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DVWO legt Qualitätsmodell für die Traineraus- und -weiterbildung vor

Auf der didacta im Februar 2006 hat der Dachverband der Weiterbildungsorganisationen (DVWO) sein Qualitätsmodell der Öffentlichkeit vorgestellt. Dieses Modell ermöglicht nicht nur die Überprüfung des Qualitätsmanagement-Systems eines Weiterbildungsanbieters, sondern umfasst auch die Qualitätskontrolle von Trainingsmaßnahmen. Über die Besonderheiten sprach Training aktuell mit dem DVWO-Qualitätsbeauftragten Michael Steig.

EFQM, LQW, BQM... Die Anzahl der Modelle, die Weiterbildner bei ihren Qualitätsbemühungen unterstützen wollen, ist groß. Warum hat der DVWO ein weiteres Qualitätsmodell entwickelt?

Michael Steig: Die Modelle, die bisher am Markt sind, haben recht unterschiedliche Intentionen. Auf der einen Seite gibt es Systeme wie LQW oder BQM, die sich zwar explizit mit dem Thema Aus- und Weiterbildung befassen, aber nur in Deutschland gültig sind: Unternehmen und Trainer, die sich nach diesen Modellen zertifizieren lassen, disqualifizieren sich damit meiner Ansicht nach für den europäischen und außereuropäischen Markt. Auf der anderen Seite gibt es die DIN EN ISO 9001 als zertifizierbares Qualitätsmanagement-System. Das ist eine international anerkannte Norm, nach der sich allein in der Bundesrepublik über 200.000 Unternehmen haben zertifizieren lassen. Allerdings handelt es sich dabei um eine allgemein gehaltene Norm, so dass viele kritisieren, sie reiche für den Bereich Aus- und Weiterbildung nicht aus.
Unser Qualitätsmodell lehnt sich eng an die ISO 9001 an, umfasst aber einen zusätzlichen Teil, der sich auf die Aus- und Weiterbildung konzentriert. Das heißt: Das DVWO-Modell ist absolut ISO 9001-kompatibel.

Was hat es mit der angesprochenen Erweiterung auf die Aus- und Weiterbildung genau auf sich?

Steig: Die ISO 9001 beschreibt, wie ein Qualitätsmanagement-System idealerweise aussieht, wie es aufgebaut und überprüft werden soll. Wir haben zusätzlich zu diesem Beschreibungsmodell ein Prozessmodell für den Dienstleistungsprozess der Aus- bzw. Weiterbildung definiert - und zwar hinsichtlich der Inhalte und der Bewertungskriterien für die Güte einer Maßnahme.

Was ist der Kern dieses Prozessmodells?

Steig: Wir haben Richtlinien aufgestellt, wie Inhalte einer Aus- oder Weiterbildungsmaßnahme bewertet werden. Hierfür haben wir kognitive, affektive und psychomotorischen Taxonomien definiert, mit deren Hilfe die Anforderungen an die Qualifikation von Trainern und Ausbildungsinstituten eingestuft werden können. Z.B. haben wir Kriterien festgelegt, anhand derer gemessen werden kann, welche Qualifikation ein Ausbildungstrainer haben sollte und welche Inhalte es zu vermitteln gilt. Da wir im DVWO verschiedene Methodenverbände unter einem Dach haben, sind natürlich auch sehr unterschiedliche Anforderungen an die einzelnen Ausbildungen und ihre Inhalte - z.B. im Bereich NLP oder Suggestopädie - zu stellen. Wie diese Anforderungen en Detail aussehen, müssen die Verbände bzw. Ausbildungsinstitute selber im Rahmen des DVWO-Modells definieren: Wir geben ihnen nur eine Hilfe an die Hand, mit der sie festlegen können, welche Kriterien wichtig sind.

Wie sieht der Zertifizierungsprozess für Unternehmen im Einzelnen aus?

Steig: Bei einer Systemzertifizierung müssen zunächst die Prozesse eines Unternehmens beschrieben werden - manchmal unter Zuhilfenahme eines externen Beraters. Dann baut das Unternehmen auf Basis des ISO 9001/DVWO-Modells ein Qualitätsmanagement-System auf und überprüft via interner Audits, ob dieses System auch wirklich so funktioniert, wie es funktionieren soll. Anschließend kommt ein unabhängiger Zertifizierer ins Haus, um im Rahmen eines Zertifizierungsaudits zu überprüfen, ob das Unternehmen ein Qualitätsmanagement-System aufgebaut hat und auch aufrechterhält. Ist das der Fall, bekommt das Unternehmen ein Zertifikat, das eine Gültigkeit von drei Jahren hat. Allerdings unter der Voraussetzung, dass in der Zwischenzeit - nämlich ein Mal im Jahr - ein so genanntes Überwachungsaudit durchgeführt wird. So soll überprüft werden, ob das Unternehmen sein Qualitätsmanagement-System auch wirklich lebt. Es kann also durchaus passieren, dass das Zertifikat nach einem negativen Überwachungsaudit zurückgezogen wird. Im Idealfall allerdings erfolgt nach drei Jahren die Re-Zertifizierung.

Ursprünglich war das DVWO-Modell als reine Systemzertifizierung geplant. Mittlerweile ist es um ein Zertifizierungsprogramm für einzelne Trainer erweitert worden. Warum? Und wie sieht dieses Programm aus?

Steig: Gerade im Trainingsbereich gibt es sehr viele 'Einzelkämpfer', sprich: freie Trainer. Für die stellt sich häufig die Frage: Muss ich jetzt ein ganzes System aufbauen, um zertifiziert zu werden? Ich bin doch schließlich nur ein Ein-Mann-Unternehmen. Und da ist eine Einzelzertifizierung natürlich eine viel einfachere Geschichte: Der Trainer muss zunächst bestimmte Voraussetzungen erfüllen. So muss er nachweisen, dass er - je nach Ausrichtung - über eine qualifizierte Ausbildung z.B. in NLP, Suggestopädie oder anderen einschlägigen Methoden sowie über vertiefte Kenntnisse über das DVWO-Modell und seine Ergänzung zur ISO 9001 verfügt. Danach folgt eine schriftliche und mündliche Prüfung, die einen Tag dauert. Wenn der Trainer diese Prüfung bestanden hat, erhält er ein Zertifikat, dass er den Anforderungen des Zertifizierungsprogramms entspricht.

Was wird in der Prüfung abgefragt?

Steig: Da werden Abläufe zur ISO 9001 und zum DVWO-Modell abgefragt. Z.B.: Wie gestalte ich ein Seminar? Wie führe ich eine Bedarfsanalyse durch? Wie erstelle ich ein Angebot für den Kunden? Wie stelle ich sicher, dass meine Trainingsmaßnahmen in der Praxis ordentlich umgesetzt werden? Nach bestandener Prüfung gilt das gleiche wie bei der Systemzertifizierung: Ein Mal im Jahr muss der Trainer eine Art Test absolvieren, nach drei Jahren erfolgt eine erneute Prüfung, so dass man hier auch von einer Re-Zertifizierung sprechen kann.

Das DVWO-Modell ist auch in Buchform erhältlich: Renate Richter (Hrsg.): DVWO Qualitätsmodell. 110 S., brosch., STG-Verlag und Medienservice, Schotten 2006, ISBN 3-9810010-8-7, 39,90 Euro.
Autor(en): (stb)
Quelle: Training aktuell 06/06, Juni 2006
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