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DIHK-Kongress: 'Wir brauchen Weiterbildung am Arbeitsplatz'

Lernen nach der Ausbildung wird immer wichtiger: 'Wissen erneuert sich alle fünf Jahre. Da reicht es nicht, nur einmal am Anfang des Berufsweges etwas gelernt zu haben', sagte Ludwig Georg Braun Ende September in Köln. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) mahnte auf dem 7. Weiterbildungskongress seiner Organisation die Unternehmen eindringlich: 'Nehmen wir uns lebenslanges Lernen zu Herzen. Qualifikationen laufend zu verbessern wird zum Wettbewerbsfaktor in der Wissensökonomie'.
Braun will die Weiterbildung in allen kleinen und mittelständischen Unternehmen forcieren: Die duale Ausbildung in den Betrieben müsse ergänzt werden um Lernformate, die das gesamte Berufsleben begleiten. Trainings sollten endlich den Stellenwert bekommen, den sie verdienten: 'Weiterbildung und Ausbildung brauchen vergleichbare Standards', so Braun, der Vorstandsvorsitzender der B. Braun Melsungen AG ist, einem Medizinbedarfs-Hersteller. Zudem sei die alternde Bevölkerung eine Herausforderung für die Weiterbildungswirtschaft: 'Im Jahr 2010 ist etwa die Hälfte der Mitarbeiter älter als 50 Jahre', sagte der DIHK-Präsident mit Verweis auf die ergrauenden Baby-Boomer. Deren Qualifikation verfalle, wenn hier nicht durch Trainings gegengesteuert werde.

Weiterbildung am Arbeitsplatz statt Schulungen im Seminarraum
Über das Wie dieser Maßnahmen bestand beim DIHK-Weiterbildungskongress, der von 600 Teilnehmern besucht wurde, kein Zweifel: 'Wir brauchen Weiterbildung am Arbeitsplatz', sagte Norbert Bensel, Personalvorstand der Bahn, 'das ist viel wichtiger als Schulungen im Seminarraum'. Seine Vorstellung von beruflicher Bildung: Kollegen und Vorgesetzte coachen sich gegenseitig im laufenden Geschäft. So könne der Lernbedarf stets genau dann befriedigt werden, wenn er auftrete. Seminare seien oft zu schwerfällig und würden ihren Zweck nicht erfüllen: 'Ein Konfliktmanagement-Seminar als Trockenübung im Klassenraum bringt nichts', so der Bahn-Manager. Er kritisierte die verbreitete Haltung der Weiterbildungswirtschaft, Trainingsleistung nur durch abgehaltene Seminar-Manntage nachzuweisen.

e-Learning: eine Lösung für arbeitplatznahes Lernen
Bildungsinhalte direkt an den Arbeitsplatz zu bringen, so lautet das Versprechen von e-Learning: 'Lernen jederzeit, an jedem Ort', pries Peter Walter von der Deutschen Sparkassenakademie die Vorzüge des neuen Angebotsformats. Inhalte kommen direkt an den Arbeitsplatz-PC, Interaktivität sei durch Chats und Foren sichergestellt - und Chefs, die sich nicht mit Unwissen outen wollen, könnten per e-Learning auch abends heimlich am Laptop büffeln, wenn kein Mitarbeiter mehr zuschaut.

e-Learning wird von Trainern ignoriert
Freilich ist bei der Umsetzung noch viel zu tun: 'e-Learning steckt noch in den Kinderschuhen', sagte Lutz Michel vom Institut für Medien- und Kompetenzforschung, Essen, zum Stand der Dinge: Von den neun Projekten, die beim DIHK-Kongress in Köln vorgestellt wurden, sind die meisten noch kaum ein Jahr alt. Zudem scheitert flächendeckendes e-Learning noch an der Reichweite: 'Mehr als ein Prozent der Mitarbeiter erreichen wir nicht', bekundeten die
e-Learning-Anbieter in Köln unisono. Kritik wurde in diesem Zusammenhang auch an den Trainern geübt: Die meisten wollten von dem neuen Medium nichts wissen. 'Null Prozent', so antwortete André Jünger vom Gabal-Verlag auf die Frage nach der Partizipationsrate von Trainern im e-Learning.
Die Botschaften des DIHK-Kongresses haben nur eine beschränkte Öffentlichkeit erreicht: Die Teilnehmer des Kongresses waren in der Mehrzahl IHK-Mitarbeiter. 'Es sind zu wenig Vertreter von Unternehmen dabei', kritisierte Joerg E. Staufenbiel, Personalberater in Köln, die einseitige Zusammensetzung der Teilnehmerschaft: Einige Weiterbildungsanbieter waren zwar auf dem Kongress vertreten, aber kaum Mitarbeiter aus Personalabteilungen. Mittelständische Unternehmer, an die sich die Inhalte des Kongresses am meisten richteten, waren kaum anwesend.
Autor(en): (Axel Gloger)
Quelle: Training aktuell 11/02, November 2002
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