Was macht eigentlich ein Coach? Dem Top-Manager unverblümt den Spiegel vorhalten? Ihn in den Hintern treten, damit er endlich in die Pötte kommt? Ihm zeigen, wo es im Leben und im Job lang zu gehen hat? Dem Klienten beibringen, wie er seine Rolle in Beruf oder Privatleben perfekt zu spielen hat?
Sicher tun manche Coachs genau dies. Schließlich gibt es genug Menschen, die das von einem Coach erwarten. Aber entsprechen diese Erwartungen meinem persönlichen Verständnis von Coaching? Sind sie mit meiner Grundhaltung als Coach vereinbar? Nein.
Als Coach bin ich in erster Linie Experte für den Prozess, der Klient ist der Experte für sich und sein Leben. Verschiebt sich dies – in welche Richtung auch immer – besteht ein hohes Risiko, dass ein Coaching sein Ziel verfehlt. Im Arbeitsalltag hilft es mir deshalb, wenn ich mir immer mal wieder ins Gedächtnis rufe, für welche Jobs ich meiner Ansicht nach nicht zuständig bin:
1. Ich bin kein Hofnarr.
Oft erlebe ich in Vorgesprächen mit Führungskräften, dass sie in ihrem Coach eine soziale Institution zulässiger Kritik sehen, die ihnen unverblümt den Spiegel vorhält. Und je höher sie in der Hierarchie sitzen, desto stärker scheint mir dieser Wunsch ausgeprägt. Gerade die Generation der stark in Hierarchien denkenden Manager, die noch gelernt haben, ihre Mitarbeiter regelmäßig mit harter Hand auf Spur zu bringen, wünscht sich einen ebenbürtigen Sparringspartner: Der Coach als neutrale Person soll ihnen so richtig die Meinung sagen, weil sich das sonst niemand traut.