David gegen Goliath: Hat Gruner + Jahr Adressenklau betrieben?

Wegen unlauteren Wettbewerbs und Verletzung des Urheberrechts will der Düsseldorfer Verleger Heinrich Sadler gegen den Verlag Gruner + Jahr vor Gericht ziehen. Gegenstand der bevorstehenden Rechtsauseinandersetzung wird das 'Capital Personalberater-Jahrbuch 1996/97' sein, mit deren Erstellung das Hamburger Verlagshaus die Verlagsgesellschaft Dr. Piel + Sinn beauftragt hatte. Hierin befindet sich ein 42seitiges Adressenverzeichnis, das angeblich von Sadlers Handbuch 'Personalberater 92/93' kopiert sein soll.
Sadler begründet den Verdacht auf Adressenklau mit einer seiner Meinung nach ungeprüften Übernahme des immerhin schon fünf Jahre alten Adreßmaterials. So habe Gruner + Jahr sowohl Personalberater aufgelistet, die bereits den Ruhestand genössen als auch solche, die verstorben oder pleite gegangen seien. Sadler weiter: 'Kopiert worden sind auch die Deckadressen, die nicht zu Personalberatern, sondern zu mir selbst führen'. Diese hatte er zum Schutz vor 'Abschreibern' versteckt eingebaut - bei Adreßbuchverlagen ein im übrigen übliches Verfahren. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung betonte die Rechtsabteilung von Gruner + Jahr, daß die Adreßrecherche nicht von Capital selbst, sondern eben von der Dr. Piel + Sinn Verlagsgesellschaft durchgeführt wurde, zudem von einer Übereinstimmung der Adressen im einzelnen nichts bekannt sei, aber Datensammlungen dieser Art ohnehin urheberrechtlich ungeschützt seien. Da Sadler die Aussicht auf eine gütliche Einigung aufgegeben hat, will er nun den Kampf David gegen Goliath vor Gericht aufnehmen.