Stimmen murmeln im Hintergrund, jemand atmet schwer, irgendwo klimpert Schmuck – es gibt viel zu hören, wenn nichts zu sehen ist. Während draußen die Wintersonne scheint, ist es im Raum, in dem die 130 Teilnehmer des 17. Lernforums Großgruppen-Arbeit sitzen, stockdunkel. Was hier passiert, ist ein Selbstversuch von Großgruppenarbeitern: Das Netzwerktreffen, das an diesem 12. Januar in der Oberurseler Akademie Gesundes Leben stattfindet, beschäftigt sich mit der Frage, ob und wie die Moderation von Großgruppen im Dunkeln funktionieren kann.
An sich sind Seminare und Trainings im lichtlosen Raum schon lange keine Neuigkeit mehr. Der bekannteste Anbieter, Dialog im Dunkeln, wurde schon 1988 in Frankfurt gegründet, ursprünglich mit dem Ziel, Sehenden den Alltag von Blinden näherzubringen. Heute veranstaltet das Unternehmen regelmäßig Dunkeltrainings für Führungskräfte. Und ist damit nicht allein, denn eine ganze Reihe von Anbietern setzt mittlerweile auf das Konzept. Das basiert auf der Annahme, dass Dunkeltrainings die Wahrnehmung schärfen, Handlungsmuster infrage stellen und eine alternative Form der Kommunikation ermöglichen. Ohne visuelle Wahrnehmung sollen auch die mit ihr verbundenen (Vor-)Urteile verschwinden, denn Mimik, Kleidung, Körpermaße spielen im Dunkeln keine Rolle. Zudem soll ein gemeinsamer Orientierungsverlust Teilnehmer zusammenschweißen und zu besserem Teamwork führen.
Da der Versuch, mit Großgruppen im Dunkeln zu arbeiten, bislang nicht gewagt worden ist, betreten Teilnehmer wie Organisatoren des Oberurseler Lernforums Neuland. Besonderen Wert haben die Veranstalter deshalb auf eine gründliche Vorbereitung und einen klar strukturierten Ablauf gelegt.
Extra:- Richtig lernen ohne Licht: Worauf es bei einem Training im Dunkeln ankommt