Die E-Learning-Branche hat das Krisenjahr 2009 gut überstanden: Der Umsatz hat um fünf Prozent zugelegt, und die Zahl der beschäftigten Mitarbeiter ist stabil, wie der MMB-Branchenmonitor zeigt. Langweilig wird es trotzdem nicht in der E-Learning-Szene: Die Liste der Branchengrößen birgt Überraschungen.
Der Platzhirsch muss das Feld räumen: Die imc AG, die 2008 und 2009 die Liste der größten deutschen E-Learning-Anbieter anführte, ist in diesem Jahr auf Platz zwei gefallen. Der Grund: Für das Jahr 2009 meldeten die Saarbrückener einen Jahresumsatz von 9,5 Millionen Euro und wurden damit übertrumpft von der Bassier, Bergmann & Kindler Group GmbH, Oberhausen. Die Vorjahreszweiten konnten deutlich zulegen und meldeten für das Jahr 2009 einen E-Learning-Umsatz von 10,8 Millionen Euro (2008: 7,5 Millionen Euro). Auf Platz drei landete die Comcave AG, Dortmund, die in diesem Jahr erstmals am Wirtschaftsranking des MMB-Institut für Medien- und Kompetenzforschung, Essen, teilgenommen und einen Jahresumsatz von 9,2 Millionen Euro gemeldet hatte.
Insgesamt, musste Studienleiter Dr. Lutz P. Michel vom MMB-Institut zugeben, war die Beteiligung an der Branchenumfrage geringer als im Vorjahr. 2009 hatten 44 E-Learning-Unternehmen ihren Jahresumsatz für das Vorjahr gemeldet. In die aktuelle Marktübersicht, die im September 2010 veröffentlicht wurde, fließen nur die Umsatzzahlen von 36 Unternehmen ein. Durch Abwesenheit glänzen auch einige Größen der Branche wie etwa die digital publishing AG. Im Vorjahr waren die Münchner auf Platz zwei der größten deutschen E-Learning-Unternehmen gelandet, in diesem Jahr schwiegen sie sich über ihre Geschäfte aus und sind nicht mehr gelistet.
Die Branche erwirtschaftet 346 Millionen Euro
So unterschiedlich die Performance der einzelnen Marktteilnehmer auch ist – für die Branche insgesamt war es kein schlechtes Jahr, meint das MMB-Institut. Die Essener rechneten die Zahlen der 36 teilnehmenden Unternehmen auf eine angenommene Grundgesamtheit von 250 Unternehmen hoch und kamen zu dem Schluss: Die E-Learning-Branche Deutschlands hat im Jahr 2009 346 Millionen Euro erwirtschaftet. Das entspricht einem Umsatzplus von 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Branche ist zwar mehr gewöhnt (von 2007 auf 2008 betrug der Zuwachs etwa 17,2 Prozent), doch die guten Zeiten kommen bald wieder, ist Studienautor Michel überzeugt: 'Für 2010 erwarte ich ein zweistelliges Branchenwachstum.'
Aufschwung oder Prekarisierung?Ob die Zeiten auch für die Beschäftigten der E-Learning-Branche rosig werden, muss sich noch zeigen. Auf den ersten Blick sind die Zahlen gut: Bei den fest angestellten Mitarbeitern gab es ein leichtes Plus von 1,5 Prozent (von 3.530 2008 auf 3.570 2009), bei den Freien einen starkes Plus von 20 Prozent (2008: 1.500, 2009: 1.810.) Der Zuwachs bei den Freelancern könnte allerdings zweierlei bedeuten, meint Michel: 'Entweder handelt es sich um eine Überbrückungsstrategie der Unternehmen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten oder es zeichnet sich ein Trend zur Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse ab.'
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Die 10 größten E-Learning-Anbieter(in Klammern: Umsatz Euro, Anzahl der fest angestellten Mitarbeiter)
- Bassier, Bergmann & Kindler Group GmbH (10.800.000, 140)
- imc AG (9.483.000, 134)
- COMCAVE AG (9.216.000, 89)
- datango AG (7.849.000, 138)
- bit media e-Learning solution GmbH (5.062.000, 55)
- M.I.T. e-Solutions GmbH (3.986.000, 30)
- Know How! AG (3.812.000, 33)
- TTS GmbH (3.803.000, 36)
- Fischer, Knoblauch & Co. GmbH (3.240.000, 48)
- szenaris GmbH (3.173.000)
Quelle: MMB-E-Learning-Ranking 2010. Die Zahlen beziehen sich auf den
E-Learning-Umsatz in Deutschland 2009.