Reklame von Lanxess: Fünf Männer schreiten über den Werkshof, sichtlich geschäftig. Die Typen im roten Overall verkörpern das neue Unternehmen. Sie sehen dynamisch aus, voller Energie. “Staraufgebot” prangt über diesem Werbebild; der Lanxess-Konzern ist stolz und sagt das auch: “Das Beste an uns sind die Mitarbeiter”.
In der Bilanz des im Jahr 2004 von Bayer abgespaltenen Konzerns steht das so allerdings nicht. Eine Position “Mitarbeiter-Vermögen” oder “Wissens-Vermögen” weist der Börsenprospekt nicht aus - nur die klassischen Posten Anlage- und Umlaufvermögen sind zu finden. In der Bilanz steht, was man zählen, messen, wiegen kann - also etwa Gebäude, Maschinen, Vorräte oder Geldforderungen an Kunden. Das, worauf Lanxess so stolz ist, findet in dem Zahlenwerk nur am Rande statt.
In Zukunft könnte sich das ändern. Denn die Bilanz, so die grundlegende Idee der Buchhaltung, soll ein Werte-Speicher des Unternehmens sein. Sie zeigt all das, was heute Vermögen ist, und in zukünftigen Perioden zu Umsatz führt. Deshalb stehen etwa Maschinen in der Bilanz - sie wurden gestern gekauft und bezahlt, produzieren aber auch in den kommenden Jahren Werte. Dieser Einsicht folgend soll künftig auch das Wissens-Vermögen ausgewiesen werden. Denn Menschen, Köpfe, Ideen schaffen Werte. “Die Wissensbilanz kommt”, beschreibt Ingo Rollwagen, bei der Deutsche Bank Research, Frankfurt am Main, Experte für Makro-Trends, die Zukunft: Wissen spielt eine immer größere Rolle als Quelle von Wertschöpfung. Auch Hersteller von Automobilen sollten diese Idee verstehen, meint Rollwagen: “Nicht mehr Blechbiegen, sondern das immaterielle Kapital, das Know-how, ist die Quelle von Umsatz und Rendite.”
Extras:
- Literaturtipps: Kurzrezensionen zweier Bücher zum Thema “Wissensbilanz”.
- Wie sich Wissen auf der Basis von nicht-monetären Indikatoren bilanzieren lässt.
- Wissensbilanz in fünf Schritten beim Herrenausstatter SØR Rusche.