Ein kreatives Tool zur Visualisierung komplexer Situationen, das will die coaching-disc sein. Geeignet ist die Metallscheibe für allerlei Denk- und Coachingprozesse – so der Anbieter. Training aktuell hat die Platte unter die Lupe genommen.
Das Angebot: Sich auf ein Problem fokussieren und es dann mit all seinen Aspekten visualisieren – dabei will die coaching-disc helfen. Die coaching-disc ist eine runde Metallscheibe mit 27 Magnetsteinen in unterschiedlichen Farben, Größen und Formen, die beschriftet werden können. Der Anwender soll alle Aspekte seines Problems auf die bunten Magnete schreiben und diese dann auf der Platte verteilen. Die Idee: Die Aufstellungstechnik reduziert Komplexität, die Farben bringen unbewusste Motive und Zusammenhänge hervor.
Der TA-Check: Die coaching-disc soll zweierlei sein: zum einen Kommunikationstool für Berater, zum anderen Denkhilfe für den Einzelnen. Ich entscheide mich – mangels eines Coachees – dafür, die Scheibe als Instrument des Selbstcoachings zu testen. Ein Anliegen ist schnell gefunden: Ich fühle mich in letzter Zeit häufig gestresst und habe oft das Gefühl, dass mir die Zeit davon rennt. Damit es wieder rund läuft, schnappe ich mir die Scheibe und die dazugehörigen Steine. Auf den Magneten notiere ich Stressfaktoren und unerledigte Aufgaben, die mir einfallen und platziere diese auf der Metallplatte. Und jetzt? Ich sitze gespannt vor meinem Magnetstein-Bild und warte auf einen Erkenntnisprozess. Leider tut sich nichts.
In meiner Not rufe ich Elisabeth Wrubel an. Die Beraterin hat die coaching-disc ursprünglich zum eigenen Gebrauch entworfen und sie 2005 in Österreich auf den Markt gebracht. In diesem Jahr will sie deutsche Berater und Coaches von ihrer Scheibe überzeugen. Dass es bei der Arbeit mit der coaching-disc nicht für jeden von Anfang an rund läuft, hat sie schon oft erfahren: 'Die einen sehen die Scheibe und legen sofort los – andere brauchen Unterstützung', so der Coach. Unterstützung bietet Wrubel in speziellen, eintägigen Workshops an, die allerdings in Wien stattfinden. Da das jetzt zu weit ist, erklärt mir Wrubel am Telefon, wie ich die Platte nutzen kann. Der Coach empfiehlt mir, mein Mosaik in Ruhe zu betrachten. 'Wie fühlen Sie sich mit Ihrem Bild?', fragt sie nach einer Weile. Gut, merke ich – und bin erstaunt. Schließlich habe ich ein Bild gelegt, dass meine Anspannung illustrieren soll. Nichts davon merke ich bei der Betrachtung. 'Was fällt Ihnen spontan auf, wenn Sie Ihr Bild anschauen?', insistiert Wrubel weiter. Und löst damit bei mir den ersten Aha-Effekt aus: Ich, die ich mich so vielen Anforderungen ausgesetzt fühle und alle auf den Magnetsteinen notiert habe, sitze jetzt vor einer Scheibe, die – mit etwas Abstand betrachtet – gar nicht so voll aussieht.
Meine Abbildung liefert mir noch mehr Einsichten. Ich wende mich den einzelnen Stressfaktoren zu und schaue mir an, wie ich sie dargestellt habe. Wie groß ist der Stein, auf dem ich das ein oder andere Ärgernis notiert habe? Welche Steine haben die gleiche Farbe? Jetzt habe ich Übung darin, mein Bild zu deuten. Mit großer Neugier betrachte ich meine Magnete und beschließe für mich: Alles, was ich auf den kleinen weißen Steinchen notiert und am Rande der Scheibe platziert habe, streiche ich von meiner To-Do-Liste. Offenbar ist es mir ohnehin nicht wichtig – und sollte mich deshalb auch nicht mehr belasten.
Der TA-Eindruck: Mit der coaching-disc im Kreis denken – das war für mich am Anfang nicht ganz einfach, ist für Systemiker aber sicher keine Herausforderung. Ich nutze die Scheibe nach kurzer Zeit begeistert. Denn ich habe erkannt: Mit den bunten Steinen kann ich sogar meinen nächsten Artikel strukturieren und das Wochenende planen. Ein Nachteil der Metallscheibe wird hier allerdings deutlich: Die Ergebnisse lassen sich weder fixieren noch transportieren. Für den Beratungsprozess schlägt Wrubel deshalb vor, Fotos von den gelegten Bildern zu machen.
Das TA-Fazit: Eine runde Sache sowohl für die klassische Aufstellungsarbeit als auch für das Brainstorming oder die Selbstorganisation.
Corinna Mosercoaching.disc: 1 lackierte Metallplatte, 27 Magnete, 1 wasserlöslicher Stift, E.W. Consulting, Wien 2005, 234 Euro