Sorgfältig strukturierte Moderationen sind kontraproduktiv, da sie der menschlichen Denkweise widersprechen. Davon geht der Moderationsansatz Dynamic Facilitation aus, der - obgleich schon 15 Jahre in den USA auf dem Markt - erst vor kurzem dort so richtig angenommen wurde und derzeit einen wahren Boom erfährt. 'Unsere Kreativität wird eingeengt, wenn wir einer Struktur folgen sollen', ist der US-Amerikaner Jim Rough, der die Methode entwickelt hat, überzeugt. Der Grund: Menschliches Denken erfolge nicht linear. Vielmehr sei es chaotisch, spontan und von Impulsen gesteuert.
Rough will mit seinem Ansatz daher ein Handwerkszeug liefern, das es den Teilnehmern von moderierten Meetings erlaubt, ihren Impulsen zu folgen und auftretende Gedanken zu einem Thema direkt aussprechen zu können. Ein strukturierter Ablauf wie bei klassischen Moderationen nach Problemdefinition, Ursachenanalyse und Suche nach Lösungen ist bei Dynamic Facilitation entsprechend nicht vorgesehen. Vielmehr geht der Moderator sofort zum Brainstorming über. Anders als beim klassischen Brainstorming werden aber nicht nur Ideen zu einem Thema festgehalten, sondern auch Probleme, die mit dem Thema verbunden werden bzw. Aussagen, die das Problem beschreiben, sowie Lösungsvorschläge und Befürchtungen, die einzelne Teilnehmer angesichts bestimmter Lösungen haben.
'Quasi alles, was die Teilnehmer sagen, hält der Moderator auf vier verschiedenen Listen fest', erklärt Matthias zur Bonsen von all-in-one zur Bonsen & Associates, Oberursel, der mit einem im April nächsten Jahres stattfindenden Seminar unter Leitung von Jim Rough den Ansatz Dynamic Facilitation auch in Deutschland bekannt machen will. Die bei dem als Choice-Creating bezeichneten Prozess entstehenden Aufzeichnungen würden im Laufe des Prozesses aber nicht mehr im Einzelnen angesehen werden. So findet auch keine Bewertung der Lösungen statt, indem diese etwa den Befürchtungen gegenübergestellt werden. 'Der ganze Prozess ist eher ein Prozess der Reinigung: Die Beteiligten reinigen sich von Gedanken und Gefühlen, die sie mit dem Thema verbinden', erklärt zur Bonsen. Dadurch entstehe in ihnen und innerhalb der Gruppe ein offener Raum für etwas Neues. Wie von alleine komme dann ein Punkt, an dem die Lösung offensichtlich wird - quasi als Aha-Erlebnis.
Das Dynamic-Facilitation-Seminar findet vom 18. bis 21. April 2005 in Königstein/Taunus statt. Seminarsprache ist Englisch. Kostenpunkt: 1.380,- Euro.
Choice-Creating bei Dynamic Facilitation:
Im Zentrum der Methode Dynamic Facilitation steht das so genannte Choice-Creating. Bei dieser Art Brainstorming werden die Aussagen der Teilnehmer auf vier verschiedenen Listen festgehalten:
Problem-Liste
Hier werden alle mit dem Thema verbundenen Probleme gesammelt bzw. Aussagen, die das Problem beschreiben. Oft handelt es sich dabei um Fragen.
Lösungs-Liste
Hier werden alle Lösungsvorschläge aufgeschrieben, gleich zu welchem Problem sie passen.
Concerns-Liste
Hier werden alle Befürchtungen, die mit einer Lösung zusammenhängen, festgehalten.
Informations-Liste
Hier werden alle weiteren Äußerungen zum Thema gesammelt, egal ob Beobachtungen oder harte Fakten, ob wahr oder falsch.