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Auf allen Stühlen mitten hinein in die Change-Thematik

Wenn Veränderungen anstehen, müssen Mitarbeiter vertraute Positionen aufgeben, sich in einer ungewohnten Umgebung einrichten und manchmal auch damit zurechtkommen, zwischen allen Stühlen zu sitzen. Mit einem charmanten Tool gelingt es Trainerin Viola Zintl, diese Herausforderungen in Veränderungsprozessen eingängig zu visualisieren.

'Ist das unser Seminarraum? Diese Abstellkammer?' Mit solchen Fragen wird Viola Zintl eigentlich fast immer konfrontiert, wenn sie einen Change-Workshop mit ihrer Methode 'Auf allen Stühlen' startet. Nicht überraschend, denn das Setting, das die Teilnehmer erwartet, ist ungewöhnlich: Statt der üblichen Seminarstühle hat die Münchner Organisationsberaterin ein Sammelsurium unterschiedlicher Sitzgelegenheiten aufgebaut – von der Holzkiste über den Drehstuhl bis zum Clubsessel.

Die Idee: Wo man sitzt, ist kein Zufall

Die Verwirrung ist gewollt, erklärt Zintl den besonderen Reiz ihres Ansatzes: 'Noch bevor es losgeht, gibt es reichlich Irritation, Bewegung und Gesprächsstoff'. Denn schon die Wahl des Sitzplatzes zwingt die Teilnehmer zum Überdenken von Gewohnheiten: Will ich, wie immer, am Fenster sitzen und nehme dafür den kleinen Hocker in Kauf? Ist der Sessel auf Dauer wirklich so bequem, wie er auf den ersten Blick aussieht? Und warum verwirrt mich die ungewöhnliche Bestuhlung so sehr?

Das Vorgehen: Leitfragen führen durchs Stühle-Chaos

Haben sich alle gesetzt, erläutert die Moderatorin zunächst ihren Ansatz und stellt einen Bezug zum Workshop-Thema her. Sie fordert die Teilnehmer auf, sich nach jeder Pause einen neuen Platz zu suchen, und ermuntert sie, darauf zu achten, welche Erwartungen sie dabei leiten.

Die Kommentare und Reaktionen der Teilnehmer nimmt die Moderatorin im Laufe des Seminars immer wieder auf und verknüpft sie mit den gerade im Raum stehenden Fragestellungen. Zum Beispiel:
Sicherheit: Wie gelingt es, die Balance zu finden zwischen Unterwegssein und Ankommen?
Beteiligung: Was sagt mein Stuhl aus über meine Bereitschaft, mich zu engagieren?
Kooperation: Wie fühlt es sich an, nicht mit dem Kollegen auf Augenhöhe zu sitzen?

Den Erkenntnisprozess steuert sie zusätzlich, indem sie dann und wann methodische Fragen platziert, etwa wenn die Gruppe keine Lust mehr zum Ausprobieren hat oder die Skepis groß ist:
Rückblick/Abschied: Von was für einer Sitzgelegenheit kommen Sie im übertragenen Sinne in Ihrer Rolle im Unternehmen/Projekt/Prozess?
Momentaufnahme: Dafür, wie Sie im Moment Ihre Rollen im Unternehmen verstehen – welcher der Stühle wäre da gerade sinnbildlich für Sie und weswegen?
Blick in die Zukunft: Welche Art Sitzgelegenheit braucht es für Sie als Führungskraft in Zukunft in der neuen Struktur?

Der Nutzen: Veränderung wird fühlbar

Einsetzen lässt sich das Tool sehr gut in der Aufwärmphase oder als Rahmenhandlung von Change-Seminaren. 'Die Methode holt Grundsätze der Veränderung – wie Mobilität, Unbehaust-Sein, Neugierde, Irritation – ins unmittelbare Workshop-Erleben', so Zintl. Teilnehmer werden angeregt, sich mit eigenen, fremden und kollektiven Überzeugungen und Verhaltensmustern auseinanderzusetzen. Zudem werden Konstellationen innerhalb der Gruppe schnell deutlich: Wer sitzt häufig neben wem? Wer meidet die erste Reihe? Und jeder Platzwechsel führt direkt zum Perspektivwechsel: Wie fühle ich mich hier? Was ist anders als vorher?

Für dieses Füllhorn an Methaphern lohnt sich auch die eher aufwendige Vorbereitung, meint Zintl. Denn das Abstellkammer-Ambiente zu kreieren, ist gar nicht so einfach. Oft genug muss die Beraterin Stühle durch die Gegend fahren und Überzeugungsarbeit leisten, damit der Hausmeister auch in Büros, in der Hotelbar oder im Wellness-Bereich nach Sitzgelegenheiten sucht ...

Autor(en): (Sylvia Lipkowski)
Quelle: Training aktuell 04/09, April 2009
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