Die Woche mit sechzig bis achtzig Arbeitsstunden war für Volkmar Bergmann Normalzustand. Der Mitgründer und Chefingenieur einer Softwarefirma arbeitete montags bis freitags, an Samstagen und Sonntagen. Das Geschäft blühte, er brachte das Unternehmen zu Wachstum: 220 Millionen Umsatz, 1.100 Mitarbeiter, das verkündete er stolz als seine persönliche Erfolgsbilanz.
Die Arbeit machte ihm Spaß - eine ganze Weile, bis sein Sohn zur Welt kam. 'Auf einmal fing ich an, die Dinge in anderem Licht zu sehen'. Er versuchte, aus seinem hektischen Arbeitsleben mit Nacht- und Wochenendarbeit herauszukommen, was über Jahre nicht gelang. Erst der Entschluß für einen radikalen Wandel brachte Besserung: Heute arbeitet Bergmann nur 20 Stunden die Woche, als Berater für die eigene Firma. Er hat ausreichend Zeit für die Kinder und bekundet: 'Ich bin zufriedener als je zuvor in meinem Leben'.
Glück gehabt. Anderen Vielarbeitern ist diese Wende nicht vergönnt, sie bleiben an ihren Schreibtisch gekettet. Der Nonstop-Arbeitstag liegt im Trend, wie Bryan E. Robinson, Professor an der Universität von Charlotte, North Carolina, feststellt: 'Millionen von Menschen überinvestieren in ihre Jobs. Das hat epidemische Ausmaße angenommen. Wir leben in einer Welt, die Workaholics begünstigt. Das Gleichgewicht ist längst verloren, wir sind nicht mehr in der Lage, uns oder denen, die wir lieben, noch etwas Gutes zu tun'.
Schwierigkeiten mit Workaholismus und Überarbeitung werden sich in Zukunft noch verstärken. Immer mehr Menschen kommen in die Gefahr, ihr Engagement im Job zu übertreiben. Technologie macht es möglich: Die Grenze zwischen Zuhause und Büro wird weiter schwinden, Telearbeit ist im Kommen…