Mit ungewöhnlichen Aufgaben will das 'Kommunikationsspiel' die Spieler aus der Reserve locken, damit der Coach sie von einer neuen Seite kennen lernen kann. Ob das gelingt? Der aktuelle Praxistest mit einer Antwort.
Das Angebot: Mit dem 'Kommunikationsspiel' lernt man Menschen besser kennen, und bekommt einen Blick für ihre Stärken und Schwächen – das verspricht der Anbieter. Er empfiehlt das Kartenset sowohl für Teambuilding- und Teamcoachingprozesse als auch für die Personalauswahl.
Der TA-Check: Aller Anfang ist schwer? Das gilt nicht für das 'Kommunikationsspiel'. Geliefert wird ein Kartenset mit 112 Karten. Das liegt leicht in der Hand und leicht im Koffer, wenn der Coach auf Reisen geht. Dafür gibt es den ersten Pluspunkt. Den zweiten Punkt bekommt die Spielanleitung. Hier ist gut erklärt, wofür man das variantenreiche Spiel einsetzen kann. Ich entscheide mich dafür, das Kartenset als Auftakt eines Teamcoachings zu testen und bin nach wenigen Minuten startklar.
Mein fünfköpfiges Team hat folgende Aufgabe: Reihum zieht je ein Mitspieler eine Karte. Alle müssen nacheinander die jeweilige Aufgabe lösen. Die erste Frage lautet in unserer Proberunde: 'Stell dir vor, du bist ein Geschäft oder ein Verkaufsladen. Was für eins? Was kann jemand von dir in Anspruch nehmen oder kaufen?' Ratlose Stille folgt dieser Aufforderung. Nach einiger Bedenkzeit hat die Mitspielerin eine Lösung parat: Sie will eine interkulturelle Begegnungsstätte eröffnen. Danach sollen die Kollegen sagen, womit sie um Kunden werben würden. Die Antworten decken ein großes Spektrum ab: Vom soliden 'Büro für Korrekturarbeiten' bis zum einfallsreichen 'Zuhördienst mit seelischer Mülleimer-Funktion' ist alles dabei.
Nun geht es zum zweiten Mal reihum: Alle Mitspieler dürfen bewerten, welche drei Antworten ihnen am besten gefallen haben. Sie vergeben entsprechend ein bis drei Punkte. Diese Punkte dürfen die ausgezeichneten Mitspieler dazu nutzen, um mit ihrem Spielstein auf einem beliebigen Spielfeld, das der Coach mitbringen muss, die entsprechende Felderzahl vorzurücken. Das Spiel ist zu Ende, wenn alle Spieler das Ziel erreicht haben. Wie viele Felder gespielt werden sollen, kann der Coach bestimmen.
Um Punkte zu sammeln, müssen die Teilnehmer weiterhin Karten ziehen und Aufgaben lösen, die aus vier Kategorien stammen. Bei 'Stell dir vor ...' und 'Ich erzähle von mir' müssen die Spieler Persönliches preisgeben, bei 'Feedback' geht es darum, wie sie ihre Mitspieler einschätzen und in der Kategorie 'Ohne Worte' ist schauspielerisches Talent gefragt: Hier soll etwa ein Hobby mittels Pantomime dargestellt werden. Bei allen Aufgaben zählt das Gebot der Freiwilligkeit: Wer nicht will, muss sich nicht äußern – bekommt dann aber auch keine Punkte.
TA-Eindruck: Aller Anfang ist zäh – das gilt für unseren Spielbeginn. Die Mitspieler sind am Anfang überfordert und verunsichert zugleich. Sie brauchen lange, bis sie sich eine Antwort ausgedacht haben und stehen auch dann erheblich unter Druck, weil sie sich nicht in schlechtem Licht präsentieren wollen. Nach der ersten Runde lässt die Anspannung jedoch nach und das Spiel gewinnt an Fahrt. Die Antworten werden spontaner und dadurch aussagekräftiger.
Für den Beginn eines Teamcoaching-Prozesses eignet sich das Spiel durchaus: Ich habe durch die 30minütige Spielzeit viel erfahren – sowohl über die einzelnen Mitspieler als auch über ihre Art, miteinander umzugehen. Allerdings fällt mir auf: Die Extrovertierten haben beim 'Kommunikationsspiel' gute Karten – der Rest wird nicht aus der Reserve gelockt. Im Gegenteil: Ein zurückhaltender Kollege empfand die Dauerbefragung als unangenehm.
TA-Fazit: Die Karten lügen nicht – und sind erschwinglich. Deshalb ist das 'Kommunikationsspiel' vor allem bei kleinem Coaching-Budget eine große Bereicherung.
Corinna MoserDas Kommunikationsspiel. Hopmann GmbH, CH-Sigriswil 2008, 29,90 Euro.