'Vorbildunternehmerin' – das klingt nach einer verantwortungsvollen Aufgabe mit der Möglichkeit, selbst Einfluss zu nehmen. So war ich sehr erfreut, als im Spätherbst 2014 eine Einladung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie den Weg in meine Inbox fand: Ich sollte für Sigmar Gabriels Initiative 'Frauen unternehmen', mit der der Wirtschaftsminister für mehr Existenzgründungen von Frauen werben wollte, für diesen Ehrentitel kandidieren. Da ich ihn als überzeugte Unternehmerin gern dabei unterstützen und jungen Frauen von meinen Erfahrungen berichten wollte, nahm ich das Angebot an.
Die Bewerbung umfasste einen ausführlichen Onlinefragebogen, meinen Lebenslauf, ein Motivationsschreiben und das Profil meiner Firma. Man war anscheinend wirklich an qualifizierten Bewerberinnen interessiert. 'Wie schön! Die Sache scheint Hand und Fuß zu haben. Außerdem macht sie bestimmt Spaß – und gutes Marketing ist es auch', so meine Gedanken.
Ich hatte die berechtigte Hoffnung, dass die neue Initiative mehr bewegen würde als das von der Europäischen Kommission mit dem gleichen Ziel lancierte Netzwerk der 'European Ambassadors for Female Entrepreneurship', in dem ich schon 2010 aus ähnlichen Beweggründen aktiv wurde. Leider war im Rahmen dieses EU-Programms so gut wie nichts passiert, obwohl wir Botschafterinnen versucht hatten, viele Aktivitäten anzuschieben. Alle scheiterten an der mangelnden finanziellen Ausstattung der Koordinierungsstelle. So ist von diesem Titel nichts übrig geblieben als eine schöne Ernennungsurkunde in meinem Büro und mein eigenes Engagement: Ich biete immer noch zwei kostenlose Coachingplätze pro Jahr für Unternehmerinnen in der Anfangsphase. Als man mir nun mitteilte, dass ich zu den – aus offenbar sehr zahlreichen Bewerbungen ausgewählten – 180 deutschen Vorbildunternehmerinnen gehörte, war ich deshalb tatsächlich glücklich und sogar ein wenig stolz.