Vom 3. bis 7. Juni fand in Orlando/Florida der internationale Kongreß der 'ASTD - American Society for Training and Development' statt. Rund 11.000 Teilnehmer, darunter 2.000 internationale Gäste, tauschten
Vom 3. bis 7. Juni fand in Orlando/Florida der internationale Kongreß der 'ASTD - American Society for Training and Development' statt. Rund 11.000 Teilnehmer, darunter 2.000 internationale Gäste, tauschten sich über neueste Tendenzen und Entwicklungen im expandierenden Trainingsmarkt aus.
'Think global - act local' war das Motto der Konferenz. Dabei überraschte - auch die Ausführenden - die immer größer werdende Zahl ausländischer Gäste. So stellten die Teilnehmer aus über 80 Nationen fast 30 % aller Besucher. Dieser Trend soll sich in Zukunft noch verstärken und führt so sicherlich auch zu einer größeren Besucheranzahl aus Deutschland.
Wie schon in den Jahren zuvor gelang es der ASTD neben informativen Vorträgen im Rahmen der Tagung auch wieder über 440 Aussteller für die konferenzeigene Messe zu gewinnen, die dem Fachpublikum aus Trainern, Beratern und Personalentwicklern das Neueste auf dem Gebiet der Weiterbildung vorstellten. Das Spektrum der Vorträge reichte von einfachen Präsentations- und Trainingstricks über anwendungsorientierte Weiterbildungs- und Beratungskonzepte bis hin zu umfangreichen, wissenschaftlich aufbereiteten Studien.
'Gigantische Dimensionen' - auf diesen kurzen Nenner bringen Angelika Niemsch und Bernd Höcker von hp trainings, Köln, den Kongreß mit seinen rund 300 offiziellen Veranstaltungen. Die Kölner Trainer gehörten wie Thomas Lorenz und Stefan Oppitz von Management-Transfer aus Radevormwald zu den insgesamt 30 Teilnehmern aus Deutschland.
Spitzenthemen und Spitzenreferenten
Das Konferenzprogramm gruppierte sich um zehn Themen, die sich hauptsächlich mit den radikalen Veränderungen und den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts für Unternehmen, Führungskräfte und Mitarbeiter befaßten. Einige Beispiele: 'Neue Modelle des Lernens und der Mitarbeiterentwicklung', 'Neue Organisationssysteme und -strukturen' oder 'Strategisches Geschäftsdenken und dessen Umsetzung in der Praxis'. Zu diesen Themenkomplexen äußerten sich die drei 'Spitzen' der internationalen Trainerszene: Stephen Covey, Ken Blanchard und Ned Herrmann. Im Autorenforum stellten sie außerdem ihre neuesten Publikationen vor, die allgemein als richtungsweisend eingestuft wurden.
Ken Blanchard, Gewinner des ASTD Awards 1995, entwarf in seinem Vortrag die Vision des erfolgreichen Unternehmens: 'In einem Unternehmen zeigen sich die fähigen, engagierten, begeisterten Mitarbeiter ganz von selbst, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind: Es müssen Informationen fließen, Mitarbeiter in einem definierten Rahmen autonom agieren können und Hierarchien mit sich selbst dirigierenden Teams ins Leben gerufen werden.'
Nach Auffassung der Harvard-Professorin Shoshuna Zuboff zeichnen sich die Unternehmen und Führungskräfte des 21. Jahrhunderts durch absolut individuelles und kundenorientiertes Verhalten aus. 'Informations- und kommunikationsorientierte Führungskräfte sollen mit Kopf, Herz und Mut die individuellen Stärken ihrer Mitarbeiter stützen, deren persönliche Bedürfnisse genauso kennen wie den Markt und die individuellen Kundenbedürfnisse. Solche Führungskräfte werden den Unternehmenserfolg sichern.'
Eine weitere Erkenntnis wurde zum Allgemeingut: Die im Industriezeitalter üblichen Organisationsformen sind weiter auf dem Rückzug. Die Automatisierung der Produktion konfrontiert immer mehr Mitarbeiter mit Arbeitsformen, wie sie bisher nur von Dienstleistungsunternehmen bekannt waren. Dies erfordert einen kontinuierlichen Lernprozeß. Deshalb werden in Zukunft die Betriebe 'die Nase vorn' haben, die sich als 'lernende Organisationen' verstehen, ihren Mitarbeitern das Lernen ermöglichen und nicht nur darüber reden.
Robert O. Brinkerhoff von der Western Michigan University forderte deshalb eine 'lernbereite Umgebung'. Trainingsseminare beispielsweise, so Brinkerhoff, können nur dann zum Erfolg führen, wenn der Mitarbeiter seinen individuellen Bedürfnissen entsprechend gefördert wird und Vorgesetzte die Umsetzung der Seminarinhalte am Arbeitsplatz aktiv unterstützen.
Persönlich wachsen, um Höchstleistungen zu erzielen; eigene persönliche Visionen entwickeln, um eigenverantwortlich und kreativ zu handeln: Diese Themen zogen sich wie ein roter Faden durch alle ASTD-Veranstaltungen. Zu diesen Fragen nahmen insbesondere Bonnie St. John Deane, Mitarbeiterin von US-Präsident Bill Clinton und Red Herrmann von Herrmann Dominanz Instrument HDI Stellung.
Unternehmen, die in einer sich ständig ändernden Umgebung erfolgreich überleben wollen, müssen nach Auffassung von Stephen Covey Organisationsformen entwickeln, die auf gegenseitigem Vertrauen basieren und dem Mitarbeiter die Möglichkeit geben, 'authentisch', das heißt, an seinen eigenen Wertvorstellungen orientiert, zu arbeiten. Je mehr er er selbst sein kann, um so engagierter, motivierter und prägender wird er oder sie sich in das Unternehmen einbringen.
Trainings von der Stange
Die parallel stattfindende Messe präsentierte die neuesten Trainingsprodukte und -dienstleistungen, die in der Regel mit entsprechenden Videos und Softwareprogrammen kombiniert waren. Auffallend: Standardisierte Trainingsprogramme haben in den USA einen viel höheren Stellenwert als in Deutschland. Programme, die auf die individuellen Bedürfnisse von Kunden und Seminarteilnehmern zugeschnitten sind, finden sich nur selten und zeigen einen zukünftigen Trend für die USA an.
Die Botschaften der '1996 ASTD International Conference' faßte der Folksänger Peter Yarrow, bekannt aus der Gruppe 'Peter, Paul and Mary', in seinem Abschlußsong zusammen: 'Akzeptiere und bring´ jedem Wertschätzung entgegen, so wie er ist. Wenn es Dir gelingt, Visionen mit Menschen zu teilen, dann werden ungeahnte Kräfte freigesetzt.'
Unmittelbar im Anschluß an die ASTD Konferenz, und nur wenige Meilen vom Kongreßzentrum entfernt, ergab sich eine weitere Möglichkeit zum internationalen Erfahrungsaustausch. Mit Teilnehmern aus verschiedenen Teilen der USA, aus Argentinien, Australien, Malaysia und Deutschland fand das zweieinhalbtägige Seminar 'Personalmanagement à la Disney' statt. Auf dem fast 70 Quadratkilometer großen Gelände der Walt Disney Corporation konnte sich die internationale Gruppe von Spezialisten aus dem Personalbereich ein Bild davon machen, wie Personalabteilung und Management des World Disney Themenparks ihre Mitarbeiter auswählen und schulen, um das Motto und den Qualitätsanspruch von Walt Disney zu erreichen: 'Ziel ist es nicht, die Erwartungen unserer Kunden zu erfüllen, sondern sie zu übertreffen.' Um diese Gedanken auch Spezialisten aus Personalentwicklung und Weiterbildung in Deutschland näher bringen zu können, besprach Wolfgang Reuter, Geschäftsführer des Verbandes berufliche Bildung 'Q-Verband', mit deutschen Teilnehmern vor Ort konkrete Schritte, hin zu mehr Internationalisierung und zu mehr Qualität im Training. Mit der Gründung eines Geschäftsbereiches 'Personalentwicklung/Training', unter der Leitung von Thomas Lorenz, sollen diese Gedanken konkretisiert und zur 'Qualifikation' (22.-25.10.96) in Hannover vorgestellt werden. Schwerpunkte sind:
• Erfahrungsaustausch zwischen Personalentwicklern und Trainern zur Verbesserung der Qualität von Trainingsangeboten,
• Erfahrungsaustausch international, Veranstaltung von Foren oder gemeinsame Besuche bei internationalen Kongressen (z.B. 18.-22. Mai 1997 ASTD in Washington).
Von den Erfahrungen und Anregungen der diesjährigen Konferenz will das Team von Management-Transfer anläßlich der Qualifikation (23. Oktober 1996) berichten, unter dem Titel: 'Th. Lorenz, St. Oppitz, Management Style à la Disney - Bericht über ein Seminar der Disney University und dem Jahreskongreß der ASTD'.
Von der ASTD-Konferenz berichteten exklusiv für TRAINING aktuell: