Die wirtschaftliche Flaute mitsamt der unzähligen Unternehmenspleiten sowie die Unternehmensskandale der vergangenen Jahre sind am Literaturmarkt nicht spurlos vorbei gezogen. Das zeigte die diesjährige Frankfurter Buchmesse vom 9. bis 14. Oktober: Die Verlage haben den Themenbereich 'Geldanlage und Finanzberatung' stark zurückgefahren, auch Bücher über Managementgurus und große Trends stellten im Vergleich zu den vergangenen Jahren eher die Ausnahme dar. Stattdessen zeigt sich ein Trend zu 'Zorn- und Empörungsbüchern', wie Jens Schadendorf, Programmleiter beim Econ-Verlag, die neuen kritischen Titel bezeichnet.
Kritisch provokante Wirtschaftsbücher statt Erfolgsstories
Damit meint er kritisch provokante Sachbücher, die mit den derzeitigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zuständen abrechnen wie 'Die Ethik des Erfolgs' von Olaf Henkel oder 'Die Wut wächst' von Oskar Lafontaine (beide bei Econ erschienen).
Dass kritische Abhandlungen derzeit gefragt sind, zeigen auch die preisgekrönten Titel des Buchpreises 2002, der von der Financial Times Deutschland und der getAbstract AG vergeben wurde: Das Buch 'Der Schatten der Globalisierung' von Joseph E. Stiglitz (Siedler Verlag), Sieger in der Kategorie 'Globalisierung', überzeugte die Jury nicht nur, weil es Einblicke in die finanz- und wirtschaftspolitischen Zusammenhänge gibt und den abstrakten Begriff 'Globalisierung' transparent macht, sondern vor allem auch, weil es die Schattenseite der Medaille ausführlich beschreibt. Der Siegertitel zum Thema Führung (Kenneth Cloke und Joan Goldsmith: 'The End of Management', Wiley Verlag) indes bemängelt die Organisationsform vieler Unternehmen und plädiert für mehr Demokratie in den Firmen.
Einfache und klare Konzepte sind gefragt
Neben solch provokanten Werken macht sich ein weiterer Trend auf dem Büchermarkt bemerkbar: Back to basics lautet nach Pia Hiefner-Hug, beim orell füssli-Verlag für Presseangelegenheiten zuständig, der Tenor in den Verlagen. Die Nachfrage nach einfachen und klaren Konzepten sei stark gestiegen. Wohl deshalb hat der Züricher Verlag das Buch 'Führen. Zurück zum Wesentlichen' von Rudolf Villiger in sein Programm genommen. Mit dem Werk soll der Leser auf den Kern eines erfolgreichen Managements gestoßen werden - 'ohne Schnickschnack und modische Trends', wie Hiefner-Hug sagt.
Ebenfalls eher unaufgeregt kommt das im Gabler-Verlag erschienene Buch 'Lautlos führen' des Harvard-Professors Joseph L. Badaracco daher. Der ins Deutsche übersetzte Bestseller aus den USA wendet sich von dem Mythos ab, dass nur große Unternehmensführer die geeigneten Persönlichkeiten sind, um durchschlagende Ergebnisse zu erzielen. Gute Führungskräfte sind nach Meinung Badaraccos vielmehr diejenigen, die bescheiden und zurückhaltend sind und mit kleinen Schritten große Aufgaben
lösen.
Verlage setzen auf preisgünstige Ratgeberbücher
Auch bei den Karriere-Ratgebern ist laut Hiefner-Hug zu bemerken, dass die Ausrichtung nicht mehr 'erfolgreich, erfolgreicher, am erfolgreichsten' heißt. Stattdessen stehe die Professionalisierung in persönlichen wie beruflichen Bereichen im Vordergrund.
Die Vermittlung erfolgt dabei über preisgünstige Büchlein, die teilweise unter zehn Euro kosten. 'Im Bereich der Verlagsangebote lässt sich ein Trend zu Pocket-Guides rund um die Themen Karriere und Selbstmanagement erkennen', bestätigt Claudia Hoffmann, die beim Luchterhand-Verlag für Pressearbeit zuständig ist. Auch andere Verlage reagieren entsprechend: So hat der Beltz-Verlag die Reihe für Führungsnachwuchskräfte 'Beltz on top' neu in sein Programm aufgenommen, und der Cornelsen-Verlag bietet neuerdings die so genannte Pocket-Business-Reihe mit Titeln wie 'Vorträge halten' oder 'Mitarbeiterführung' an.
Übrigens: Auch Hörbücher finden zunehmend den Weg in den Business-Bereich. Sowohl der Campus- als auch der Econ-Verlag bieten ihre Management-Bestseller jetzt auch in Audio-Form an.