Höher, schneller, weiter. Das Prinzip Ehrgeiz stand dieses Jahr Pate für die Convention der German Speakers Association. Sie war noch größer, noch inszenierter, vergab noch mehr Preise und war noch prominenter, 'hochkarätiger', wie es in der Pressemitteilung hieß, als im Jahr zuvor.
Dieses Jahr waren 400 Teilnehmer nach Köln ins Maritim gekommen, im vergangenen Jahr in Mannheim waren es nur 350.
Dieses Jahr gab es eigens einen Convention Chair: Cristián Gálvez, erfahrener Moderator und Konzeptionist von großen Events, hatte die Veranstaltung organisiert und bis ins Kleinste inszeniert. Bühnenbild, Musik … alles perfekt. Nur gegen den hässlichen Teppich im Kölner Maritim konnte auch Gálvez nichts ausrichten, er wird auf immer und ewig in den Pupillen der Gäste brennen.
Dieses Jahr gab es noch mehr Preise. Sie alle wollten während der zwei Tage vergeben werden. Verliehen wurde etwa der Deutsche Rednerpreis. Vergeben die Auszeichnung 'Recruiter of the Year 2010'. Geehrt die prickelndste Idee mit dem Innovation Award. Gedankt für besonderen Einsatz mit dem President´s Award. Begrüßt im Business mit dem Newcomer-Award. Für das Lebenswerk ausgezeichnet mit der Aufnahme in die Hall of Fame. Für außerordentliche Verbandsverdienste mit der lebenslangen GSA-Ehrenmitgliedschaft versehen ...
Und dieses Jahr gab es noch mehr Promis. Leute aus dem Fernsehen, Politiker, Comedians ... Hans-Dietrich Genscher, Friedrich Nowottny, Ulrich Wickert, Hans Meiser, Frauke Ludowig, Jörg Knör, Marius Jung, zwei Kettensägen jonglierende Amis ... Das machte Eindruck, richtig gehend Glanz in der Hütte.
Posen mit dem Promi war dann auch der liebste Sport einiger Convention-Teilnehmer. Wer schafft es, neben Genscher zu stehen und gleichzeitig eine Person mit Kamera ausgestattet in Reichweite zu platzieren, so dass das obligate Erinnerungsfoto geschossen und am nächsten Tag in Facebook eingestellt werden konnte? 'Ich und Genscher in Köln' ... – so einige hatten das drauf, beliebt war dafür etwa die Pressekonferenz: Unter die wenigen Journalisten hatten sich auch ein paar GSA-Mitglieder gemischt, um Bildmaterial fürs Co-Branding abzugreifen.
So fiel das Fazit vieler Convention-Besucher, vermittelt via Twitter, euphorisch aus – 'die beste Convention, die es je gab'. Und dem Convention Chair der nächsten Jahreskonferenz flatterten bereits die Hosen: 'Wie sollen wir diese Convention noch toppen?' fragte Martin Laschkolnig vor Ausklang der Kölner Feierorgie.
Gar nicht, möchte man ihm zurufen. Und: Auf die Inhalte achten! Obwohl: Inhalte gab es auch dieses Jahr. Vor allem in den parallel stattfindenden Workshops, mal in einem Talk, mal in einer Keynote eines internationalen Referenten, sogar in manchem komödiantischen Auftritt. Doch sie gingen fast unter im Getöse der Star-Allianzen, sie waren Randerscheinungen der großen Inzenierung.