Noch vor wenigen Jahren galt in vielen Unternehmen die Devise: Hauptsache e-Learning. Zum Beispiel bei der Schweizer UBS Investment Bank. „Während des Hypes haben wir euphorisch und nahezu wahllos WBTs eingekauft“, erinnert sich David Herzig. „Ohne Rücksicht auf den tatsächlichen Bedarf oder die Lernpräferenzen der Mitarbeiter.“
Mittlerweile ist nach Aussage des Managers der Mitarbeiter- und Führungsausbildung Ernüchterung eingekehrt, denn von dem einst eingekauften Content liegen 70 Prozent mehr oder weniger ungenutzt herum. „Diese Erfahrung hat uns im Hinblick auf den Einkauf von Inhalten wesentlich umsichtiger werden lassen“, resümiert der Schweizer. „Wir haben unser Verhalten geändert und unsere Vorgehensweise professionalisiert.“
So wurden bei UBS beispielsweise Evaluationskriterien für die Auswahl von e-Learning-Produkten erarbeitet. Dazu gehören u.a. Fragen nach der technischen Stabilität, dem didaktischen Aufbau und der Benutzerfreundlichkeit.
Der Trend Richtung Professionalisierung im Einkauf ist vor allem bei größeren Unternehmen spürbar. „Viele von ihnen schauen mittlerweile sehr genau hin, wenn sie Content einkaufen“, berichtet Sünne Eichler. „Das Gießkannenprinzip, bei dem relativ beliebig Inhalte zu einem Thema eingekauft werden, ist längst perdu“, weiß die Geschäftsleiterin des Online-Trainingsanbieters Webacad aus eigener Erfahrung.
Beispiel Bayer Industry Services (BIS): Das Leverkusener Unternehmen hat - gemeinsam mit der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg - ein eigenes Verfahren zur Bewertung technologiegestützter Bildungsangebote erarbeitet. Der Name: Qdidact. Dahinter verbirgt sich ein Katalog mit 70 Kriterien, die Lernprogramme unter den Gesichtspunkten Inhalt, Methodik-Didaktik, Mediendesign und Usability ins Visier nehmen.
Extras:
- Elf Kriterien, die über die Qualität von e-Learning-Content entscheiden.
- Literturtipps: Kurzrezensionen von vier Büchern über Qualität im e-Learning.