Eigentlich hat sie gerade Urlaub. Aber da sind noch ein paar Projekte für das Bayerische Fernsehen, Marie Claire, die Frankfurter Hefte. Die 'Privatpraxis' der Wirtschaftsredakteurin Dagmar Deckstein (Aurorenkürzel: dad) läuft immer besser. Dennoch verabreden wir uns bei der Süddeutschen Zeitung, Sendlinger Straße in München. In ihrem Kämmerlein, mit Blick auf den verwinkelten Verlagshof. Im 3. Stock, wo das Wirtschaftsressort angesiedelt ist.
Ursprünglich gehörte sie zur Innenpolitik. So war nun mal das Weltbild damals. Und so stand sinngemäß auch in ihrem Arbeitsvertrag: Dagmar Deckstein möge die Gewerkschaften beobachten. Mit der Anschaffung eines Fernglases, sagt sie, wäre es eigentlich auch getan. So begann sie, sich Gedanken über die Zusammenhänge in der Arbeitswelt zu machen. 1991 fiel ihr John Hormann's 'Future work' in die Hände. Was ihre Theorie bestätigte, daß jetzt, nach 150 Jahren, das Ende des Industriezeitalters da ist.
1995 erschien ihre Wirtschaftsserie 'Wovon wir künftig leben wollen. Psychologische Tendenzen der Wirtschafts- und Arbeitswelt.' Das habe wenig Aufsehen erregt, sagt sie im Rückblick.
Vielleicht liegt es daran, daß ihre Melodie damals noch zu fremd für unsere Ohren klang. Und irgendwie hört sie sich auch heute wieder fremd an, denn ihre Intonierung ist aller faustischen Theorien zum Trotz eine optimistische…