Ein Umsatzzuwachs in der Branche sorgte für verhaltenen Optimismus auf dem 7. Deutschen Personalberatertag. Durchaus positiv in die Zukunft blicken können Personalberater, die den Trends zur Internationalisierung sowie zur Personalentwicklung der eigenen Mitarbeiter folgen.
'Die Branche blickt verhalten optimistisch auf das laufende Jahr', verkündete Dr. Joachim Staude, Vizepräsident des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU) e.V., auf der Pressekonferenz des 7. Deutschen Personalberatertags. Der vorsichtige Optimismus, der an einem sonnigen 12. Mai 2005 auf dem Petersberg bei Bonn proklamiert wurde, basiert auf den Ergebnissen der jährlich erhobenen BDU-Personalberaterstudie: Nach drei Jahren Abwärtstrend verzeichnet die Personalberaterbranche erstmals wieder einen Umsatzanstieg. Der Markt für die Suche und Auswahl von Fach- und Führungskräften ist 2004 im Vergleich zum Vorjahr um 15,8 Prozent gewachsen. 'Auch uns hat der gestiegene Branchenumsatz überrascht', erklärt Staude. Seine Erklärung für das Wachstum: Die Unternehmen haben einen Nachholbedarf an qualifiziertem Personal. Nachdem die Wirtschaft die Rekrutierung drei Jahre lang vernachlässigt hat, 'legen die Unternehmen die Hebel langsam wieder um', so Staude. Vorbei ist der Trend zur Diversifizierung, die Berater konzentrieren sich wieder auf ihre klassische Kernkompetenz: 85 Prozent des Branchengesamtumsatzes fielen 2004 auf die Dienstleistung Search and Selection. Gefragt waren insbesondere Vertriebsspezialisten, Ingenieure, Verkaufsleiter und Controller. Die Auftraggeber stammten größtenteils aus der Investitionsgüterindustrie, den Bereichen Multimedia, Informationstechnologie und Telekommunikation sowie aus dem Sektor Finanzdienstleistungen.
Die Personalberatung wird komplexer und internationaler
Eine gesteigerte Nachfrage bedeutet jedoch keinen schnellen Geschäftsabschluss. 'Bei fünf Millionen Arbeitslosen überlegen die Kandidaten länger, ob sie ihren jetzigen Job gegen einen unbekannten eintauschen sollen', erläuterte Staude die mangelnde Wechselwilligkeit. Aber auch die Unternehmen sind zögerlicher und vor allem wählerischer geworden. Um einen hoch qualifizierten Bewerber zu finden, der den Anforderungen der Unternehmen gerecht wird, müssen sich Personalberater kräftig ins Zeug legen. Ihr Blick fällt dabei zwangsläufig über Landesgrenzen hinweg, schließlich verlangt die global ausgerichtete Wirtschaft nach internationalen Profilen. Die BDU-Studie spiegelt diesen Wandel: Tatsächlich suchen Personalberater nicht nur im Inland, im Gegenteil: 42 Prozent suchen sowohl im In- als auch im Ausland. 'Es gibt einen Trend zur Expansion ins Ausland', meint Dr. Wolfgang Lichius, Vorsitzender des BDU-Fachverband Personalberatung. 'Das zeigen die Zuwachszahlen bei international arbeitenden Headhuntern.'
Einer von ihnen ist der Österreicher Dr. Klemens Wersonig, Gründer und Partner der Target Executive Search Group. Sein Vortrag 'Personalberatung in Osteuropa - Tipps aus der Praxis vor Ort' sollte Personalberatern, die Richtung Mittel- und Osteuropa expandieren wollen, die nötige Länderkompetenz vermitteln. Dass Wersonig dafür prädestiniert ist, zeigt sein eigener Werdegang: Im Auftrag einer österreichischen Firmengruppe ging er 1988 als Geschäftsführer nach Ungarn. 1994 gründete er die Personalberatung Target, die heute Büros in Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn und Rumänien unterhält.
Der goldene Osten und seine Schwierigkeiten
Ausgestattet mit reichlich Erfahrung erläuterte Wersonig die wirtschaftlichen, kulturellen und personellen Besonderheiten, die für die Suche und Auswahl in den östlichen Nachbarländern relevant sind. Zum Beispiel: 'Bei Auswahlgesprächen mit Kandidaten aus Ungarn oder der Slowakei können Sie sich zu 99 Prozent auf ihren ersten Eindruck verlassen', erstaunte der Berater seine Kollegen. Der Grund: Im Osten reagiert man aus dem Bauch heraus, was sich zeigt, wenn die Befragten in Interviews auf ihre Stärken und Schwächen angesprochen werden. Weitere Unterschiede zum Westen: Die Resonanz auf Inserate ist schwach, die Bewerbungen stimmen zudem häufig nicht mit den Anforderungen überein. Auch für niedrige Positionen wird rekrutiert. Oft sind die Kandidaten verwöhnt, da sie bereits in jungen Jahren Karriere gemacht haben. Erschwert wird der Research zudem vom harten Wettbewerb. 'In Mittel- und Osteuropa herrscht große Konkurrenz. Viele internationale Berater sind dort im Einsatz', räumte Wersonig mit dem Vorurteil auf, dass der Osten ein noch unentdecktes Geschäftsfeld für Recruiter ist. Sein Tipp: Mit Kooperationen und Netzwerken die ersten Schritte auf dem Beratermarkt wagen.
Dass Kooperationspartner im Ausland in der Branche bereits üblich sind, zeigte die Gesprächsrunde von Personalexperten, die den Ausklang des Beratertages bildete. 'Wir haben Partner in Asien, Amerika und Westeuropa', erläuterte etwa Christoph Zeiss von Hoffmann & Heads, München, die internationale Aufstellung seines Unternehmens. Neben der Internationalisierung konstatierten die Experten eine weitere Herausforderung: Aufgrund des demografischen Wandels werden sich die Beratungsunternehmen fragen müssen, wie sie selbst künftig an qualifizierte Berater kommen. Die Antwort lautete: Personalentwicklung der Mitarbeiter. Die Branche scheint erkannt zu haben, dass Qualifizierung auch in den eigenen Reihen angesagt ist. 'Wer das befolgt, kann grundsätzlich optimistisch in die Zukunft blicken', beschloss Thomas Hölzchen von Neumann Leadership, Hamburg, den 7. Deutschen Personalberatertag.