Hier spielt die Musik. Das Motto der diesjährigen Convention der German Speakers Association war eindeutig zweideutig. Zum einen zielte die Rednervereinigung damit darauf ab, ihre Bedeutung im deutschen Weiterbildungsmarkt zu untermauern. Zum anderen gaben Musiker dieses Jahr das Modell für die Speaker ab. 300 Redner ließen sich Mitte September 2009 in Mannheim von Sängern, einem Trommler und einem Gitarrespieler inspirieren.
Damit hatte noch nicht einmal die German Speakers Association (GSA), die Vereinigung professioneller Redner Deutschlands, gerechnet. Der erste Redner ihrer diesjährigen Convention, die vom 11. bis 12. September in Mannheim stattfand, war gleich ein Highlight. Christian Specht, der Bürgermeister von Mannhein, schwang eine Rede, die die Teilnehmer des Rednertreffs in Staunen versetzte. So launig, so überzeugend, so voller Herzblut. Was dann folgte, war nicht minder überraschend für die Besucher der Convention, gleichwohl vom Veranstalter als Highlight kalkuliert gewesen: Der amerikanische Gitarrenvirtuose Mike Rayburn griff in die Saiten und lieferte zur Musik Denkanstöße: Mit seiner Keynote 'What if ... and why not' vermittelte er auf neue Art eine bekannte amerikanische Botschaft: Wer an sich glaubt, kann scheinbar Unmögliches erreichen. Gegensätzlicher konnte die nächste Keynote nicht sein: Nachdem Rayburn den Saal gerockt hatte, betrat eine Frau älteren Jahrgangs die Bühne: Monique Siegel. Sie rückte sich die Leselampe zurecht und hielt statt einem Vortrag eine Lesung. Damit der Überraschungen nicht genug: Um die Mittagszeit wurden die etwa 300 Teilnehmer mit bunten Plastikrohren und Sticks ausgerüstet. Ein sogenannter Non-Speaker, der Südafrikaner Steve Barnett, ließ die versammelten Redner – wortlos – zu einem Orchester werden: Die Besucher trommelten, zählten Takte, sangen Buchstaben, kamen in Schwingung ...
Der Kongress der anderen ArtNach einem herkömmlichen Kongress hört sich das freilich nicht an. Doch das war gewollt: Der Kongressstil der anderen Art zeichnet die GSA-Conventions aus, es ist sozusagen ihre Marke: Seit vier Jahren holt die GSA Speaker aus aller Welt zusammen, um den heimischen Rednern, Keynote-Speakern und Trainern zu zeigen, was international gefragt und angesagt ist. Dass es dieses Jahr viel Input mit musikalischem Bezug gab, hat Sabine Asgodom zu verantworten. Die bekannteste deutsche Rednerin war die vergangenen zwei Jahre Präsidentin der GSA und daher noch für den diesjährigen Kongress zuständig. Sie wählte das Motto 'Hier spielt die Musik!', um zum einen den Rednern ein neues Modell für erfolgreiche Auftritte an die Hand zu geben: die Musiker. Zum anderen wollte sie den Stellenwert der GSA im Weiterbildungsmarkt untermauern: 'Jahrelang sind wir belächelt worden in der Art ,ach, dieser amerikanische Käse‘. Doch inzwischen sind wir richtungsweisend', blickte die erfolgreiche Rednerin auf ihre Amtszeit zurück, in der sie nicht nur die Zahl der in der GSA zusammengeschlossenen Referenten und Weiterbildner mehr als verdoppelt hat – auf 420, sondern auch den Frauenanteil von einst 15 auf jetzt 40 Prozent erhöht hat.
Mehr Erfolg durch ProfessionalisierungDer Erfolgskurs der GSA soll unter dem neuen Präsidenten, Lothar Seiwert, weitergehen. Der Zeitmanagement-Experte hat seine kommenden zwei Amtsjahre unter das Motto 'Yes, we speak! Professionell. Prominent. Profitabel' gestellt. Er will die Mitgliederzahlen soweit erhöhen, dass die GSA zur zweitgrößten Speakerorganisation direkt nach der amerikanischen Mutter NSA wird. Vor allem auf Kompetenzentwicklung wird der Bestseller-Autor das Augenmerk des Verbandes legen. Geplant ist eine GSA-University, die in Zusammenarbeit mit einer deutschen Hochschule ein Speakers Development Programm anbieten soll. Doch auch für die bereits versierten Speaker soll es weitere Professionalisierungsmöglichkeiten geben: in Form einer Master-Class, die als Privatissimum mit Altmeister Nikolaus B. Enkelmann im März 2010 startet. Weitere Veranstaltungen mit Mitgliedern der Hall-of-Fame als Master sollen folgen.
Anerkennungen für herausragende LeistungenApropos Hall-of-Fame: Auch dieses Jahr wurden zwei neue Mitglieder aufgenommen. Für sein Lebenswerk geehrt wurde Klaus Kobjoll. Der erfolgreiche Hotelier gibt in Vorträgen weiter, was er selbst in Sachen Unternehmensführung gelernt und ausprobiert hat. Der zweite Neuzugang heißt Tiki Küstenmacher, evangelischer Theologe und begnadeter Zeichner. Der Karikaturist mit dem Faible für lebensvereinfachende Lösungen hat eine USP: Er malt, während er redet. Was die beiden Hall-Of-Fame-Mitglieder menschlich auszeichnet, konnten die GSA-Convention-Teilnehmer in den Laudationes erfahren: Alexander Christiani ehrte Klaus Kobjoll, Jörg Knoblauch gab Einblick in Küstenmachers Leben und Werk.
Diese zwei Ehrungen waren jedoch nicht die einzigen, denen die Convention-Teilnehmer am Kongressabend des eigentlich ja so unglücklichen 11. September beiwohnen konnten: Erstmals verliehen wurde der Newcomer-Award: Er ging an Barbara Graber für ihr Konzept 'PePPer your Business'. Der zweite Award, der erstmals verliehen wurde, war der 'Innovation-Award'. Er ging an den TV-Coach Stefan Frädrich für die Erfindung von Günter, der als innerer Schweinehund mal verkaufen lernt, mal das Rauchen aufgibt, mal abnimmt.
Auch das ist übrigens ein Kennzeichen der GSA-Conventions: die vielen Ehrungen. Auf vermutlich keinem anderen Kongress wird so viel geklatscht, gelobt, gratuliert. Die Branche feiert sich ganz offensichtlich gern. Das Bedürfnis danach, sich zu treffen, sich zu vergleichen und sich anzuerkennen, erklärt sich Gründungspräsident Siegfried Haider mit dem Einzelkämpferdasein der Speaker. 'Mehr noch als jeder Trainer sind die Speaker allein, sie sind oftmals einsam mit dem, was sie tun'. Die GSA vermittelt in diesem Sinne ein Heimatgefühl. Und tatsächlich war das Gemeinschaftsgefühl dieses Jahr stärker als in der Vergangenheit spürbar. Als eine Art Vereinsmotto versucht die GSA seit ihrer Gründung zu vermitteln: Sharing – wer teilt, macht den Kuchen größer, nicht kleiner. Ein – besonders in der Krise – wohlklingender Unterton.