Finnland und Dänemark haben unter allen Industrieländern gemessen am Bruttoinlandsprodukt die höchsten Bildungsausgaben. Das berichtet jetzt der Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft (IWD). Die Daten beruhen auf einer Vergleichsstudie der OECD, Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, für das Jahr 1993.
Demnach haben die OECD-Länder im Schnitt sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für die Bildung ihrer Bürger ausgegeben. Das meiste Geld investierten Finnland und Dänemark: jeweils mehr als sieben Prozent des BIP. Im Land der tausend Seen ist Bildung fast ausschließlich Sache des Staates.
In Deutschland hingegen erreichten 1993 die staatlichen wie privaten Ausgaben für Bildung nur 5,9 Prozent des BIP. Damit liegt die Bundesrepublik im OECD-Vergleich lediglich im Mittelfeld, jedoch noch vor Japan (5 Prozent).
Im OECD-Durchschnitt stammen mehr als 80 Prozent aller Bildungsausgaben aus dem Staatsbudget, den Löwenanteil davon (durchschnittlich 70 Prozent) geben die Ministerien und Bildungsträger für das Schulwesen aus, ein Fünftel etwa wandert in die Hochschulen, der Rest entfällt auf Zuschüsse für Aus- und Fortbildungen der Bürger.
Hierbei setzen die Länder jedoch ganz unterschiedliche Akzente: Während Japan 80 Prozent der Bildungsausgaben für die Schulen aufwendet, sind es in den USA 75 Prozent, in Deutschland 67 Prozent und in Finnland nur 64 Prozent. Im Gegensatz dazu geben die Finnen jedoch jede vierte öffentliche Bildungsmark für die Hochschulen aus - ebenso wie die USA. In Deutschland beträgt dieser Anteil ein Fünftel, in Japan lediglich ein Zehntel.
Die privaten Ausgaben für Bildung - darunter sind Aufwendungen der privaten Haushalte, der Betriebe, Privatschulen und Stiftungen zu verstehen - betragen im OECD-Schnitt knapp 20 Prozent aller Kosten. Besonders spendabel zeigten sich Bürger und Unternehmen der USA, Japan und Deutschland: Jeweils fast ein Viertel der gesamten Bildungsausgaben stammen aus privaten Taschen. Aber auch hier zeigen sich länderspezifische Schwerpunkte. In den USA und Japan bekommen die Universitäten den Großteil, in Deutschland hingegen sind privatwirtschaftliche Strukturen vor allem im schulischen Bereich anzutreffen: Rund zwei Drittel der Privatausgaben gehen dorthin. Was auf den ersten Blick verwundert, erweist sich jedoch als Tücke der OECD-Rechnung. Die Statistiker rechnen die weitgehend von den Betrieben finanzierte Berufsausbildung nämlich dem Schulbereich zu.
Auf noch eine Ungereimtheit der OECD-Zahlen macht das IWD aufmerksam: Laut Angaben des Bundesbildungsministeriums betrug 1993 das Bildungsbudget von Staat und Privaten in Deutschland rund 219 Milliarden Mark. Das entspräche einer BIP-Quote von 7,1 Prozent, womit Deutschland zu den nordischen Bildungsgrößen Finnland und Dänemark aufschließen würde.
Ungeachtet der Frage, wie hoch das deutsche Budget 1993 nun tatsächlich war, 1996 lagen die Bildungsausgaben mit 233 Milliarden Mark zwar höher - gemessen am BIP ist die Quote jedoch auf 6,7 Prozent abgerutscht.