Personalentwickler geraten immer mehr unter Druck: In der derzeitigen Situation der wirtschaftlichen Krise wird in vielen Unternehmen an Weiterbildung zuerst gespart. Ergo gilt es immer mehr, die Geschäftsführung vom Nutzen der Weiterbildungsmaßnahmen zu überzeugen. Soweit die Ausgangslage für den 9. Trainingskongresses vom 13. bis 14. November 2003 in Bonn. Dass die Veranstalter - die Synergie Network, die Zeitschrift Computerwoche, die Audi AG und SAP AG - ihre Veranstaltung unter das Motto 'Intelligente Qualifizierung in schwierigen Zeiten' stellten, kommt nicht von ungefähr. Bei dem Kongress - in den vergangenen Jahren noch unter dem Titel IT-Trainingskongress durchgeführt - standen die Themen Evaluation und Kosten-Nutzen-Analyse von Weiterbildungsmaßnahmen eindeutig im Vordergrund.
Selbst Großunternehmen hinken beim Bildungscontrolling hinterher
Eines vorweg: Die passenden Instrumente, um das Thema Weiterbildung betriebswirtschaftlich zu rechtfertigen, fehlen bislang. Selbst Großunternehmen können dem Ruf der Controller nach Zahlen bislang nicht nachkommen. Das zumindest ließ Jochen Robes von der Deutschen Bank AG bei einem Round-Table zum Thema Controlling und Evaluation erkennen. 'Zufriedenheitsabfragen werden gemacht, punktuell wird auch der Lernerfolg gemessen. In Sachen Lerntransfer wird die Luft schon dünner. Und der Nachweis, dass Weiterbildungsmaßnahmen den Geschäftserfolg positiv beeinflussen, steht noch ganz aus', schilderte Robes die Situation in seinem Unternehmen. Handfeste Lösungen, wie der Erfolg und der Return on Investment (ROI) von Trainings nachzuweisen sind, konnten die ca. 460 Personalentwickler und Weiterbildner vom Trainingskongress demnach nicht mit nach Hause nehmen. 'Wir brauchen sinnvolle Kennzahlen für den Weiterbildungsbereich. Und da sind wir noch ganz am Anfang', so Robes.
Weiterbildung muss sich an den Unternehmenszielen orientieren
Dass für das Erarbeiten von Kennzahlen eine gesamtheitliche Betrachtung des Unternehmens stattfinden muss, steht nach Meinung der Referenten des Trainingskongresses indes fest. 'Weiterbildung muss sich an den Unternehmenszielen orientieren und in einen Prozess eingebettet werden', ist somit nicht nur die Meinung von Werner Schröder von der Siemens Business Services GmbH & Co. OHG. Wie der Weg von den Unternehmenszielen zum Qualifikationsbedarf und weiter zur Erfolgskontrolle entprechender Trainings beschritten werden kann, führten Garrit Skrock von der SAP AG und Dietmal Falter von T-Systems International GmbH vor. Dabei wurde zumindest eines klar: Die flächendeckende Erfolgsmessung von Weiterbildungsmaßnahmen gelingt nur mittels eines aufwendigen elektronischen Learning-Management-Systems.
Evaluierung: Die Berücksichtigung von Umfeldvariablen bereitet noch Probleme
Was einem noch so ausgeklügelten elektronischen System aber nicht gelingen kann, ist die Berücksichtigung sämtlicher Umfeldfaktoren im Unternehmen bei der Erfolgsmessung. 'Wie kann ich denn feststellen, ob z.B. ein höherer Verkaufsumsatz nach einer Schulung der Vertriebsmitarbeiter wirklich auf das Training zurückzuführen ist?' lautete eine typische Frage eines Kongressteilnehmers. Der Erfolg habe bekanntlich ja viele Väter. Eine Antwort konnte dem Teilnehmer keiner geben.