Wenn ein Projekt gescheitert ist, haben das Ende in der Regel schon viele im Vorfeld kommen sehen. Nur gesagt hat das keiner – denn: 'Es hat ja keiner gefragt', so die häufigste Ausrede. Einen Ausweg aus diesem Dilemma verspricht das Changebarometer, das Stefan Bald, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner, Bruchsal, speziell für den Einsatz in größeren Change-Prozessen entwickelt hat. Das Konzept ist einfach: Es besteht aus vier Fragen, die allen beteiligten Personen wiederholt während des Changeprozesses gestellt werden und so die Kommunikation im Unternehmen befeuern. Die Auswertung der Antworten ist ebenso simpel: 'Das bekommt jeder normale Excel-Anwender hin', versichert Changemanager Bald. Diese Einfachheit ist vom Entwickler bewusst gewollt und unterscheidet sein Tool von vergleichbaren Change-Werkzeugen.
Gestellt werden die Fragen bei jeder Gelegenheit, etwa zum Abschluss von Projektmeetings oder Statussitzungen, die regelmäßig stattfinden. Dann sind die Anwesenden – mündlich und öffentlich – gefordert, die folgenden Dimensionen kurz und knapp nach Schulnoten zu bewerten:
1. Informationsfluss: Wie gut fühle ich mich informiert?
2. Engagement: Inwieweit identifiziere ich mich mit den Zielen des Projekts und bin bereit, mich dafür zu engagieren?
3. Dialog: Wie beurteile ich die Möglichkeiten, eigene Ideen in den Prozess einzubringen?
4. Handlungsunterstützung: Erhalte ich die notwenige Unterstützung, um meinen Beitrag zur Zielerreichung zu leisten?
Der Moderator trägt die Antworten direkt in eine Excel-Tabelle ein und erhält so ein schnelles Stimmungsbild: Positive Antworten werden grün, eine Häufung von mittelmäßigen bzw. schlechten Noten wird gelb bzw. rot markiert. Der Nutzen: Über die farbigen Felder erhalten die Verantwortlichen Hinweise, wo sie aktiv werden müssen. Langfristig haben sie zudem im Blick, wie sich Meinungen ändern – vorausgesetzt natürlich, die Mitarbeiter antworten ehrlich. 'Doch tun sie dies nicht, schaden sie sich nur selber', zerstreut Bald solche Bedenken. Hinter der Ausrede, nicht gefragt worden zu sein, können sie sich jedenfalls nicht mehr verstecken.