Hohe Kosten sind bei der Einführung von e-Learning vor allem im Mittelstand ein Hemmschuh. Das Fachforum 'Fördermittel für e-Learning' am 2. März 2004 in Bonn gab Tipps, wie Unternehmen für ihre e-Learning-Projekte öffentliche Mittel beantragen können.
'Die Trauben hängen hoch, sie sind aber erreichbar', sagte Sünne Eichler, Geschäftsführerin des Online-Trainingsanbieters Webacad, Eschorn. Mit den Trauben meinte sie Fördermittel für e-Learning. Um Unternehmen den Griff nach diesen zu erleichtern, veranstalteten Web-acad und T-Systems am 2. März 2004 im Konferenzzentrum der Deutschen Telekom, Bonn, ein Fachforum zum Thema Fördermittel für e-Learning.
Rund 120 Teilnehmer - die meisten kamen aus kleinen und mittelständischen Unternehmen - nahmen an der Veranstaltung teil. Auf dem Programm standen Hintergrundinformationen zu politischen Zielen der Förderung - vor allem auf europäischer Ebene -, Tipps zur Antragstellung, die Zusammenarbeit von Projektpartnern sowie der Praxisbericht eines abgeschlossenen Förderprojekts.
e-Learning ist kein Selbstzweck
Die überraschendste Botschaft des Tages gleich zu Beginn: Vom e-Learning-Fokus müssen sich Unternehmen verabschieden, wenn sie Fördergelder beantragen wollen. 'e-Learning wird künftig nichts anderes sein als ein Baustein bei der Qualifizierung von Mitarbeitern', stellte Jürgen van Capelle klar. Er ist Leiter des Geschäftsbereichs 'International Cooperation' vom ESTA-Bildungswerk, Bad Oeynhausen, das Firmen bei Bildungsmaßnahmen berät. e-Learning, so van Capelle, werde nicht mehr als Selbstzweck betrachtet, sondern als beste Lösung für bestimmte Probleme.
Neue Fördervorhaben setzen auf Pädagogik und Interaktion
Diese Entwicklung bestätigte Peter Baur von der Generaldirektion Bildung und Kultur der Europäischen Kommission. Das neue EU-Förderprogramm, das zwar noch den Namen 'e-Learning' trägt, setzt laut Baur den Schwerpunkt dementsprechend nicht auf die Technologie, sondern auf Pädagogik, Kontext und Interaktivität. 'Dass die Technologie stimmt, ist mittler-weile eine Grundvoraussetzung', erklärte Baur. Jetzt würden pädagogische Ansätze, bei denen neue und alte Lernmethoden gemischt werden, gefördert. Der Aufruf nach derartigen Projektvorschlägen im Teilprogramm Leonardo da Vinci für 2005/2006 steht vor der Tür: Er ist für Ende April 2004 geplant. (Infos über die Nationale Agentur im BIBB: www.na-bibb.de.).
Erste Schritte auf dem Weg zur Förderung
Tipps und Hinweise auf Förderprogramme dieser Art waren genau das, was die Teilnehmer des Fachforums erwarteten. Wie sich zeigte, hatten viele von ihnen nämlich noch keinerlei Erfahrungen mit geförderten Projekten. Auf den Nägeln brannte ihnen daher z.B. die Frage, was sie als erstes tun können, wenn sie sich für Fördermittel interessierten: 'Es gibt eine Menge Lotsendienste, die Unternehmen beim Auffinden geigneter Wege zu Fördermitteln beraten', so Jürgen van Capelle. Diese Dienste seien aber nicht billig und lohnten sich lediglich bei sehr großen Vorhaben, die meist über den Bildungsbereich hinausgehen.
'Wer Informationen umsonst haben will, muss Zeit investieren', stellte van Capelle klar. Er empfahl, das täglich erscheinende Amtsblatt der EU, in dem Ausschreibungen veröffentlicht werden, zu durchforsten. 'Spätestens alle 14 Tage ist bestimmt auch für Sie etwas dabei', versprach der Berater dem Publikum. Zudem wies er auf eine Internetadresse hin, die während des Fachforums immer wieder genannt wurde: www.elearningeuropa.info. Dabei handelt es sich um das seit rund einem Jahr existierende e-Learning Portal der EU, in dem unter anderem Ausschreibungen recherchiert werden können.
Projektpartner für geförderte Vorhaben finden
Das EU-Portal ist für an Fördermitteln interessierten Unternehmen noch in anderer Hinsicht interessant: Es finden sich dort Projektpartner-Börsen. Partner sind nämlich bei Fördervorhaben der EU unerlässlich. 'Im europäischen Kontext wird niemals ein Unternehmen allein gefördert. Es gibt ausschließlich Partnergenehmigungen', erklärte van Capelle. Der Grund: Die EU fördert die europäische Dimension, nicht die betriebliche. 'Suchen Sie sich europäische Partner, dann ist die europäische Dimension schon im Keim angelegt', so van Capelles Tipp. Bei der Partnersuche sollten sich Unternehmen zudem an der aktuellen Europapolitik orientieren. Stichwort Osterweiterung: Van Capelles Erfahrungen zufolge haben Projekte ohne die Beteiligung mittel- und osteuropäischer Partner derzeit kaum eine Chance. 'Keinen Partner aus Mittel- und Osteuropa zu haben, ist zwar nirgendwo als K.O.-Kriterium erwähnt, aber de facto ein Makel', sagte er.
Den gesellschaftlichen Nutzen herausstellen
'Sinn der Förderung ist, dass Unternehmen machen, was gesellschaftlich erwünscht, aber zunächst unwirtschaftlich ist', erklärte van Capelle. Der gesellschaftliche Nutzen eines Projektes ist daher ein weiteres Kriterium bei der Vergabe von EU-Fördermitteln. 'Zeigen Sie genau, wie Ihr Projekt der Allgemeinheit zugute kommen soll. Stellen Sie diesen Aspekt deutlich heraus', erklärte auch Dr. Beate Kramer von der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk, Düsseldorf.
Wer all die Tipps befolgt, die während des Fachforums gegeben wurden, ist den hoch hängenden Trauben bereits ein ganzes Stück näher gekommen. Allerdings: Schnelle Ergebnisse sollten Unternehmen nicht erwarten. Von der Ausschreibung bis zur Bewilligung von Fördermitteln können durchaus eineinhalb Jahre vergehen.