßnahme für einen Teilnehmer beenden darf, wenn sich herausstellt, dass dieser den Erwartungen doch nicht gewachsen ist oder sich zeigt: Eine andere Art der Förderung oder ein anderer Zeitpunkt der Programmteilnahme wäre effektiver.
Eine Teilnehmerin hatte beispielsweise im Laufe des Programms festgestellt, dass sie entgegen ihrer ursprünglichen Ansicht doch keine Führungsposition bekleiden möchte. Trotz ihres Abbruchs der Maßnahme habe sich die Teilmitwirkung der Teilnehmerin gelohnt, so Melanie Ring: 'Vor der Maßnahme war die Mitarbeiterin unzufrieden. Nun aber weiß sie, was sie will, und arbeitet motiviert.' Dennoch: Bedenkt man, dass TNT Express pro Teilnehmer etliche tausend Euro investiert, ist die gewährte Freiheit bemerkenswert.
Die Führungskräfte werden stark eingebunden
Ebenfalls bemerkenswert: Die Führungskräfte der Teilnehmer werden im Laufe der Maßnahme überdurchschnittlich stark eingebunden. Sie geben Feedback und erfahren, wie sich die Mitarbeiter in den Trainingsmodulen verhalten - eine Transparenz und Offenheit, die nicht selbstverständlich ist.
Last but not least ist beachtlich, dass TNT Express den Teilnehmern offen kommuniziert, dass nicht jeder Absolvent die Garantie auf einen Karrieresprung - und damit auf eine Gehaltserhöhung - hat. Dieser Punkt sorgte bei den HRnexworkern dann auch für einige Diskussion. Denn wie fängt man die Enttäuschung des Mitarbeiters auf, wenn ein Karriereschub nicht sofort sichtbar wird?
Insbesondere bei gewerblichen Arbeitnehmern müsse man in diesem Punkt sehr sensibel sein, zeigte sich Dirk Lunken, Leiter Arbeitsrecht von den Ford-Werken in Köln, überzeugt: 'Für diese Zielgruppe zählt das, was hinterher im Portemonnaie ist.' Manchmal, so sieht es aus, geht es eben doch um mehr als nur einen immateriellen Nutzen.