Qualitätsmanagement ist eine komplexe Angelegenheit. Warum sich daher nicht zusammentun und sich im Qualitätsentwicklungs-Prozess gegenseitig unterstützen? Der Verein Weiterbildung Hamburg e.V. hat diese Idee in die Tat umgesetzt. Unter seiner Leitung haben sich 23 Bildungsinstitute zusammengefunden, um im kooperativen Verfahren QM zu betreiben.
Gemeinsam sind wir stark. Ob dieses Motto auch für den Bereich der Qualitätsentwicklung in Bildungsunternehmen gilt, wollte der Verein Weiterbildung Hamburg mit seinem kürzlich abgeschlossenen Pilotprojekt 'Flexible Qualitätsentwicklung' erproben. Unter der Leitung des Dachverbandes haben sich 23 Bildungseinrichtungen aus dem Großraum Hamburg zusammengefunden, um in einem kooperativen Verfahren auf Basis des EFQM-Modells Qualitätsmanagement zu betreiben. Fazit des Projekts, das im Rahmen der Initiative 'Lernende Regionen' vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde: Das sehr komplexe Thema Qualitätsmanagement gemeinsam anzugehen macht Sinn und ist Erfolg versprechend - selbst, wenn es um hoch sensible Bereiche eines Bildungsanbieters geht und die Unternehmen teilweise in Konkurrenz zueinander stehen.
Gegenseitiges Geben und Nehmen als Prinzip
'Durch die Möglichkeit, über den eigenen Tellerrand zu blicken und sich in schwierigen Situationen gegenseitig zu beraten, entstehen vielfach Synergien', erläutert Projektleiterin Bettina Kaßbaum. Zudem könnten die Unternehmen sich jeweils auf bestimmte Qualitätsbereiche konzentrieren. Von ihren Erfahrungen profitieren dann auch die anderen Bildungsanbieter.
Allerdings gilt es laut Kaßbaum, die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen. So sollte z.B. ein neutraler Kooperationsagent die Steuerung des Qualitätsentwicklungs-Prozesses übernehmen, Kooperationsabsprachen mit den Beteiligten treffen und deren Einhaltung überwachen. Im Pilotprojekt 'Qualität in Kooperation' hatte Weiterbildung Hamburg e.V. diese Aufgabe inne. 'Neben der allgemeinen QM-Steuerung haben wir insbesondere darauf geachtet, dass keine 'Mitnahme-Mentalität' unter den Unternehmen entstand', erläutert Kaßbaum. Das Projekt basierte auf dem Prinzip, dass diejenigen Weiterbildner, die sich nicht engagieren, keine Leistungen in Anspruch nehmen dürfen.
Kaßbaum empfiehlt des Weiteren, feste Kooperationselemente wie eine Vergleichsdatenbank zu etablieren. In solch einem System werden die Selbstbewertungen der einzelnen Unternehmen nach einem Leitfragenkatalog zum Zwecke eines qualitativen Benchmarkings erfasst.
Kooperationsprojekte für den Austausch von Best Practices
Die eigentliche Kooperationsphase indes startete mit einer so genannten Kooperationsbörse. Bei dieser Zusammenkunft aller 23 Bildungsinstitute hatten die Unternehmen die Möglichkeit, sich Partner für den Austausch von Best Practices zu einem bestimmten Thema zu suchen und Kooperationsprojekte zu vereinbaren. Die Kooperationen, die sich um Themen drehten wie 'Erstellung eines Qualitätsmanagement-Handbuchs', 'Kundenbefragungen innvovativer gestalten' und 'Einführung einer Balanced Scorecard', waren auf eine Laufzeit von einem halben Jahr ausgelegt und hatten dementsprechend eine feste Struktur: In den ersten drei Monaten sollten gemeinsam die konzeptionellen Grundlagen erarbeitet werden, in den Folgemonaten galt es, das Konzept pilotmäßig in den beteiligten Einrichtungen zu erproben.
Um auch die in den anderen Projekten engagierten Unternehmen an den Erfahrungen und Erkenntnissen teilhaben zu lassen, wurden jeweils Handreichungen erstellt sowie die Ergebnisse und Erkenntnisse aus den einzelnen Projekten auf einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung präsentiert.
Neue Runde des Projekts ab 2007
Die Ergebnisse aus dem Projekt 'Qualität in Kooperation' sind in dem gleichnamigen Abschlussbericht zusammengefasst. Er kann gegen eine Gebühr von 25,- Euro bestellt werden unter Tel.: 040-28 08 46-17. Ab Januar 2007 startet Weiterbildung Hamburg e.V. im Übrigen eine neue Projektrunde. Interessierte Bildungsanbieter müssen dabei nicht am gesamten Qualitätsmanagement-Prozess teilnehmen, sondern können z.B. nur bei der Selbstbewertungsphase mitmachen oder sich nur an den Kooperationsprojekten beteiligen. Weitere Informationen werden ebenfalls per Telefon erteilt.