In seinem neuen Qualitätsmanagementsystem beurteilt der Dachverband der Weiterbildungsorganisationen e.V. (DVWO) vor allem die didaktische Qualität von Weiterbildung. Das Gütesiegel wurde auf der didacta erstmals vergeben.
Auch Qualitätsmanagementsysteme unterliegen der Mode – oder müssen sich zumindest den Wünschen und Bedürfnissen ihrer Zielgruppe anpassen. Dieser Meinung ist der DVWO Dachverband der Weiterbildungsorganisationen e.V.: Seinem vier Jahren alten, umfangreichen Qualitätsmanagementsystem hat er deshalb im Jahr 2010 eine kleine Schwester zur Seite gestellt. Auf der didacta wurde das neue Qualitätssiegel an die ersten Weiterbildner vergeben.
Im Mittelpunkt steht der Lehr- und LernprozessDas neue Qualitätsmodell des DVWO bewertet die Qualität der didaktischen Prozesse. Ausgezeichnet werden können sowohl Bildungssysteme als auch Bildungsprodukte und Bildungsakteure. In allen drei Kategorien wird in den vier Teilgebieten 'Voraussetzungen', 'Ursache', 'Wirkung' und 'Kontrolle' geprüft. Konkret heißt das beispielsweise im Falle eines zu begutachtenden Bildungsunternehmens: Die Prüfer beurteilen hausinterne Dokumentationen und Seminarunterlagen (Voraussetzungen), die Aufstellung der Organisation (Ursache), sie nehmen eine Lehrprobe (Wirkung) und überprüfen den Umgang mit Evaluation (Kontrolle). 'Die vier Dimensionen begutachten wir nur im Hinblick auf den Lern-Lehr-Prozess', erläuterte Helga Scholz, Fachkommissionsleiterin Qualität des DVWO. Diese Fokussierung beschreibt auch den Unterschied zwischen dem neuen Qualitätssiegel und dem alten DVWO-Qualitätsmodell. Das DVWO-Qualitätsmodell, nach dem der Verband seit 2006 Bildungsträger zertifiziert, basiert auf der ISO-Norm 9001 und kontrolliert den gesamten Dienstleistungsprozess einer Organisation.
Durch seine Konzentration auf den Lern-Lehr-Prozess bietet das neue Qualitätsmanagement-Modell einen entscheidenden Vorteil, so Scholz: Es erleichtert eine Zertifizierung nach AZVW (Annerkennungs- und Zulassungsverordnung Weiterbildung). Eine AZVW-Zulassung brauchen Weiterbildner, wenn sie staatlich geförderte Bildungsmaßnahmen etwa für Kurzarbeiter durchführen wollen. Mehrere Monate müssten Weiterbildner im Normalfall für eine AZVW-Zulassung einplanen, berichtet Scholz. Allerdings: 'Bildungsunternehmen, die unser Siegel haben, können innerhalb von drei bis vier Wochen eine AZVW-Zulassung aufsatteln.' Möglich werden soll das durch die Zertifizierungsstelle Zertpunkt, die auch als Fachkundige Stelle zugelassen ist.
Die Zertifizierung steht allen Bildungsakteuren offen, die Mitglied der im DVWO organisierten Verbände sind. Wie lange der Zertifizierungsprozess dauert und wie teuer er für die Prüflinge wird, lässt sich nicht pauschal sagen: 'Der Weg zum Siegel ist für die Kunden unterschiedlich lang', begründet Scholz. Sie geht davon aus, dass der Prozess zwischen drei Wochen und zwei Monaten dauert. Für Bildungsunternehmen und -produkte kostet die Zertifizierung rund 1.000 Euro, Bildungspersonen sollten mit ungefähr 700 Euro rechnen. Gültig ist ist das Siegel drei Jahre. Als Fachgutachter sind Mitglieder der zwölf Berufs- und Fachverbände tätig, die im DVWO organisiert sind und die für ihre neue Rolle ausgebildet wurden.
Zehn Siegel wurden überreichtBei seiner ersten Vorstellung auf der didacta wurde das Qualitätssiegel zehn Mal vergeben. In der Kategorie Bildungssystem wurden ausgezeichnet: Akademie von Hertel, Hamburg/BayTech Akademie, Bayern Innovativ GmbH, Nürnberg/F.I.T. Gesundheitskonzepte, Viersen/new. management Concept, Dreieich-Sprendlingen/Neuro-Kompetenz Akademie, Dreieich. In der Kategorie Bildungspersonen ging das Siegel an Nina Gillitzer, Birgit Koch und Karen Sederholm. Als Bildungsprodukt wurden die 'Stufen zum Erfolg' der Stiftung Stufen zum Erfolg (Prof. Dr. Hardy Wagner), Mainz, ausgezeichnet.