'Und action' – das Motto der diesjährigen Convention der German Speakers Association (GSA) passte zu ihrem Austragungsort Köln. Die Medienstadt lieferte jedoch nicht nur den Rahmen, sondern auch zahlreiche Gäste mit Promi-Faktor. Und ein neuer Award, der Deutsche Rednerpreis, sorgte für den größten Star der Convention: Hans-Dietrich Genscher.
Ob der Himmel über Köln am 9. September 2010 sternenklar war? Für die Teilnehmer der GSA-Convention war er es: Sie hatten an dem Abend ihren eigenen Star, ihre eigenen Sterne, zu denen sie aufblicken konnten. Gleich drei Ehrungen standen allein beim Galaabend auf der Agenda. 'Bewegend' war das Wort, das die Teilnehmer am häufigsten wählten, um zu beschreiben, wie sie den Auftritt von Hans-Dietrich Genscher erlebt hatten. Der Außenminister a.D. war mit dem Deutschen Rednerpreis der GSA, dem ersten dieser Art, initiiert vom amtierenden GSA-Präsidenten Lothar Seiwert, ausgezeichnet worden. Die Jury war überzeugt: Genscher hat durch seine Reden Politik bewegt und Geschichte geschrieben. Etwa durch den inzwischen wohl berühmtesten Halbsatz der deutschen Geschichte: 'Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise ...' Der Rest des Satzes ging damals unter im Gejubel Tausender DDR-Bürger, die auf dem Gelände der Prager Botschaft auf ihre Ausreise nach Westdeutschland gewartet hatten.
Bewegend bis ins hohe AlterDass der inzwischen 83-jährige des Bewegens noch nicht müde ist, belegte er mit seinem Auftritt im Kölner Maritim Hotel: einem Appell u.a. an die Verantwortung, die Jugend auf den richtigen, nicht den rechten Weg zu bringen. Promi-Status genoss auch sein Laudator, Friedrich Nowottny, Ex-WDR-Indendant und langjähriger Weggefährte von Genscher. 'Ihm ging es immer um Glaubwürdigkeit, er mochte keine aufpolierten Redeinszenierungen. Und er blieb immer bei seiner unverwechselbaren Sprachfarbe', hob Nowottny hervor. 'Wenn jemand den Deutschen Rednerpreis verdient, dann ist es Hans-Dietrich Genscher', bekräftigte der langjährige Journalist.
Ein Leben dem Wort gewidmetNowottny blieb an diesem Abend in Köln nicht der einzige Journalist vergangener Zeiten, der beklatscht wurde. Ulrich Wickert, der fünfzehn Jahre lang als Tagesthemen-Moderator in den Wohnzimmern der Republik heimisch war, wurde in die Hall of Fame aufgenommen. Die GSA-Mitglieder ehrten ihn damit für sein Lebenswerk, das zweifellos um das Wort rankt. Journalist, Auslandskorrespondent, Moderator, Hochschuldozent, Krimiautor, Vortragender – zeit seines Lebens hat er sich mit Sprache beschäftigt und um die richtige Formulierung gerungen. Wie die eine, die mit Wickert verbunden bleibt: Er wünschte nie eine gute, sondern immer eine geruhsame Nacht. Weil, wie er erklärte, 'gut' geklungen hätte, als wäre die Welt trotz der zum Teil schrecklichen Nachrichten, die er verkünden musste, in Ordnung. Seine Laudatio sprach Verleger Lothar Menne, der im Hoffmann und Campe Verlag zahlreiche Bestseller von Wickert veröffentlicht hatte.
Weiblich wurde es dann mit der Ehrung von Sabine Asgodom: Die Bestseller-Autorin wurde als zweite Frau überhaupt (nach Vera F. Birkenbihl) in die Hall of Fame aufgenommen. Die Laudatio sprach Svea Kuschel, eine Unternehmerin aus München. Asgodom ist Managementtrainerin und bekannt für ihr Engagement für Frauen. An diesem Abend in Köln genoss sie wohl den geringsten Promi-Status. Was nichts mit ihrem Stellenwert zu tun hatte, sondern mit ihrer Bekanntheit in der verleihenden Organisation: Asgodom war von 2007 bis 2009 Präsidentin der GSA.
Und so ging der Abend zu Ende: mit Glückwünschen, Fotos, Umarmungen ... Und wer noch kein Star war, konnte sich zumindest kurz so fühlen.